Seit Jahren ärgert sich Philip Ditting über den Zustand Konstanzer Kinderspielplätze. „Ich bin der Meinung, es wird auf Quantität statt auf Qualität gesetzt“, sagt der zweifache Familienvater und Kindergartenerzieher. „Es existiert keine Entwicklung. Löcher werden gestopft anstatt mal große Projekte anzugehen.“
Vor allem zu Zeiten von Corona, wenn also Kinder in unregelmäßigen Abständen weder in Schulen noch in Kitas gehen dürfen und ihren Bewegungsdrang unterdrücken müssen, hält er die Spielflächen im Freien für besonders wichtig.

Thomas Konopka pflichtet ihm bei – auch der ebenfalls zweifache Vater kennt die Nachmittage auf den Kinderspielplätzen. „Nach einer halben Stunde langweiligen sich die Kinder“, sagt er. „Gefühlt bestehen 80 Prozent der Plätze aus einer Schaukel, einer Rutsche und einem Sandkasten. Sehr einfallsreich.“
Seine Familie hat sich daher eine Jahreskarte für die Mainau gekauft, „die Kinder lieben diesen sensationellen Spielplatz, doch wegen der Pandemie waren wir lange nicht mehr dort. Zum Glück gab und gibt es auch noch den tollen Abenteuerspielplatz in Kreuzlingen oder den Wasserpark in Radolfzell. Wieso aber ist so etwas in Konstanz nicht möglich?“
Philip Ditting hat nun eine Online-Petition mit dem Namen „Konstanz braucht attraktive Spielflächen! Qualität statt Quantität!“ ins Leben gerufen. Seine Ziele hat er unter anderem so formuliert: „Vor knapp zwei Jahren erschien bereits ein Interview mit mir im SÜDKURIER mit dem Titel: ‚Sind unsere Spielplätze langweilig?‘ Es gab im Nachgang ein Gespräch mit dem damaligen Stadtplaner und die Zusage der Stadt Konstanz, nochmals Kontakt mit mir aufzunehmen. Leider habe ich nie mehr etwas gehört, weshalb ich gemeinsam mit zwei Freunden das Thema nochmals anregen möchte und um Ihre Unterstützung und Reichweite bitte um dieses wichtige Thema voran zu bringen.“
Knapp 300 Menschen haben die Petition bereits unterschrieben (Stand: 29. April 2021). Zahlreiche Unterschreiber monieren den in ihren Augen verbesserungswürdigen Zustand vieler Spielanlagen und fordern die Stadt auf, sich mehr im die Belange der Kinder zu kümmern.
Laut Stadt sind die Spielplätze „gut bis sehr gut“
Die Stadt hingegen sieht keinen großartigen Bedarf. Rathaussprecher Walter Rügert bezeichnet den allgemeinen Zustand der Spielplätze in Konstanz als „gut bis sehr gut. Spielplätze sind wichtige Orte der Erholung und Freizeit im Stadtraum.
Sie bieten eine hohe Aufenthaltsqualität und Entwicklungsmöglichkeiten für die Kleinsten. Aufgrund dieser besonderen pädagogischen Bedeutung hat die Stadt ein besonderes Augenmerk darauf, ein zeitgemäßes und sicheres Angebot für Kinder und Jugendliche bereitzustellen“.

Auf die Kritik der Eltern reagiert die Stadt so: „Natürlich ist es möglich, dass bei dieser großen Anzahl von Spielplätzen in dem einen oder anderen Fall Beanstandungen vorkommen können. So waren zum Beispiel in Petershausen vor einiger Zeit Beschädigungen zu verzeichnen. Diese wurden mittlerweile aber behoben. Weiterhin werden bei der Zufahrt zum Parkplatz Markierungen mit Hinweisen auf spielende Kinder angebracht.“
Fakt sei, schreibt Walter Rügert, dass großer Wert auf die Kontrollen der Geräte, wie Schaukeln, Wippen, Klettergerüste gelegt werde. „Als oberster Grundsatz gilt: Kinder und Jugendliche sollen auf den städtischen Spielplätzen sicher spielen können. Das Stadtreinigungspersonal prüft diese wöchentlich nach Sicht. Sachkundige prüfen zusätzlich viermal jährlich alle Spieleinrichtungen. Hierbei erfolgt ein detaillierter Check des Zustandes und der Funktionstuchtigkeit der Bauteile, auch beispielsweise der Stabilität von Geräten und Verbindungen.“
Es folge eine jährliche Hauptinspektion. Mängeln würden beseitigt und ergänzend das Grün auf den Spielplätzen gepflegt und der Sand der 40 Sandkästen einmal im Jahr gereinigt und im Folgejahr komplett ausgetauscht werden.
Viele kleine Spielplätze statt wenige große
Die Stadt Konstanz verfolgt laut der Verwaltung ein quartiersbezogenes, dezentrales Konzept der Spielplätze. „Statt weniger großer Spielplätze werden viele kleinere bis mittlere Spielplätze in der Nähe der Familien realisiert. Jeder Spielplatz ist mit mindestens fünf Spielmöglichkeiten ausgestattet. Durch diese Konzeption können sehr viele Quartiere mit Spielplätzen versorgt werden“, so Walter Rügert.

Für Philip Ditting oder Thomas Konopka geht der Bestand an den Bedürfnissen vieler Kinder vorbei. „Wir möchten vorhandene Flächen attraktiver gestalten, aufwerten und wieder bespielbar machen“, sagen beide Väter. „Wir bitten daher Bauherren, von vorhandenen Pflichtspielplätzen, die oft an Mehrfamilienhäusern erstellt werden, wie zum Beispiel ein eingezäuntes Schaukeltier oder eine Wippe für 48 Wohneinheiten abzusehen und stattdessen den Betrag zur Verfügung zu stellen, um naheliegende Spielplätze aufzuwerten.“
Spielflächen wie am Hockgraben, der Cherisy oder an der Polizei sollten neu durchdacht und geplant, durch attraktivere Spielgeräte aufgewertet und reizvoller gestaltet werden. Spielflächen am Tannenhof sollten genutzt werden und dadurch das Hörnle und den Hörlepark entlasten.