Noch immer ist die Aufregung um den abgeschobenen Konzil-Mitarbeiter Lukmann Lawall groß. Im Internet sind Kommentatoren erbost, dass ein nach seiner Flucht aus Nigeria in Konstanz bestens integrierter Mensch Deutschland verlassen musste. Am Montag ist Lukmann Lawall vom Flughafen Stuttgart in seine Heimat Nigeria geflogen worden, wie der SÜDKURIER berichtete.
Hölzl hadert mit dem politischen System
Sein Chef in Konstanz, Konzil-Betreiber Manfred Hölzl, hat den Glauben ans System verloren: „Gesellschaftspolitisch tue ich mich im Moment sehr schwer. Für mich sind menschliche Gesichtspunkte komplett außer Kraft gesetzt worden.“
„Wundervolle Mitarbeiter und Menschen“
15 Geflüchtete arbeiten in seinem Betrieb, alle sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt, bezahlen Steuer, gehen laut Hölzl zuverlässig ihrer Arbeit nach. „Ohne sie ginge es nicht“, beteuert er. „Diese Personen aus Syrien, Afghanistan, Gabun, Eritrea, Äthiopien oder Nigeria sind wundervolle Menschen und Mitarbeiter. Ich brauche jeden Einzelnen.“
Nicht nur Gastwirte seien 2015 aufgefordert worden, Flüchtlinge einzustellen. „Wir sollten sie integrieren, sie von der Straße holen, ihnen helfen. Dann haben wir das erfolgreich umgesetzt und jetzt werden sie abgeschoben – unfassbar“, so Hölzl.
Hölzl lässt seine städtischen Ehrenämter ruhen
Um ein Zeichen zu setzen, beschloss er, sein Gemeinderatsmandat ruhen zu lassen. „Ich habe die Geschäftsstelle des Gemeinderats davon unterrichtet“, erzählt er. „Als Antwort bekam ich: Das ginge nicht. Doch ich werde aus moralischen Gründen an den Sitzungen jetzt erst einmal nicht mehr teilnehmen.“
Auch seine Funktion als Leiter des Präventionsrats wird er ruhen lassen. „Wie kann ich mich um Defizite in der Stadt bei Themen wie Zivilcourage, Vermüllung oder friedliches Zusammenleben kümmern, wenn ich so etwas erleben muss?“, fragt er.
Verständnis von Ratskollegen
Sein Ratskollege Holger Reile von den Linken zeigt Verständnis: „Ich ziehe meinen Hut vor dem Engagement des Manfred Hölzle und auch vor seiner Entscheidung, erst einmal sein Mandat ruhen zu lassen. Es ist in der Tat nicht zu fassen, dass man Menschen, die sich bei uns integriert haben, einfach wieder abschiebt.“ Am Montagabend erklärte sich Manfred Hölzl in der CDU-Fraktion, „und auch hier bin ich auf Verständnis getroffen“, wie er berichtet.
Auch der OB unterstützt den Konzilwirt
Unterstützung bekommt er von OB Uli Burchardt. Er erklärte gegenüber dem SÜDKURIER: „Ich bedaure sehr, wenn Menschen abgeschoben werden, die hier arbeiten und sich integrieren. Es ist für mich schwer verständlich, dass der Betroffene offenbar keine Aussicht auf eine Beschäftigungsduldung nach den neuen gesetzlichen Grundlagen hatte. Meiner Ansicht nach sollten solche Menschen eine Chance bei uns erhalten.“
Lukmann Lawall hat einige Jahre Einreiseverbot
Lukmann Lawalls Anwalt Rudy Haenel sieht wenige Chancen, dass der Afrikaner kurz- oder mittelfristig zurückkehren könnte. „Lukamm Lawall hat nun für einige Jahre Einreiseverbot nach Deutschland, da nutzt auch sein Arbeitsplatz im Konzil nichts.“
Die einzige Hoffnung wäre gewesen, dass Nigeria ihn nicht hätte einreisen lassen und er gleich wieder zurückgeschickt worden wäre – was aber nach bisherigem Stand nicht geschah. Manfred Hölzl hat angekündigt, um seinen Mitarbeiter kämpfen zu wollen: „Ich werde mich für ihn einsetzen in der Hoffnung, dass er vielleicht doch wieder nach Deutschland reisen und hier bleiben darf.“