Priscilla Ogundipe

Die Gastronomie wurde von der Pandemie hart getroffen. In diesem Sommer können, nach langer Zeit im Lockdown, Gäste empfangen werden – theoretisch. Praktisch sieht die Situation nämlich anders aus.

Auf SÜDKURIER-Nachfrage bestätigten mehrere Konstanzer Wirte, dass ihnen Mitarbeiter fehlen. Anfangs waren die Gastronomen noch zuversichtlich, jetzt ist die Stimmung angespannt.

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Personalmangel durch Corona massiv verstärkt

Manfred Hölzl, zweiter Vorsitzender der Dehoga-Kreisstelle Konstanz, sagt, im Gastgewerbe habe es auch schon vor Corona Engpässe gegeben. „Weil es in der Region viele Grenzgänger gibt. Wir haben eine Fluktuation in die Schweiz, weil da die Löhne sehr gut sind“, so Hölzl.

Durch die Corona-Pandemie sei der Personalmangel jetzt aber zusätzlich massiv verstärkt worden. „Und das zieht sich quer durch alle Branchen. Auch im Handwerk und in der Pflege ist das so“, betont er.

Manfred Hölzl, zweiter Vorsitzender der Dehoga-Kreisstelle Konstanz.
Manfred Hölzl, zweiter Vorsitzender der Dehoga-Kreisstelle Konstanz. | Bild: Schuler, Andreas

„Es hieß, im Tourismus gibt‘s immer Arbeit. Nun war die Branche neun Monate geschlossen“, so Hölzl. Die Folgen würden sowohl Fachkräfte, Angelernte, Saisonmitarbeiter, als auch Hochschulabsolventen im Bereich Tourismus spüren.

Im Service seien zudem viele Studierende tätig gewesen – die seien aber durch die digitalen Vorlesungen nicht nach Konstanz gekommen, in der Heimat geblieben oder sogar weggezogen erklärt er.

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Manfred Hölzl, der sich seit Jahren auch für die Beschäftigung und Ausbildung von Geflüchteten einsetzt, sei jedoch noch ein weiterer Aspekt aufgefallen. „Es laufen viele Aufforderungen zur Abschiebung ins erste Ankunftsland“, erklärt der zweite Vorsitzende der Dehoga-Kreisstelle Konstanz.

Zwar würde es sich dabei nur um Einzelfälle handeln, trotzdem sei das ein Problem. Er verstehe nicht wieso Geflüchtete wieder weggeschickt werden: „Die Menschen sind bei uns gut integriert, zudem fehlt es uns an Personal.“ Hölzl würde sich hier mehr Fingerspitzengefühl und Vernunft wünschen: „Der Branche soll nicht noch mehr Druck ausgeübt werden.“

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Hafenhalle leidet unter Personalmangel

Auch in der Hafenhalle Konstanz zeigt sich die Situation. Das Restaurant mit Biergarten leidet unter massivem Personalmangel, bestätigt Markus Schweizer, Mitgeschäftsführer der Hafenhalle.

„Wir mussten deshalb unsere Öffnungszeiten einschränken und haben nur noch den Biergarten auf“, sagt Schweizer. Anders als bei vielen anderen Wirten, würden ihm aber nicht die Servicekräfte fehlen.

Markus Schweizer, Mitgeschäftsführer der Hafenhalle.
Markus Schweizer, Mitgeschäftsführer der Hafenhalle. | Bild: Rindt Claudia

„Uns fehlen vor allem die Profis in der Küche“, erklärt Schweizer. Dort brauche es nämlich ausgebildete Köche, Küchenchefs und Restaurantfachleute. Aber die hätten, pandemiebedingt, nun in anderen Branchen Fuß gefasst: „Viele Mitarbeiter haben sich jetzt einen Job mit sicherer Zukunft gesucht – zum Beispiel im Einzelhandel“, sagt Schweizer.

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Kurzarbeit, ausbleibende Nachtzuschläge und fehlendes Trinkgeld hätten dafür gesorgt, dass viele Mitarbeiter ihre monatlichen Ausgaben nicht mehr decken konnten. Dabei würde die Hafenhalle sogar übertariflich bezahlen.

Aber die Situation sei einfach zu ungewiss. „Wir wissen nicht, ob wir vielleicht bald wieder zumachen müssen, sollte es eine vierte Welle geben“, so Schweizer. Ihm bleibe nichts anderes übrig, als die Situation auszusitzen und zu warten bis die Lage wieder sicherer ist.

Die Qualität könne nicht mehr geboten werden

Die Gastronomie in ganz Baden-Württemberg verzeichnet Personalmangel, erklärt Daniel Ohl, Pressesprecher der Dehoga Baden-Württemberg. Aber besonders in der Bodenseeregion ist das Problem massiv.

Hier sei, aufgrund vieler Touristen, die Nachfrage besonders hoch, so Ohl. Aber weil die Mitarbeiter fehlen, müssten Öffnungszeiten eingegrenzt und Veranstaltungen abgesagt werden, erklärt Ohl: „Weil die Qualität sonst nicht mehr geboten werden kann.“

Daniel Ohl, Pressesprecher der Dehoga Baden-Württemberg.
Daniel Ohl, Pressesprecher der Dehoga Baden-Württemberg. | Bild: Dehoga

Das Gastgewerbe sei eine sehr personalintensive Branche. Trotzdem sei man nicht pessimistisch. Der Pressesprecher betont: „Es ist nicht so, dass die Leute nicht im Gastgewerbe arbeiten wollen – im Gegenteil.“ Die Branche sei, laut Ohl, wegen der Flexibilität und Diversität sogar sehr gefragt, das würden auch Statistiken zeigen.

Momentan fehle einfach nur die Planungssicherheit und die wirtschaftlichen Grundvoraussetzungen: „Wir brauchen einfach bessere Rahmenbedingungen. Die aktuellen Voraussetzungen sind nicht optimal um Mitarbeiter zu gewinnen.“ Daniel Ohl wünscht sich mehr Klarheit und setzt seine Hoffnung auf die kommende Ministerpräsidentenkonferenz.

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