Am 4. Mai starb Siegfried Einhart im Alter von 88 Jahren. Der jahrzehntelange Narrenrat und Kassierer der Narrengesellschaft Kamelia-Paradies und Organisator des großen Fasnachtsumzugs galt als visionärer Mensch, der seiner Zeit stets voraus war. „Er wusste früh, dass es nur mit Zusammenarbeit geht“, erzählt Werner Eckenschwiller, von 1979 bis 2008 Präsident der Kamelia-Paradies.

Siegfried Einhart, wie ihn die Narren kannten: als Kameler.
Siegfried Einhart, wie ihn die Narren kannten: als Kameler. | Bild: privat

„Mir als jüngstem Präsident stand er stets bei. Das habe ich ihm hoch angerechnet“, so Eckenschwiller. Siegfried Einhart hatte auch Ideen, auf die seine Narrenkollegen so schnell nicht gekommen wären, wie Werner Eckenschwiller berichtet: „So war er Antrieb bei unserem Beitritt zur Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Er hat auch das Festzelt auf dem Döbele für den Narrentag organisiert.“

Seine drei Töchter bezeichnen ihn als „Organisator und Manager, er war immer aktiv bei der Fasnacht und bei Festen“. Von 1968 bis 1985 war er Geschäftsführer der Vereinigung Konstanzer Narrengesellschaften. Der passionierte Fasnachter mit ausgeprägtem Sinn für Gemeinschaft arbeitete bei der Deutschen Bank, schließlich eröffnete er die Hypo-Vereinsbank.

„Er war stets korrekt, hatte Ecken und Kanten und trotzdem eine liebliche Art“, erinnert sich Kurt Köberlin, ein langjähriger Weggefährte bei den Kamelern. Für den FC Konstanz schnürte er die Fußballschuhe.

Auch das Konstanzer Weinfest war eine Idee des Siegfried Einhart.
Auch das Konstanzer Weinfest war eine Idee des Siegfried Einhart. | Bild: Archiv Aurelia Scherrer

Weinfest und Oktoberfest hat er initiiert

1977 initiierte Siegfried Einhart das Weinfest auf dem Stephansplatz. „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass das so ein Erfolg werden könnte. Er aber schon“, sagt Werner Eckenschwiller. „Er musste uns Kameler lange überzeugen, dass wir einen Stand betreiben. Noch heute ist das Weinfest Treffpunkt für uns alte Fasnachter.“

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Kurtle Köberlin erinnert sich an ein legendäres Ereignis: „1982 hat er die Jugend-Disco im oberen Konzilsaal organisiert. Und wen hat er geholt als Special Guest? Peter Schilling.“ Jenen Peter Schilling mit dem großen Hit Major Tom (völlig losgelöst), der nun zur Torhymne der Fußballer bei der EM werden soll. „Das Konzil war gerammelt voll. Die Säulen haben gewackelt.“

Auch das Konstanzer Oktoberfest wurde 2002 von Siegfried Einhart aus der Taufe gehoben. Seine Frau Gisela, die vor dreizehn Jahren verstarb, war ab 1980 Wirtin der Weinstube Elefanten. Da auch Siegfried Einhart dort aktiv war, verliehen ihm Weggefährten den Spitznamen „Blauer Elefant“, wie Kurt Köberlin erzählt: „Blau war die Farbe der Kameler-Jacke. Er war somit der einzige blaue Elefant.“

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Gesellige Stunden beim Narren-Stammtisch

Er erinnert sich an gesellige Stunden in der Kneipe: „Wenn der Siggi seine Lieblingsband Gipsy Kings hörte und ein Viertele in der Hand hielt, war er glückselig.“ Einhart war auch Gründer des legendären Narren-Stammtisches, dem im Laufe der Jahrzehnte so schillernden Namen wie Helmut Faßnacht, der Dipfele, Walter Fröhlich, der Wafrö, Hans-Joachim Pfeffer, der Jokele, Alex Brack, Paul Bischoff, Kurtle Köberlin, Paul Bischoff, Uli Blum, Konrad Schatz, Adolf Vetter, Max Egler oder Joachim Graf angehörten.

Auch die jüngere Generation erinnert sich gerne an Siegfried Einhart. Der 35-jährige Niederburg-Präsident Mario Böhler sagt: „Siggi war ein fröhlicher Fasnachter, ein Konstanzer Original und ein echter Schaffer. Über zwei Jahrzehnte hat er als Geschäftsführer der Vereinigung Konstanzer Narrengesellschaften unser Brauchtum nicht nur mitgestaltet, sondern auch weiterentwickelt. Als eine von fünf Narrengesellschaften der Vereinigung ist die Niederburg Siegfried Einhart ganz besonders dankbar für diese Lebensleistung.“