Badeverbot am Strandbad Hörnle? „Wir waren eben drin, es ist ein bisschen frisch“, sagt Dennis. Als er vom Verbot erfährt, erschrickt er. „Davon wussten wir gar nichts“, sagt er entschuldigend, schüttelt die nassen Haare und will nun auch seinen Nachnamen lieber nicht mehr öffentlich nennen.

Das Badeverbot kann man leicht übersehen

Dennis ist nicht der einzige, der das Badeverbot am Hörnle „übersehen“ hat. Das Schild kommt schließlich ein wenig schmal und schüchtern daher. Bei manchen ist mehr Mutwille im Spiel. „Wir haben uns mit Absicht nicht dran gehalten, ja“, sagt Marcin Brombosch, „es wird nicht erklärt, warum es verboten ist. Ich finde die Regeln zu strikt. Auch, dass Kinder weiter zuhause bleiben sollen.“ Seine sechsjährige Tochter hebt er dabei vom Stand-up-Paddle.

Badeverbot: Aber eben auch sehr höflich formuliert. Das hat vielleicht nicht auf alle Badegäste Eindruck gemacht.
Badeverbot: Aber eben auch sehr höflich formuliert. Das hat vielleicht nicht auf alle Badegäste Eindruck gemacht. | Bild: Wagner, Claudia

Simone Enssle hält sich an das Badeverbot, sie und drei weitere Frauen unterhalten sich auf Sonnenliegen. Lieber würden sie sich zwischendurch abkühlen. „Ich finde es übertrieben, man versteht den Sinn gar nicht. Ich bin aber schon froh, dass das Hörnle geöffnet ist“, sagt Enssle.

Hinter dem Verbot steht die Haftungsfrage

Den Sinn des Verbots erläutert Robert Grammelspacher, Chef der Bädergesellschaft: „Es ist eine Haftungsfrage“, sagt er. Alle Schwimm- und Strandbäder in Baden-Württemberg hätten aktuell laut Corona-Verordnung geschlossen. Die Konstanzer Strandbäder sind ein Sonderfall, weil kein Eintritt verlangt wird. Man hätte als Alternative alles absperren müssen. Zu den üblichen Betriebszeiten stehe die Bädergesellschaft jedoch in der Haftung, falls einem Schwimmer etwas zustoße. „Lediglich ein Schild ‚Baden auf eigene Gefahr‘ aufzustellen, reicht da leider nicht aus“, sagt Grammelspacher.

Am 15. Juni öffnen vermutlich alle Schwimmbäder im Land

Der Bäderchef ist überzeugt, dass man die Tage bis zur offiziellen Öffnung aller Schwimmbäder nun problemlos überstehen werde. Bei seinem Rundgang durch alle Bäder seien ihm nur vereinzelt Schwimmer aufgefallen. Das Personal in den Strandbädern sei angehalten, sie darauf hinzuweisen, dass das Schwimmen verboten sei. Größere Konsequenzen hätten sie aber nicht zu befürchten, „das wäre nicht unsere Linie“.

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„Wir dachten, das wäre erlaubt“

Unwohl scheint sich hier kaum jemand zu fühlen angesichts der inzwischen zahlreichen Touristen und Tagestouristen in Konstanz. Jorias Stickel ist mit seinen Freunden aus Rottweil an den See gekommen, sie sind zu siebt. Und die Kontaktbeschränkung? „Wir dachten, ab 1. Juni wäre das wieder erlaubt“, sagen die Jungs und grinsen ein wenig schuldbewusst. Bisher hätten sie sich an die meisten Regeln gehalten. „Einmal waren wir bei unserem Schulabschluss mit 20 Personen unterwegs“, räumt Stickel ein. Die Corona-Regeln seien okay gewesen, finden die Besucher, aber jetzt seien Lockerungen fällig.

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Bild: Wagner, Claudia

Ähnlich zwanglos wie am Hörnle geht es am Herosé zu. Hier liegt man noch etwas dichter beieinander – Abstände zwischen Gruppen sind aber wahrnehmbar. Baden ist erlaubt, das nutzen viele junge Menschen. Auch Linus, Sportstudent an der Konstanzer Uni, berichtet, dass er sich anfangs an alle Corona-Regeln gehalten habe, seine Kommilitonen und Freunde nicken. „Jetzt nehmen wir es mit der Anzahl nicht mehr ganz so genau“, sagt Lisa aus Stuttgart. Deshalb wollen sie vor der Presse lieber nur die Vornamen nennen.

Studenten im Herose nehmen‘s entspannt

„Mehr als zwei Haushalte sind wir als Gruppe auf jeden Fall“, räumt Manuel ein. Er glaubt aber auch, das Risiko eingehen zu können: „Es sind im Kreis nur noch wenige Krankheitsfälle.“ Dass es im Herosé abends oft ganz anders zugeht als an diesem friedlichen Pfingstsonntag, wissen die Studierenden. Auch die Polizeieinsätze der vergangenen Tage sind ihnen bekannt. An einem Abend hätten Abiturienten ihr Abi gefeiert, ergänzt Manuel. „Ich verstehe sogar, dass sie Regeln übertreten an diesem Abend. Man macht nur einmal im Leben Abitur.“ Die Studenten beobachten, dass es nachts voller ist im Park als in anderen Jahren. Auch das dürfte mit Corona zusammenhängen: „Bars, Clubs, Diskotheken haben immer noch geschlossen“, sagt Linus. „Irgendwo müssen die Feiernden ja hin, also gehen sie in den Herosé.“

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Nicht ganz korrekt nach Corona-Regeln: Lisa, Alia, Celine, Manuel und Linus, alle Sportstundenten, genießen zu fünft die Sonne im Herosé-Park. | Bild: Wagner, Claudia

Wenige Meter weiter herrscht Zufriedenheit vor. „Hier sind alle gut drauf“, sagt Tilo Irmisch, Betreiber des Constanzer Wirtshauses, auf Anfrage. Es sei viel los, Zeit habe er im Moment nicht. Wenige Worte müssen reichen: Alles laufe regelgerecht, man habe deutlich gespürt, dass auch Touristen in der Stadt sind. „Das entspannte Biergartengefühl ist wieder da“, sagt Irmisch und eilt weiter. Von Krise ist in Konstanz tatsächlich nichts mehr zu spüren.