Sascha Zoch geht automatisch in die Hocke. Gerade ist ein Mädchen zu ihm gekommen. Mit ausschweifenden Worten erzählt es, dass ein anderes Mädchen alle Sandkastenförmchen für sich beansprucht. Es ist empört. Sascha Zoch kniet noch immer geduldig neben ihr im Garten des Kinderhauses am Salzberg. „Die Förmchen sind für alle da“, sagt er in einem beruhigenden Ton und rät ihr noch mal das Gespräch zu suchen. Das Mädchen druckst etwas herum und befolgt dann seinen Rat.

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Sascha Zoch ist seit elf Jahren leidenschaftlich gerne Erzieher. Wenn man den 34-Jährigen trifft, vermutet man das erst mal nicht. Die Arme sind bunt tätowiert, er trägt eine Baseballmütze. Doch seine Augen strahlen Wärme aus. „Ich habe auch mal in anderen Berufen nach der Schule gejobbt, aber das war nichts für mich“, sagt er. Der 34-Jährige liebt einfach die Arbeit im Kindergarten.

Nur wenige Männer arbeiten in der Kita

Männliche Erzieher in Kitas oder anderen Einrichtungen sind immer noch eher die Ausnahme. Laut des Statistischen Bundesamtes arbeiten in pädagogischen Einrichtungen nur 7,9 Prozent Männer. Diese Zahl deckt sich auch ungefähr mit der Zahl der Stadt Konstanz. Laut ihren Daten arbeiten in ihren städtischen Kitas und Kindergärten 28 Männer.

Sascha Zoch unterhält sich mit Bene im Garten des Kinderhauses am Salzberg. Er hat ein offenes Ohr für die Probleme der Kleinen. Auch ...
Sascha Zoch unterhält sich mit Bene im Garten des Kinderhauses am Salzberg. Er hat ein offenes Ohr für die Probleme der Kleinen. Auch Andres Blasius (steht im Hintergrund) ist eine Bezugsperson für die Kinder in der Kita. | Bild: Steinert, Kerstin

Einer, der sich entschlossen hat, den Bagger gegen den Sandkasten zu tauschen, ist Andres Blasius. Der 36-Jährige hat zehn Jahre als Bauarbeiter gearbeitet, seit einem Jahr ist er ausgelernter Erzieher und bei der Kita Salzberg angestellt. „Für mich ist der Beruf total bereichernd“, schwärmt er.

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Das Schönste sowohl für Andres Blasius und Sascha Zoch ist, dass die Kita wie eine kleine Welt funktioniert. „Alles was hier passiert, passiert auch im realen Leben“, sagt Blasius. Sein Kollege pflichtet ihm bei: „Die Kita ist ein Querschnitt der Gesellschaft.“ Deshalb sei es auch gut, wenn es im Erziehungsbereich eine gemischtere Zusammensetzung gebe. „Im Regelfall gibt es zu Hause ja auch eine Mutter und einen Vater“, sagt Zoch.

Der Fallschirm wird ausgepackt. Sofort leuchten die Kinderaugen im Kinderhaus am Salzberg auf. Die Erzieher Sascha Zoch (vorne) und ...
Der Fallschirm wird ausgepackt. Sofort leuchten die Kinderaugen im Kinderhaus am Salzberg auf. Die Erzieher Sascha Zoch (vorne) und Andres Blasius (hinten) haben Spaß an dem Spiel. | Bild: Steinert, Kerstin

Berührungsängste hätten die Kinder keine. „Ich merke nicht, dass sie Kolleginnen bevorzugen. Es geht darum, ob man eine Bindung zu den Kindern aufbauen kann oder nicht“, sagt Zoch. Auch Blasius sieht es ähnlich. „Eben. Wenn wir es schaffen, Vertrauen aufzubauen, kommen die Kinder auf einen zu. Das hat dann nichts mit dem Geschlecht zu tun.“ Kaffeekränzchen oder Fußball spielen können sie beides.

Man braucht Empathie und Geduld

Viele Experten sind sich einig: Für die Entwicklung des Kindes ist es sehr positiv, wenn es auch eine männliche Bezugsperson gibt. „Wichtig ist, dass man ein offenes Ohr hat“, sagt Zoch. Und Blasius sagt: „Die wichtigsten Grundvoraussetzungen, die ein Erzieher mitbringen muss, sind Empathie und Geduld.“

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Und was raten sie nun jungen Männern, die sich für einen Berufseinstieg in die frühkindliche Erziehung nicht so recht entscheiden können? „Macht es! Ich habe es nie bereut“, sagt Zoch. „Es ist ein so vielschichtiger Beruf. Man ist im Bereich Sprachentwicklung, Mathematik, Kunst und Bewegung tätig. Wo hat man das schon?“, sagt Blasius. Auf dem Bau hat er das jedenfalls nicht gefunden.