Direkter Seezugang, Pferdestall, Pool und Poolhaus: Das Inserat des Unternehmens FSP Fine Swiss Properties geizt nicht mit verlockenden Attributen. So viel Luxus kostet natürlich: Knapp 15 Millionen Franken, heißt es im Inserat.

Die Immobilie liegt in Egnach am Schweizer Bodensee-Ufer, Robert Ferfecki ist der zuständige Makler. „Solche Immobilien gibt‘s gleich null“, sagt er dem SÜDKURIER am Telefon. „In all den Jahren, die ich mit Objekten in der Schweiz zu tun habe, habe ich sowas noch nicht erlebt.“

Auf 17.000 Quadratmetern können sich die künftigen Eigentümer dieser Luxusimmobilie in Egnach freuen.
Auf 17.000 Quadratmetern können sich die künftigen Eigentümer dieser Luxusimmobilie in Egnach freuen. | Bild: FSP Fine Swiss Properties

Besonders an der Immobilie sei, dass die Eigentümer einen großen Teil der offiziellen Naturschutzzone besitzen. Damit einher gehe aber auch eine Verantwortung, denn: „Das ist ein Stück Gottes schöner Natur als Leihgabe.“ In dem Naturschutzgebiet nisten Tiere, die geschützt werden sollen. Es gebe daher einige gesetzliche Auflagen. Die Eigentümer dürfen etwa nur einmal im Jahr den Rasen mähen.

Das schrecke Kaufinteressierte teilweise ab, die auf dem Gelände eigene Pläne realisieren wollen. „Die sind da aber auch am falschen Ort.“ Die Zahl der Menschen, die das nötige Kleingeld haben, ist ohnehin nicht riesig: „Das sind nicht dutzende oder hunderte Leute, die sich da ernsthaft interessieren könnten“, sagt Ferfecki. „Aber unter der Bevölkerungsschicht, die sich das leisten kann, ist es sehr begehrt.“

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Wer kann sich solche Objekte leisten?

Wer gehört denn zu dieser Bevölkerungsschicht? „Fabrikanten, Leute des öffentlichen Lebens, Sportler“, sagt Ferfecki. Teilweise aber auch Menschen, die nicht in der Öffentlichkeit stehen. Um die Immobilie entsprechend präsentieren zu können, scheut der Makler keine Mühen: Mehrere tausend Franken seien etwa in einen Werbefilm investiert worden, der auf der Website von Fine Swiss Properties einsehbar ist.

Ansprechend sei an dem Objekt in Egnach für die anvisierte Personengruppe auch die Anonymität: Das Grundstück sei von keiner Seite einsehbar. Überhaupt seien Immobilien mit großem Gelände seit Beginn der Corona-Pandemie beliebter geworden, sagt Ferfecki.

Auch einen Indoor-Pool gibt es in dem Anwesen in Egnach.
Auch einen Indoor-Pool gibt es in dem Anwesen in Egnach. | Bild: FSP Fine Swiss Properties

In ihren Wohnungen hätten die Menschen im Lockdown gemerkt, dass ihnen der Freiraum fehlt. „In Objekten wie in Egnach weiß ich gar nicht, dass es Corona gibt.“ Erste vertiefte Gespräche mit Interessenten gebe es für die Immobilie bereits, allerdings würden diese sich den Kauf natürlich gut durch den Kopf gehen lassen. Die Inflation spiele in dem Preissegment aber keine Rolle. „Wenn sich jemand für 15 Millionen ein Objekt leisten will, dann wird er wohl doppelt so viel auf der hohen Kante haben“, sagt Ferfecki.

Der im Inserat angegebene Preis ergebe sich aus einem Vergleich mit ähnlichen Objekten, die in der Vergangenheit verkauft wurden. Wenn sich nun mehrere Käufer für das Objekt interessieren, könne der Preis die 15 Millionen noch übersteigen. Wie viel dabei für den Makler abspringt, verrät er nicht. Was er mit einem Augenzwinkern sagt: „Im Verhältnis zu vielen unserer Klienten lebe ich bestenfalls komfortabel arm.“

Robert Ferfecki ist einer der Inhaber von Fine Swiss Properties: „Im Verhältnis zu vielen unserer Klienten lebe ich bestenfalls ...
Robert Ferfecki ist einer der Inhaber von Fine Swiss Properties: „Im Verhältnis zu vielen unserer Klienten lebe ich bestenfalls komfortabel arm.“ | Bild: Robert Ferfecki/FSP Fine Swiss Properties

Villen gibt es auch am deutschen Ufer

Luxusimmobilien gibt es dabei natürlich nicht nur auf Schweizer Seite. Aktuell wird auf Immobilienportalen beispielsweise ein Objekt mit knapp 1800 Quadratmetern Grundstücksfläche in Sipplingen angeboten. Zuständig ist das Maklerunternehmen Von Hirsch aus Moos.

Geschäftsführer Sebastian Hirsch gibt dem SÜDKURIER Auskunft über das Geschäft mit den Luxusobjekten. Die als „The Pearl“ (zu Deutsch: die Perle) betitelte Immobilie zeichne sich durch ein parkähnliches Grundstück aus, in dem unter anderem eine über zehn Meter lange Hängebrücke beeindruckt. Es gibt zwar keinen Zugang zum Wasser, aber „einmalige Seesicht über die Altstadt von Sipplingen“ – und allein 500 Quadratmeter Wohnfläche mit Indoor-Pool.

In Sipplingen bietet das Maklerunternehmen Von Hirsch aktuell das Objekt „The Pearl“ (zu Deutsch: die Perle) an.
In Sipplingen bietet das Maklerunternehmen Von Hirsch aktuell das Objekt „The Pearl“ (zu Deutsch: die Perle) an. | Bild: Von Hirsch Immobilien

Die Schweiz ist am teuersten

Der genaue Kaufpreis wird im Inserat nicht genannt – Sebastian Hirsch verrät aber, dass „in so einer Preisklasse ab drei Millionen plus“ selten Immobilien zum Verkauf stehen. In der Regel rechnen die Makler damit, ein solches Objekt innerhalb von zwei bis sechs Monaten zu verkaufen, Interessenten gebe es auch hier bereits.

„Begehrt sind diese allemal“, schreibt Hirsch. „Wer möchte nicht so traumhaft leben?“ Interessenten seien Unternehmer und führende Persönlichkeiten. „Aber auch der ein oder andere VIP war schon dabei, dessen Namen wir nicht nennen dürfen.“

Das Objekt in Sipplingen wartet unter anderem mit einem Indoor-Pool auf.
Das Objekt in Sipplingen wartet unter anderem mit einem Indoor-Pool auf. | Bild: Von Hirsch Immobilien

Marktwirtschaftliche Entwicklungen, etwa die Inflation, spielten für diese Personengruppe keine Rolle, schreibt auch Hirsch. Im Bereich der Luxusimmobilien habe es in den vergangenen sechs bis sieben Jahren keine Preisentwicklungen gegeben.

Bei Immobilien um den Bodensee sei die Schweiz die kostspieligste Region. Österreich und Deutschland unterschieden sich hingegen nicht großartig. Im Inserat wird von der üblichen Maklercourtage von 3,57 Prozent gesprochen. Beispielhaft wären das bei einem Kaufpreis von drei Millionen Euro knapp 107.000 Euro für die Makler.

Von-Hirsch-Geschäftsführer Sebastian Hirsch: „Wer möchte nicht so traumhaft leben?“
Von-Hirsch-Geschäftsführer Sebastian Hirsch: „Wer möchte nicht so traumhaft leben?“ | Bild: Sebastian Hirsch / Von Hirsch

Westlicher Bodensee ist begehrt

In Überlingen-Nußdorf entstehen aktuell drei Villen direkt am See. Online einsehbar sind Visualisierungen, eine der Villen ist aktuell noch für 4,6 Millionen Euro zu haben. Vier Schlafzimmer und drei Badezimmer auf 288 Quadratmetern Wohn- und 540 Quadratmetern Grundstücksfläche. „Das gibt es nicht tagtäglich“, sagt Richard Jennewein, Geschäftsführer des zuständigen Maklers Engel & Völkers Überlingen.

Eine Visualisierung der drei Villen, die in Überlingen-Nußdorf gebaut werden.
Eine Visualisierung der drei Villen, die in Überlingen-Nußdorf gebaut werden. | Bild: Engel & Völkers

Jennewein bestätigt: Zielgruppe für derartige Immobilien sind Industrielle und Unternehmerfamilien. In der Region gebe es viele sogenannte Hidden Champions, also große mittelständische Unternehmen, deren Namen die Öffentlichkeit nicht kennt, die aber in ihrer Branche auf dem Weltmarkt vorn mitspielen.

Richard Jennewein, Geschäftsführer bei Engel & Völkers in Überlingen.
Richard Jennewein, Geschäftsführer bei Engel & Völkers in Überlingen. | Bild: Engel & Völkers

„Da ist Diskretion ganz oben auf der Liste“, antwortet Jennewein auf die Frage, was den Kunden dabei wichtig ist. „Dass das unter uns bleibt.“ Besonders attraktive Lagen bei Luxusimmobilien seien in der Region Lindau-Insel, Konstanz, Überlingen, Meersburg, die Höri und die Reichenau. „Der westliche Bodensee ist sehr begehrt“, sagt Jennewein. Zunehmend bedeutend seien für die Kunden aber auch Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.