Das Grundbedürfnis Wohnen ist zum Luxus geworden. Nicht nur in Deutschland ist das so, sondern vor allem in Konstanz. Wer einen 20 Jahre alten Mietvertrag in der Schublade hat oder schon seit Jahrzehnten in seinem Eigenheim wohnt, kann sich glücklich schätzen. Alle anderen, die zurzeit auf Bauplatz-, Haus- oder Wohnungssuche sind, verbinden mit dem Thema wohl eher Frust.

Viele Immobilien – egal ob Eigentumswohnung oder Haus – sind zu teuer. Und das mit voller Absicht. Experten des Immobilienbüros Engel & Völkers schätzen, dass ungefähr 20 bis 30 Prozent der Angebote auf dem Markt zum Segment der Luxusimmobilien gehören. Für die Villa mit direktem Seezugang oder die Luxuswohnung mit Blick über die Dächer von Konstanz wird nicht der Normalverdiener gesucht.

Dieser hat laut dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg ein Bruttojahreseinkommen von maximal 50.000 Euro. Die Luxusimmobilien richten sich viel mehr an Topverdiener mit einem jährlichen Mindesteinkommen von 250.000 Euro. Das Problem daran: Nur rund fünf Prozent der arbeitenden Bewohner des Landkreises Konstanz verdienen so viel. In der Konzilstadt erhalten bedeutend weniger Bürger solche Traumgehälter.

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Reiche braucht eine Stadt auch – aber in Maßen

Um mal Klartext zu sprechen: Es geht nicht darum, dass privaten Investoren verboten werden sollte, teuren Wohnraum zu bauen und anzubieten. Es geht auch nicht darum, wohlhabende Bürger zu vergraulen und ihnen ihren Erfolg zu neiden. Sie sind wichtig für jede Stadtgesellschaft. Oft handelt es sich bei diesen Menschen um Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen. Sie sind sehr wichtig für die Wirtschaft und das Wirtschaftswachstum einer Stadt.

Was aber unterbunden werden muss, und zwar aktiv von der Stadt: Spekulationen mit Wohnraum! Wenn eine Stadt zulässt, dass bis zu 30 Prozent des Immobilienangebots ausdrücklich nicht für Normalverdiener bestimmt sind, läuft etwas falsch. Die Masse der Wohnungssuchenden gehört nämlich der Mittelschicht an und nicht der Minderheit – also der Oberschicht. Oftmals handelt es sich bei den interessierten Käufern oder zukünftigen Mietern zudem nicht mal um Konstanzer, sondern es sind Menschen, die gerne an den wunderschönen Bodensee ziehen wollen und daher auf der Suche sind.

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Angebot und Nachfrage auf dem Konstanzer Immobilienmarkt klaffen weit auseinander. Der Markt muss viel mehr von der Politik reguliert und die Auflagen für private Investoren strenger werden. Denn wenn der verlockende Rubel rollt, ist die gesellschaftliche Mitte, deren finanzielle Mittel einfach eingeschränkt sind, allzu schnell vergessen. Luxusimmobilien dürfen keinen so großen Raum auf dem Markt einnehmen. Die Wohnungspolitik muss mehr das Allgemeinwohl in den Fokus rücken. Das ist die Aufgabe von Bund und Land, aber auch den Kommunen.

Die Stadt Konstanz hat mit ihrem Handlungsprogramm Wohnen eine gute Sache auf die Beine gestellt. Bei vielen Neubauprojekten, wie zum Beispiel Hafner, Weiherhof, Sierenmoos oder Christiani-Wiesen, steht eine Durchmischung der Schichten im Vordergrund. Es soll vor allem Wohnraum geschaffen werden, der finanziell Schwächeren oder der Mittelschicht zur Verfügung gestellt wird.

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Das ist der richtige Weg. Allerdings ist er viel zu spät eingeschlagen worden. Die Früchte des Handlungsprogramms sind noch nicht reif zur Ernte. Die Wohnungssuchenden müssen sich also noch etwas gedulden – oder leider doch viel zu tief in die Tasche greifen.