Konstanz ist im vergangenen Jahr geschrumpft – zumindest was die Einwohnerzahl anbelangt. 2019 zählte die Konzilstadt 86.332 Einwohner mit Hauptwohnsitz, 2020 waren es noch 85.837, ein Minus von 495 Menschen, was 0,57 Prozent entspricht. Das geht aus der Einwohnerfortschreibung der Stadt Konstanz hervor. Wo liegen die Gründe für diesen Rückgang?

Junge Menschen sind weggezogen

Eines vorweg: Das Konstanzer Bevölkerungswachstum hat sich bereits seit 2016 deutlich verlangsamt. Das sei vor allem auf die Gruppe der 18- bis 30-Jährigen zurückzuführen, die für Konstanz sowohl bei den Zu- als auch Wegzügen stark ins Gewicht fallen, wie Eberhard Baier auf SÜDKURIER-Nachfrage erklärt. Er leitet die Stadtverwaltungsabteilung Statistik und Steuerungsunterstützung.

„Man sieht, dass in den vergangenen Jahren der Zuzug von 18- bis 30-Jährigen pro Jahr leicht zurückgegangen ist.“ Dadurch verlangsamte sich zwar der Bevölkerungszuwachs etwas, der Trend ging aber weiterhin stets nach oben – bis zum Jahr 2020.

Bild 1: Im Jahr 2020 ging die Einwohnerzahl von Konstanz erstmals wieder zurück. Wo liegen die Gründe dafür, dass die Bevölkerung scheinbar schrumpft?
Bild: SÜKDURIER-Grafik | Quelle: Stadt Konstanz

„Vergangenes Jahr ist der Zuzug von 18- bis 30-Jährigen stark zurückgegangen“, so Baier. Deutlich wird dies vor allem, wenn man nur die 18- bis 25-Jährigen betrachtet, deren Anzahl in Konstanz vergangenes Jahr um 6,8 Prozent eingebrochen ist. Ein Grund sei die Corona-Pandemie und der dadurch bedingte Wegfall von Präsenzveranstaltungen an Unis und Hochschulen, so Baier.

Ein Rückgang bei der jungen Bevölkerung sei auch in anderen deutschen Universitätsstädten festzustellen. „Und in Konstanz fällt der Weg- und Zuzug von Studenten noch stärker ins Gewicht als in größeren Städten wie Tübingen oder Freiburg“, erklärt Baier.

Das könnte Sie auch interessieren

Dass weniger Studenten nach Konstanz gezogen sind, weil Seminare und Vorlesungen primär online stattgefunden haben, bestätigt eine Nachfrage beim hiesigen Studentenwerk. „Im Moment wohnen etwa ein Drittel weniger internationale Studierende bei uns als sonst, das entspricht in etwa auch der Zahl an freien Zimmern“, erklärt Seewerk-Pressesprecherin Corinna Voigt.

Auch von deutschen Studenten seien weniger Zimmer-Anfragen eingegangen. „Aber insbesondere im letzten Wintersemester hat sich das weniger ausgewirkt, da wir normalerweise immer einen Überhang an Bewerbern haben.“ Derzeit (Stand: 11. Mai 2021) seien rund 100 Zimmer frei.

Erneutes Wachstum wird erwartet

Statistiker Eberhard Baier glaubt nicht, dass der Bevölkerungsrückgang insgesamt zu einer Entspannung auf dem Wohnungsmarkt führen wird. „Dafür dürfte der Zeitraum zu kurz sein. Doch uns fehlen hierzu die harten Fakten.“ Stattdessen rechnet Baier bald wieder mit einem Bevölkerungswachstum.

Auch Corinna Voigts Aussage deutet in diese Richtung: „Ähnlich wie in den vergangenen Vor-Corona-Jahren, steigen bereits jetzt die Neubewerbungen fürs Wintersemester, weshalb wir momentan davon ausgehen, wieder alle Zimmer belegen zu können.“

Das könnte Sie auch interessieren