Zum zweiten Mal in Folge sind Bemühungen gescheitert, auf Klein Venedig wieder ein Fest im Spätsommer zu etablieren. Hatte die Stadt Konstanz für 2023 den Machern der dortigen Strandoase eine Absage erteilt, kommt dieses Mal ein interessierter Veranstalter aus der weiteren Region nicht zum Zug. Das hat der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen. Das Ergebnis hat die Verwaltung, wie rechtlich erforderlich, durch einen Aushang am Sitzungsaal Ende März transparent gemacht. Unbeantwortet bleibt dagegen vorerst die Frage, warum das Thema überhaupt hinter verschlossenen Türen verhandelt wurde.

Die Tourismus-Profis hätten sich das Fest sehr gewünscht

Nach Informationen des SÜDKURIER hatte die Marketing und Tourismus Konstanz (MTK) GmbH die Initiative für eine Neubelebung des Oktoberfests sehr engagiert unterstützt. Gerade die Wochen nach den Sommerferien gelten für Handel und Tourismus als hochrelevant. Eine Veranstaltung mit Strahlkraft in der zweiten Septemberhälfte erhöhe die Attraktivität des Tourismusziels, hieß es. Zumindest in Teilen der Stadtverwaltung stieß die Idee laut mehreren Quellen allerdings auf Ablehnung. Die Stadtverwaltung selbst will sich dazu allenfalls nach einer Abstimmung mit der MTK äußern, sagte Sprecherin Mandy Krüger auf Anfrage.

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Zur Debatte stand wohl ein Vorhaben, das dem bisherigen Oktoberfest recht ähnlich gewesen wäre. Festwirt Hans Fetscher hatte auf Klein Venedig zwei Zelte unterschiedlicher Größe aufgebaut, die zusammen mehrere tausend Sitzplätze hatten. Dort gab es klassisches Oktoberfest-Programm mit Stimmungsbands und typischem Essen. Nachdem der Erfolg dieses Konzepts zuletzt merklich zurückgegangen war und Fetscher selbst angekündigt hatte, in Konstanz kein Oktoberfest mehr ausrichten zu wollen, gab es auch im Gemeinderat Zweifel, ob eine einfache Neubelebung die richtige Idee ist.

Wie mit den Planungen vertraute Personen dem SÜDKURIER sagten, standen aber auch Sicherheitsbedenken im Raum. Jan Welsch, Vorsitzender des Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuzes, hatte schon nach der Fasnacht erklärt, dass die Hilfsorganisationen keine beliebig große Zahl weiterer Großveranstaltungen stemmen können. Zusätzlich zu Fasnacht, Wein- und Seenachtfest binden nach der Corona-Pandemie auch die Sommerkonzerte auf Klein Venedig (11. bis 13. Juli, Peter Fox, David Garrett und Alligatoah), das Campus- und Gute-Zeit-Festival, der grenzüberschreitende Flohmarkt und weitere Ereignisse viele Hilfskräfte, zumeist Ehrenamtliche.

Für Rettungskräfte ist Klein Venedig problematisch

Auch die schwierige Anbindung von Klein Venedig – der Bahnübergang hinter dem Lago ist häufig geschlossen, und die Unterführung der Marktstätte ist für hohe Fahrzeuge nicht nutzbar – galt immer wieder als Hindernis für Großveranstaltungen. Dennoch ist die Idee, dort im September etwas auf die Beine zu stellen, nicht vom Tisch. Zwar hat der Gemeinderat in seiner nichtöffentlichen Sitzung die Empfehlung ausgesprochen, für das vorgeschlagene Oktoberfest „die Fläche Klein Venedig nicht zur Verfügung zu stellen“, wie es in der Bekanntmachung heißt. Aber 2025 könnte das schon anders aussehen.

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Denn trotz der Absage für das Konzept in diesem Jahr traut die Politik der MTK sehr wohl zu, etwas ganz Neues auf die Beine zu stellen. Einigen Stadträten, so ist zu hören, schwebt ein Konzept ähnlich dem Tollwood-Festival in München vor, das Musik, Kunst, Handel, Gastronomie und Geselligkeit zu einem Gesamterlebnis verbindet und damit seit Jahrzehnten erfolgreich ist. Hier könnte die MTK anknüpfen. Im Ratsbeschluss heißt es dazu, die MTK werde „beauftragt, ein Konzept für eine jährliche Herbst-Veranstaltung ab 2025 auf Klein Venedig zu erstellen, um hierfür einen Veranstalter zu gewinnen.“