Die Schlüssel klimpern. Endlich können die Mieter ihre neue Wohnung in Konstanz beziehen. Immerhin hat die Suche nach der neuen Bleibe, die man sich auch leisten kann, lange gedauert. Fast ein Jahr! „Das ist keine Seltenheit“, sagt Winfried Kropp vom Deutschen Mieterbund (DMB) in Konstanz.

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Es ist ein altbekanntes Problem: Der Wohnungsmarkt in Konstanz ist sehr angespannt. Das sagt auch Matthias Schaubel vom Verein Haus und Grund in Konstanz. „Und deshalb sind die meisten Immobilien auch von keinem großen Leerstand betroffen“, erklärt er. An Bewerbern für Mietwohnungen mangelt es meistens nicht – außer die Wohnung ist zu teuer.

Günstige Wohnung gibt es nicht im Internet

Genau diesen Eindruck haben viele Suchende: Zahlreiche Wohnungen, die auf dem Konstanzer Markt angeboten werden, können sich die Einwohner nicht leisten oder sie müssen deutliche Abstriche bei der Größe, Lage oder Ausstattung machen.

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Ein Rechenbeispiel zeigt das: Ein Konstanzer verdient laut Angaben der Bundesagentur für Arbeit (im Jahr 2022) durchschnittlich 3.572 Euro brutto pro Monat. Generell wird geraten nicht mehr als 30 Prozent des Nettoeinkommens für die Miete auszugeben. In diesem Fall wären das 778,16 Euro. Mit diesem Budget kann sich der Konstanzer eine ungefähr 75 quadratmetergroße Wohnung leisten. Zumindest, wenn man den Durchschnittspreis pro Quadratmeter laut des Konstanzer Mietspiegels zu Grunde legt. Dieser liegt bei 10,37 Euro.

Aber findet man eine solche Wohnung? Es ist schwierig, das weiß auch Kropp. Wer eine günstige Wohnung sucht, werde bei den großen bekannten Immobilienportalen wahrscheinlich nicht fündig, sagt er. „In der Regel sind die Angebote dort überhöht“, berichtet er aus Erfahrung.

Miete orientiert sich an der Ausstattung

Ein Beispiel gefällig? Für mehrere Wohnungen im neuen Gebäudekomplex Laubenhof, in den seit Ende des vergangenen Jahres die Bewohner einziehen konnten, erschienen im Juni Mietanzeigen. Eine Penthouse-Wohnung mit 147 Quadratmetern wurde dort für 3087 Euro Kaltmiete angeboten. Eine andere Wohnung mit 107 Quadratmeter kann für 2247 Euro Kaltmiete erworben werden.

Im Laubenhof in Konstanz stehen noch ein paar Mietwohnungen leer. Der Mietpreis liegt hier teilweise bei 21 Euro pro Quadratmeter.
Im Laubenhof in Konstanz stehen noch ein paar Mietwohnungen leer. Der Mietpreis liegt hier teilweise bei 21 Euro pro Quadratmeter. | Bild: Steinert, Kerstin

Das entspricht jeweils einem Quadratmeterpreis von 21 Euro und ist damit fast doppelt so hoch, wie der Durchschnittspreis pro Quadratmeter in Konstanz. Was sagt der Immobilienmakler dazu, der diese Angebote betreut? Der SÜDKURIER hat nachgefragt, aber bis Redaktionsschluss keine Antwort erhalten. Lucas Mittag, Immobilienmakler bei Horta, eine andere große Immobiliengesellschaft, sieht solche hochpreisigen Angebote durchaus kritisch. „Wir wollen faire Angebote. Wenn Kunden zu uns kommen, bei denen wir finden, dass die Miete zu hoch angesetzt ist, geben wir eine niedrigere Preisempfehlung“, sagt er.

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Denn ein Konstanzer mit einem Durchschnittseinkommen kann sich eine Wohnung für 3000 Euro Kaltmiete nicht leisten. Allerdings, das sagt auch Kropp, könne man bei Neubauten wie dem Laubenhof nicht mit dem Durchschnittsquadratmeterpreis rechnen.

Winfried Kropp vom Deutschen Mieterbund (DMB) in Konstanz sieht kein Mietwucher-Problem in Konstanz.
Winfried Kropp vom Deutschen Mieterbund (DMB) in Konstanz sieht kein Mietwucher-Problem in Konstanz. | Bild: Guido Kasper

„Da muss man einige weitere Ausstattungsmerkmale beachten. Bei einem schlechten Standard einer Wohnung, müssen Abschläge berechnet werden. Bei Neubauten muss man dagegen mit Aufschlägen rechnen“, erklärt er. Zwischen 20 bis 40 Prozent könne so locker auf den Quadratmeterpreis angerechnet werden. Bei den Wohnungen im Laubenhof werde das sicherlich zutreffen.

Gibt es in Konstanz ein Problem mit Mietwucher?

Dennoch stellt sich die Frage: Wer kann sich in Konstanz eine Wohnung mit einer Kaltmiete von über 3000 Euro leisten? Ist das schon Mietwucher oder eine ungerechtfertigte Mietpreisüberhöhung? Diese Frage stellt der SÜDKURIER dem Mieterbund, Haus und Grund und der Stadtverwaltung.

Von Mietwucher im Fall Laubenhof könne man nicht sprechen, sagt Kropp. Dazu müsse der Bestand des Ausnutzens einer Notlage des Mieters vorliegen. Jemand, der sich auf diese Wohnung bewirbt, werde sicherlich nicht aus der Not heraus Interesse an dem Objekt haben. Der Eindruck, dass es in Konstanz Mietwucher oder Mietpreiserhöhungen gibt, trüge. Aber: „Es gibt eine Asymmetrie auf dem Markt. Der Mieter, der unter Druck ist, wird sich auch mit schlechteren Bedingungen leider abfinden“, sagt Kropp.

Auch Matthias Schaubel von Haus und Grund sagt: Mietwucher sei, zumindest unter den Vermietern, die der Verein betreue, kein Problem. „Einen solchen Mietvertrag würden wir auch nicht unterstützend ausstellen. Wir können für unsere Mitglieder bestätigen, dass diese sich im Rahmen der ortsüblichen Vergleichsmiete bewegen“, sagt Schaubel. Bei dem Verein sind 2700 Mitglieder registriert.

Matthias Schaubel, Geschäftsführer Haus und Grund Konstanz, weiß, dass der Immobilienmarkt in der Konzilstadt sehr angespannt ist.
Matthias Schaubel, Geschäftsführer Haus und Grund Konstanz, weiß, dass der Immobilienmarkt in der Konzilstadt sehr angespannt ist. | Bild: Julius Bretzel

Auch die Stadt Konstanz schließt sich der Meinung an, dass es kein Problem mit Mietwucher gebe. „Seit mehreren Jahren ist der Stadt kein angezeigter Fall der Mietpreisüberhöhung oder des Mietwuchers bekannt“, schreibt Benedikt Brüne, Pressesprecher der Stadt Konstanz, auf SÜDKURIER-Nachfrage.

Online-Tool soll Mieten beobachten

Dennoch bestätigen alle Parteien, dass es einen großen Druck auf dem Immobilienmarkt gibt. Besonders Winfried Kropp vom Mieterbund würde sich freuen, wenn es dort etwas entspannter zugehen würde. Die Stadt könne da etwas tun. Freiburg mache es vor. Dort nutze die Stadt das Online-Tool „Mietenmonitor“.

Automatisch werden online eingestellte Wohnungsinserate auf den bekannten Immobilienportalen auf mögliche Mietpreisüberhöhungen beziehungsweise Mietwucher überprüft und der Stadt gemeldet. „Die Stadt wendet sich dann an die Vermieter und bitte diese, ihre Angebote zu überarbeiten“, erläutert Kropp.

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Dieses Modell hat der Mieterbund auch der Stadt Konstanz vorgeschlagen. „Wir haben ein positives Zeichen bekommen, dass die Stadt sich für das Tool interessiert“, sagt Kropp. Und was sagt die Stadt? Die Stadtverwaltung hole aktuell Erfahrungen aus anderen Städten ein und prüfe die Anwendung des Tools für Konstanz. Doch der zentrale Lösungsansatz sei nach wie vor, auf den Bau von bezahlbaren Wohnraum zu setzen.