Gemütlich kuschelt sich Flora bei ihrer Mama Lina Formhals an. Sie gluckst ein wenig. Lina Formhals wiegt ihre Tochter in den Schlaf. Das Muttersein liegt ihr im Blut. „Ich wollte schon immer was mit Kindern machen“, sagt sie. Es ist ihr gelungen. Seit einigen Monaten leitet sie zusammen mit Lorena-Maria Gerardi die Kinderpflegetageseinrichtung Bephants in Petershausen.

Doch zu ihrem Traumjob ist sie ein bisschen wie die Jungfrau zum Kind gekommen. „Nach der Geburt meiner Tochter vor drei Jahren bekam ich selbst keinen Kitaplatz für sie und konnte deshalb meinen Beruf nicht weiter ausüben“, sagt Formhals. Die junge Mutter hat im Marketingbereich gearbeitet, dann kam das erste Kind. Ihr Vertrag lief gleichzeitig aus. Ein neuer Job war nicht in Sicht.
Dann kam ihr der Zufall zugute. „Ich habe von der Qualifikation zur Kindertagespflegeperson erfahren“, sagt sie. Kurzentschlossen absolviert sie den Kurs beim Tagesmütterverein Landkreis Konstanz. Nur wenig später beginnt sie als Betreuerin in ihren eigenen vier Wänden – anfänglich mit zwei Kindern, im Oktober 2023 folgen die Bephants.
Einrichtungen helfen der Stadt aus der Misere
Einrichtungen wie die Bephants sind eine wichtige Säule in der Kinderbetreuung, sagt Mandy Krüger, Pressesprecherin der Stadt Konstanz. In der Konzilstadt gibt es zehn Kindertagespflegeeinrichtungen. Sie bieten 66 (Teilzeit-)Plätze an. Zählt man noch die Betreuung in Krippen und durch Tagesmütter und -väter dazu, sind es sogar 260 Plätze.
Diese Plätze wichtig sind. Denn in der Stadt Konstanz fehlt es an Betreuungsplätzen. „Bis zum Sommer wünschen laut Vormerkung noch circa 300 U3-Kinder und circa 350 Ü3-Kinder einen Betreuungsplatz zu haben“, sagt Krüger. Ganz gesichert seien diese Zahlen aber nicht. Laut Krüger haben schätzungsweise 100 Eltern von über Dreijährigen einen Betreuungsplatz, diesen aber bei der Bewerbung nicht angeben.
Seit 2013 gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. Das bringt viele Gemeinden in Schwierigkeiten – auch Konstanz. Daher sind diese nicht-städtischen Einrichtungen „ein wichtiger Baustein zur Sicherstellung der Kindertagesbetreuung“.
Einer dieser Bausteine sind die Wiesenkinder in Allmannsdorf. Geleitet wird die Kinderbetreuung von Soteria Fuchs und Sabrina Monteleone. Sie arbeiten ebenfalls als Kindertagespflegepersonen. „Wir machen das wirklich gerne“, sagt Fuchs.

Aber die Rahmenbedingungen seien manchmal nicht ganz optimal. „Die Vorschriften für die geeigneten Räume sind teilweise sehr streng“, sagt Monteleone. Ihre Kollegin Fuchs nickt zustimmend: „Es muss zum Beispiel einen zweiten Fluchtweg geben.“
Da sich die Räumlichkeiten der Kindertagespflegeeinrichtungen oft in Privathäusern befinden, gibt es häufig keinen zweiten Fluchtweg. Bei der Einrichtung Wiesenkinder war es so. Ihre Wohnung liegt im ersten Stock. „Da wir eine Terrasse haben, konnten wir über eine extra Konstruktion einen zweiten Fluchtweg einrichten“, sagt Fuchs.
Ein Problem: Es gibt keine Vertretungen
Die Bephants unter der Leitung von Formhals und Gerardi hatten keinerlei Schwierigkeiten nachzuweisen, dass ihre Wohnung geeignet ist. Die Stadt Konstanz selbst hat die Räumlichkeiten angemietet, genau für diesen Zweck umgebaut und nach Personal gesucht, die dort eine Kindertagespflegeeinrichtung führen wollen. „Wir hatten da echt Glück“, sagen die Betreuerinnen.
Wohingegen sie durchaus Verbesserungsbedarf sehen, ist in der Vertretungssituation. „Wenn einmal eine von uns krank ist, gibt es keine Vertretung“, sagt Formhals. Das bedeutet: Entweder müssen sie Kindern wieder nach Hause schicken oder krank arbeiten. Beides sei nicht optimal.
Sowohl die Betreuerinnen der Wiesenkinder als auch der Bephants haben Ideen, wie man dieses Problem lösen könnte. Entweder eine Art Springer-Betreuungsperson, die beim Jugendamt angestellt ist. Oder eine zentrale Einrichtung, wo die Kinder, die nicht betreut werden können, ersatzweise versorgt werden können.
Das Problem ist der Stadt bekannt. Sie sucht nach Lösungen, sagt aber auch: Gesetzlich sei nicht festgelegt, inwiefern eine Ersatzbetreuung bereitgestellt werden muss. „In der Praxis arbeiten wir, das Sozial- und Jugendamt, bereits mit tätigen Kindertagespflegepersonen und dem Tagesmütterverein Konstanz e.V. zusammen, um geeignete, den örtlichen Bedingungen entsprechende Modelle zu entwickeln“, sagt Pressesprecherin Krüger. Die Ideen eines Springers oder einer zentralen Einrichtung würden in die Überlegungen einfließen. Aber: „Durch die Komplexität des Themas ist dies ein langwieriger Prozess“, erklärt sie.