Sie freue sich sehr über die Wahl zur Rektorin an der Freiburger Universität, sagt Kerstin Krieglstein – „auch, weil dadurch eine schwelende Situation entschieden wurde. Es war eine lange Hängepartie.“

Konstanz und Freiburg: nicht zu vergleichen

Die Freude über den Karriereschritt nach Freiburg habe nichts zu tun mit der Wertschätzung, die sie ihrer Tätigkeit in Konstanz entgegenbringe. „Ich möchte nochmal deutlich machen: Es war keine Initiativbewerbung meinerseits in Freiburg„, sagt Krieglstein im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

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Freiburg habe für sie jedoch eine andere Bedeutung als jede andere Uni in Deutschland. Ab 2007 war Krieglstein Professorin für Anatomie an der Uni Freiburg, von 2014 an hauptamtliche Dekanin der Medizinischen Fakultät, bis sie 2018 als Rektorin nach Konstanz wechselte.

Der Reiz einer großen Aufgabe

Es sei vor allem die Aufgabe, die sie gereizt habe – und schließlich dazu bewogen, auf die Signale, dass sie in Freiburg sehr willkommen sei, zu reagieren. „Eine solche Möglichkeit gibt es nur einmal in der eigenen Vita“, sagt Krieglstein.

Im Gegensatz zur Konstanzer Uni sei die Freiburger Universität eine sehr große Hochschule, sie umfasse zudem eine Medizinische und Technische Fakultät. Die technische Fakultät sei recht neu – „die interdisziplinäre Vernetzung mitentwickeln zu können, ist eine einmalige Chance“. Beide Flanken, Technische und Medizinische Fakultät, böten ein großes Potenzial.

Wechsel nach nur zwei Jahren im Amt

Krieglsteins Wechsel ist ungewöhnlich, weil er nach nur zwei Jahren Amtszeit in Konstanz erfolgt. Die studierte Pharmazeutin und Chemikerin ist allerdings überzeugt, dass, was auf der Zeitachse fehlte, an Großprojekten aufgewogen wurde. Sie habe gemeinsam mit Lehrenden, Studierenden und der Verwaltung die Universität Konstanz bei der Exzellenzstrategie erfolgreich zur Förderung gebracht. „Das sichert der Uni für die kommenden sieben Jahre die Zukunft und vermutlich weit darüber hinaus“, sagt sie.

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Für die nächste Runde der Exzellenzstrategie müsse man jetzt allmählich beginnen, sich mit neuen Exzellenzclustern auseinanderzusetzen. An dieser Stelle sieht Krieglstein eine natürliche Zäsur: Das könne für einen neuen Rektor, eine neue Rektorin eine reizvolle Aufgabe sein. Dass es Auswahl gebe an Personen, die geeignet seien, die Universität Konstanz zu leiten, daran hat Krieglstein keine Zweifel. Das liege an der Attraktivität der Universität. „Wichtig ist, den Richtigen oder die Richtige zu wählen. Aber das Gespür für Qualität ist da.“

Uni gut aufgehoben unter Leitung des Rektorats

Für die Zwischenzeit sieht Krieglstein die Uni Konstanz gut in den Händen des dann vierköpfigen Rektorats aufgehoben. Im Moment sei eine der Hauptaufgaben, den Lehrbetrieb unter Wahrung der Corona-Schutzmaßnahmen wieder aufzunehmen. Der studentische Präsenzbetrieb sei noch ausgesetzt – Prüfungen und Praktika fänden aber statt. Im Moment sei man dabei, das Raumproblem zu lösen. Ziel sei es, dass wieder mehr Veranstaltungen mit Studierenden stattfinden können – aber so, dass die Abstandsregeln eingehalten würden.

Uni-Rat bekräftigt Leistungen Krieglsteins

Ute Frevert, Vorsitzende des Universitätsrats der Uni Konstanz, hatte bereits in der Pressemitteilung zum Wechsel Krieglsteins nach Freiburg ihr Bedauern über den Weggang der Rektorin ausgedrückt. Sie unterstrich deren Leistung, die Universität zu einem dritten Erfolg als Exzellenzuniversität geführt zu haben.

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Auch die Studierendenvertretung (Stuve) bedauert den Wechsel an der Spitze: „Als Studierendenvertretung haben wir die Zusammenarbeit mit Kerstin Krieglstein als respektvoll und produktiv erlebt und hätten diese auch gerne fortgesetzt“, schreibt Helen Schiff, Vorsitzende der Stuve auf Anfrage. Trotzdem begreife die Studierendenvertretung den erneuten Rektorenwechsel als Chance und wolle sich dafür einsetzen, dass auch die Auswahl der nächsten Hochschulleitung im Sinne der Studierenden getroffen werde.