Ob zum neuen Gemeinderat 2029 schon jemand wählen darf, der oder die soeben eine neue Heimat im Hafner gefunden hat? Ausgeschlossen ist es nicht, gewiss aber auch nicht. Fünf Jahre, das ist ziemlich genau der Zeitraum, der vergehen wird, bis im neuen Stadtviertel nördlich von Wollmatingen die ersten Häuser fertiggestellt sind.

Den Weg dafür freigemacht hat der Gemeinderat schon vor fast zehn Jahren, aber auch in der letzten Fünf-Jahres-Periode hat die Politik wesentliche Entscheidungen getroffen. Unter anderem die, das neue Quartier mit einer sogenannten Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme zu verwirklichen. Die erlaubt es der Stadtverwaltung, die Dinge zu kontrollieren. Sie schafft aber auch Unfrieden unter den Grundstücksbesitzern, die im Extremfall zum Verkauf gezwungen werden können. Drei solcher Enteignungsverfahren laufen schon.

So soll es am Hafner einmal aussehen: Am Konstanzer Stadtrand entsteht nördliche von Wollmatingen ein ganz neues Stadtviertel. Bis zu ...
So soll es am Hafner einmal aussehen: Am Konstanzer Stadtrand entsteht nördliche von Wollmatingen ein ganz neues Stadtviertel. Bis zu 6000 Menschen leben dort einmal, wenn es nach den aktuellen Planungen geht. | Bild: KCAP, Henning Larsen, ARGUS

Bei vielen anderen Projekten geht es noch langsamer voran. Auf zahlreiche Flächen, die vor über zehn Jahren im Handlungsprogramm Wohnen zur Bebauung festgelegt worden sind, sind auch in den vergangenen fünf Jahren keine Bagger vorgerückt, so am Föhrenbühl oder an der Jungerhalde.

Bei anderen könnte dies immerhin bald bevorstehen, bei der von Gegnern bis zuletzt bekämpften Bebauung der Christiani-Wiese gibt es immerhin einen politischen Beschluss, wie die Flächen vergeben werden. Ein Lichtblick sind die Wohnbauten der Spitalstiftung beim Krankenhaus sowie das öffentlich-private Gemeinschaftsprojekt Weiherhof, derzeit die wohl dynamischste Baustelle der Stadt.

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Dass politisches Handeln den Markt in den vergangenen fünf Jahren entspannt hätte, ist nicht zu erkennen – im Gegenteil. Hohe Zinsen und Baupreise machen Wohnprojekte immer teurer, und alle Experten sagen, dass eine Stadt wie Konstanz dem kaum etwas entgegenzusetzen hat. Die Folgen daraus sind bitter: Vor allem junge Familien sind es, die nicht dort heimisch werden können, wo sie es gerne würden. Sie ziehen ins Umland, zahlen dort ihre Steuern und engagieren sich dort in Vereinen und Initiativen.

So wird sich der neue Gemeinderat auch mit unpopulären Instrumenten beschäftigen müssen: Die Zweitwohnungssteuer ist schon auf Rekordhöhe. Die Verwaltung wird unter Druck kommen, noch viel härter gegen Leerstand und illegale Ferienwohnungen vorzugehen, die auch dazu beitragen, dass die Bevölkerung verdrängt wird. Auch die Frage, ob die städtische Wobak viel stärker in die Pflicht genommen werden kann, dürfte auftauchen. Am Hafner, aber nicht nur dort.

Zukunft des Wohnens in Konstanz: Dafür wollen sich Parteien und Gruppierungen einsetzen

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Alex Tasdelen (Junges Forum) möchte die Sozialwohnungsquote erhöhen. Außerdem erklärt er: „Durch Nachverdichtung und Aufstockung kann ohne zusätzliche Bodenbeschaffung Wohnraum generiert werden.“ | Bild: Anna Glad/JFK
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Sabine Feist erklärt, wie die CDU das Thema anpacken will: „Ziel ist der Hinzugewinn und die freie Wahl von passendem Wohnraum (...) für alle traditionellen und neuen Lebens-, Wohn- und Eigentumsformen.“ | Bild: Milena Schillig/CDU Konstanz
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Frank Martin (FDP) lehnt „ideologische Erwägungen“ ab: „Mein Ziel ist eine konstruktive Zusammenarbeit im Gemeinderat, damit schnellstmöglich bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden kann.“ | Bild: Philipp Uricher/FDP
Christian Koßmehl (Freie Wähler) schreibt: „Ökologische, ökonomische und soziale Belange sollten beim Wohnen gleichberechtigt ...
Christian Koßmehl (Freie Wähler) schreibt: „Ökologische, ökonomische und soziale Belange sollten beim Wohnen gleichberechtigt berücksichtigt werden. Daher bevorzugen wir die Entwicklung in die Höhe.“ | Bild: Sybille Wiens/FWK
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Wolfgang Moßmann (Linke Liste Konstanz) erklärt: „Während so die Mieten in die Höhe getrieben werden, vernachlässigen Bund und Land den sozialen Mietwohnungsbau – anstatt diesen zu fördern.“ | Bild: Patrick Pfeiffer/LLK
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Winfried Kropp (SPD) antwortet: „Wohnungsnot ist für viele Menschen in Konstanz eine bittere Realität. (...) Entschlossenes Handeln wäre die oberste Pflicht der Stadt, doch trotz aller Planungen wird zu wenig gebaut.“ | Bild: Fiona Mentzel/SPD
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Anne Mühlhäußer (Freie Grüne Liste/Grüne): „Wohnen ist in Konstanz mittlerweile zur sozialen Frage geworden.“ Sie erklärt, die Grünen würden sich für mehr sozial geförderten Wohnraum einsetzen. | Bild: Inka Reiter/FGL
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Das neue Bündnis KN kommt wurde ebenfalls angeschrieben, eine Abgabe von Foto und Antwort innerhalb der gesetzten Frist erfolgte nicht. | Bild: M-SUR - stock.adobe.com
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