Eine Wohnung mit unverbaubarem Blick auf den Bodensee und die Mainau – wäre das nicht ein Traum? Manchmal kann dieser Immobilientraum in Erfüllung gehen. Tatsächlich gibt es so eine Penthouse-Wohnung in Konstanz-Egg.
Die Miete beläuft sich laut einem Inserat auf dem Internetportal Immowelt auf knapp 6400 Euro. Kalt, versteht sich. Währenddessen verdient der Konstanzer laut einer Datenerhebung im Jahr 2022 durchschnittlich 3.695 Euro. Ein Normalverdiener kann sich das also niemals leisten.
„Oh, wow!“, sagt der Konstanzer Immobilienmakler Philipp Zimmermann. Er kennt den Wohnungsmarkt in Konstanz genau und sagt: „Wenn das keine sehr exklusive Wohnung mit einer luxuriösen Ausstattung ist, ist das völlig übertrieben.“
Winfried Kropp, Pressesprecher des Deutschen Mieterbundes (DMB) Konstanz, hat sich die Wohnungsanzeige ebenfalls angesehen. „Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Luxuswohnung mit gehobener Ausstattung. Das gibt es nicht all zu oft“, sagt er. Damit falle die Wohnung eigentlich aus dem üblichen Mietangebot für Konstanz.
Die Wohnung hat schon einen Mieter
Doch wer steckt hinter der Anzeige? Eine kleine Firma namens MW Immo mit Sitz in Konstanz. „Ja, es handelt sich um eine sehr exklusive Wohnung“, bestätigt der Geschäftsführer der Firma, der auf genauere Nachfrage seinen Namen nicht noch einmal nennt. Die Wohnung habe 3,50 Meter hohe Decken, eine hochmoderne Einbauküche, das teuerste Parkett, eine Leinwand, Blick auf den See und die Mainau und biete auf einer Wohnfläche von 255 Quadratmetern 6,5 Zimmer und eine große Terrasse.
„Ja, die Wohnung ist schon teuer, aber für die Größe und Ausstattung ist der Preis angemessen“, sagt der Anbieter. Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, muss enttäuscht werden. Denn die Wohnung hat schon einen Mieter gefunden. „Es gab sieben oder acht ernsthafte Interessenten“, sagt der Mann am Telefon. Bis auf einen sei keiner aus der Region.

Jetzt schon vermietet? Philipp Zimmermann ist erstaunt. „Wer so eine Wohnung mietet, könnte sich eigentlich auch eine eigene Immobilie leisten“, sagt er. Immerhin beträgt der Quadratmeterpreis für die Wohnung bei 255 Quadratmetern Wohnfläche rund 25 Euro.
Dieser Preis liegt deutlich über dem, der im Konstanzer Mietspiegel (2022) ausgewiesen ist. Darin wurde berechnet, dass der Quadratmeter durchschnittlich 15,17 Euro kostet, in beliebten Gegenden 18,24 Euro. Laut der Stadt Konstanz werden die höchsten Quadratmeterpreise in den Stadtteilen Altstadt, Petershausen und Königsbau aufgerufen.
Allerdings, das betont Stadtsprecherin Anja Fuchs, sei diese Auskunft nur bedingt aussagekräftig. Lediglich die Kriterien „Stadtteil“ und „Nähe zum Zentrum“ seien darin betrachtet. Alter, Größe oder Ausstattung der Wohnungen würden dabei nicht berücksichtigt.
Mietspiegel beinhaltet auch Bestandsmieten
Aber zurück zu der Penthouse-Wohnung in Egg. Schwebt diese komplett über dem offiziellen Mietspiegel, der als Orientierung für Vermieter und Mieter dient? „Der Mietspiegel ist bei einem Objekt dieser Größe gar nicht anzuwenden“, sagt Winfried Kropp vom Mieterbund. Eigentlich werden da nur Wohnungen mit maximal 130 Quadratmeter Wohnfläche einbezogen.

Vergleicht man die Mietpreise auf den Immobilienportalen im Internet und den Mietspiegel, stellt man oft einen Unterschied fest. Die Erklärung liefert Kropp: „Bei diesem Portalen werden die Angebotsmieten anzeigt.“ Das bedeutet, dass Bestandsmieten nicht in die Berechnung einfließen – also die, die in den vergangenen vier bis sechs Jahren vereinbart wurden und meist noch günstiger waren.
Auf den Internetportalen, wie zum Beispiel Immowelt, liegt der Durchschnittspreis für Konstanz im Jahr 2022 bei 13,60 Euro. In diesem Fall also sogar niedriger als im Mietspiegel. Doch Achtung: Die Preise sind nicht vergleichbar. „Unsere Quadratmeterpreise geben den Median an“, sagt Daniel Raumer, Pressesprecher bei Immowelt. Und das ist etwas anderes als der Durchschnitt.
Ohnehin, sagt Winfried Kropp, dürfte so eine Penthouse-Wohnung nicht in den Mietspiegel einberechnet werden. „Sie würde die ortsübliche Miete verfälschen“, sagt er.
Es muss für alle Wohnungen geben
Dass die Wohnung in Egg überhaupt auf dem Mietmarkt gelandet ist, überrascht sowohl Immobilienmakler Philipp Zimmermann als auch DMB-Pressesprecher Winfried Kropp. „Das ist eher untypisch“, kommentiert Kropp. Denn diese Art der Wohnung sei nur für eine kleine Minderheit interessant. Auch Philipp Zimmermann sagt: „Das ist die völlige Ausnahme.“
Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein gutes Beispiel sind auch die Wohnungen im Telekom-Haus. Dort sind allerdings eher Kauf-Immobilien im Angebot. Ein Blick auf die Preisliste zeigt dort große Unterschiede: Für die günstigsten Wohnungen werden beim Kauf 6000 Euro pro Quadratmeter fällig, die teuersten kosten 20.000 Euro pro Quadratmeter.
„Ich finde es gut, dass solche Immobilien umgebaut werden“, sagt Mieterbund-Mann Kropp. Immerhin werde aus einem Bürogebäude Wohnraum. „Aber jedem muss klar sein, dass dort kein bezahlbarer Wohnraum für Normalverdiener entsteht“, sagt Kropp. Dennoch befürwortet der Mietexperte das Projekt.
Die Stadt komme ihrer Verpflichtung nach, in der Nachbarschaft des Hochhauses Wohnraum für das niedrige und mittlere Preissegment zu schaffen. 43 der dort geplanten 135 Wohnungen gehören zum geförderten Wohnbau. Es müsse eben für alle gebaut werden – für Normal- und Besserverdiener, findet Kropp. Daher hätten Luxuswohnungen in Konstanz trotz aller Wohnungsnot durchaus ihre Berechtigung.