Dass die meisten Eltern ab Januar 2024 deutlich mehr bezahlen müssen, wenn ihre Kinder eine städtische Kita besuchen, ist beschlossene Sache. Doch schon im Vorfeld gab es große Proteste in der gesamten Elternschaft – und auch im Nachgang sind nicht alle Familien mit dem vom Gemeinderat beschlossenen Modell einverstanden.

In einer Vollversammlung des Kita-Gesamtelternbeirats (GEB) tauschten sich Eltern lange über die neuen Kitagebühren aus, die künftig einkommensabhängig erhoben werden und zunächst nur städtische Einrichtungen betreffen. Es gab erneut kritische Nachfragen zur Berechnung und zur fehlenden Datengrundlage, was die finanzielle Situation Konstanzer Familien angeht.

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So sagte Ansgar Schäfer, Elternvertreter des Seezeit-Kinderhauses: „Ich bin mir nicht sicher, ob die Stadt wirklich mehr Geld einnimmt oder ob viele Familien in der untersten Einkommensstufe 1 landen und somit sogar Zuschüsse von der Stadt erhalten.“

Alfred Kaufmann, Leiter des Sozial- und Jugendamts, erwiderte: „Nach Angaben des Statistischen Landesamts werden wir voraussichtlich 20 Prozent Mehreinnahmen haben. Aber das ist eine grobe Schätzung.“

„Nach Angaben des Statistischen Landesamts werden wir nach der Erhöhung voraussichtlich 20 Prozent Mehreinnahmen haben. Aber das ...
„Nach Angaben des Statistischen Landesamts werden wir nach der Erhöhung voraussichtlich 20 Prozent Mehreinnahmen haben. Aber das ist eine grobe Schätzung“, sagt Alfred Kaufmann, Leiter des Konstanzer Sozial- und Jugendamts. | Bild: Kirsten Astor

Er machte nochmals deutlich, dass die Stadt ihre Elternbeiträge anheben muss, nachdem dies jahrelang nicht geschah. Die „kräftige Erhöhung“ erfolge auch den freien Trägern zuliebe. „Denn dadurch, dass wir die städtischen Beiträge jahrelang nicht angepasst haben, gerieten die freien Träger an ihre Grenzen“, sagte der Sozial- und Jugendamtsleiter. Sie konnten nicht viel über die ortsüblichen Beiträge gehen.

Zur Erklärung: Die Stadt Konstanz zahlt den freien Trägern 96 Prozent der Bruttopersonalkosten der pädagogischen Mitarbeiter (Hausmeister, Küchenhilfe, Reinigungskraft werden nicht mitfinanziert). Die freien Träger müssen die restlichen Betriebskosten aus Elternbeiträgen finanzieren – im Gegensatz zu städtischen Kitas, deren Defizit aus dem Stadtsäckel ausgeglichen wird.

Viele Familien sind auf ein doppeltes Einkommen angewiesen, damit sie sich das Leben im teuren Konstanz leisten können. Ihre Kinder ...
Viele Familien sind auf ein doppeltes Einkommen angewiesen, damit sie sich das Leben im teuren Konstanz leisten können. Ihre Kinder brauchen deshalb einen Kitaplatz. | Bild: Hanser, Oliver

So verlangen die meisten freien Träger längst deutlich höhere Gebühren als die städtischen Einrichtungen, und es reicht nach eigenen Angaben immer noch nicht. Genau hier sehen Eltern eine Ungerechtigkeit, schließlich haben sie bei der Kitaplatzvergabe oft keine Wahl und somit keinen Einfluss darauf, ob ihr Kind in einer günstigeren oder teuren Einrichtung unterkommt.

Eine Spirale der Kostenerhöhung

Dass die Gebühren für alle Konstanzer Kitas bis 2027 aneinander angeglichen werden sollen, um Gerechtigkeit und Transparenz herzustellen, begrüßen die Elternbeiräte deshalb. Doch sie sehen noch einige Fragezeichen. So monierte GEB-Vorsitzende Heike Kempe: „Es ist völlig undurchsichtig, welcher Träger für welche Leistung derzeit wie viel Geld verlangt. Nach der Ankündigung, dass die Stadt ihre Beiträge anhebt, hat das Montessori-Kinderhaus auch erhöht. Wenn alle irgendwie weiter erhöhen, nähern wir uns nie aneinander an.“

„Es ist völlig undurchsichtig, welcher Träger für welche Leistung derzeit wie viel Geld verlangt“, kritisiert Heike Kempe ...
„Es ist völlig undurchsichtig, welcher Träger für welche Leistung derzeit wie viel Geld verlangt“, kritisiert Heike Kempe vom Vorstand des Kita-Gesamtelternbeirats der Stadt Konstanz. | Bild: Kirsten Astor

Ihrer Bitte um eine Auflistung der Gebühren aller Kitas will Alfred Kaufmann nicht nachkommen: „Es wäre unlauter, die Zahlen aller Träger offenzulegen, und sie wären auch nicht vergleichbar. Ich möchte lieber darstellen, wie wir uns künftig bei den Beiträgen angleichen.“

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Hier hakte Elternvertreter Ansgar Schäfer ein: „Mir macht es nichts aus, wenn Familien bei städtischen Kitas weniger zahlen. Ich möchte nur kein Gebührenmodell, das unserer Einrichtung viel Arbeit beschert. Freie Träger könnten sich die Umstellung auf einkommensabhängige Beiträge sparen, bis städtische Einrichtungen bei den Gebühren aufgeschlossen haben.“

Alfred Kaufmann ist zuversichtlich, dass die meisten freien Träger trotz des Aufwands bis zum Kindergartenjahr 2024/25 einkommensabhängige Beiträge verlangen. Die Angleichung der Beitragshöhe ans städtische Modell sei dann eine mittelfristige Aufgabe. Und auch die Stadt werde weiter an der Preisschraube drehen, so Kaufmann.

Kinderbetreuung wird künftig nochmal teurer

Die SÜDKURIER-Nachfrage, in welchen Schritten dies wann geschehen soll, kann der Amtsleiter derzeit nicht beantworten. „Ich möchte ab jetzt jedes Jahr im November den Vorschlag einer Erhöhung bringen“, sagte er in der GEB-Versammlung. Entscheiden muss jeweils der Gemeinderat.

Samira Patone, Elternbeirätin im Dettinger Kinderhaus St. Verena, wollte wissen, wofür die Mehreinnahmen verwendet werden. Die Antwort von Alfred Kaufmann, dass das Geld allgemein dem städtischen Haushalt zugutekommt, stellte die Mutter nicht zufrieden.

„Oh, da sehe ich ja meine Hand“, freut sich Antonia, während sie mit Erzieherin Sophie Sigmann im Kinderhaus am Salzberg ...
„Oh, da sehe ich ja meine Hand“, freut sich Antonia, während sie mit Erzieherin Sophie Sigmann im Kinderhaus am Salzberg spielt. Auch Fachkräftemangel beschäftigt die Stadt und andere Träger sehr. | Bild: Hanser, Oliver

„Dann werden die Elternbeiträge also nicht direkt wieder in die Betreuung investiert?“, fragte sie. Kaufmann verneinte, meinte aber, die Kitas würden trotzdem profitieren: „Mein Ziel ist es, den heutigen Standard der Betreuung zu halten, auch wenn die Haushaltslage noch angespannter wird.“

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So endet ein langwieriger Prozess mit einem Kompromiss, der nicht alle zufriedenstellt. Alfred Kaufmann dankte für die „kritisch-konstruktive Zusammenarbeit“ und nahm aus dem „turbulenten Jahr“ eines mit: „Ich habe mir vorgenommen, bei künftigen Gebührenerhöhungen den Kita-GEB und weitere Elternvertreter frühzeitig einzubinden.“