In Konstanz wohnen kaum Familien mit Kindern. Auch die erweiterte Nachbarschaft wirkt nicht eben familienfreundlich. Das geht aus Daten des Zensus hervor, die der SÜDKURIER exklusiv für Konstanz und Baden-Württemberg analysiert hat.

Demnach macht die klassische Familie, bestehend aus einem Paar und einem oder mehreren Kindern, im Landesvergleich in Überlingen einen ebenso geringen Anteil an den Haushalten der Stadt aus wie in Konstanz. In Meersburg und Büsingen gibt es sie sogar noch seltener.

Stellt sich die Frage, wer sonst am See lebt. In Konstanz ist die Sache klar: Singles. Der Ausdruck hat in diesem Fall nichts mit Beziehungen und Romantik zu tun, sondern mit der Wohnsituation. Etwas mehr als die Hälfte der Haushalte besteht aus nur einer Person. Landesweit betrachtet, rangieren nur Mannheim und wiederum die Exklave Büsingen vor Konstanz.

Die klassische Stundenten-WG, die im Prinzip aus mehreren Single-Haushalten besteht, ist darin nicht enthalten. Solche und weitere Haushalte mit mehreren Personen, die kein Paar und keine Alleinerziehenden sind, machen sechs Prozent der Haushalte in Konstanz aus.

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Harte Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt

Eine solche Bevölkerungsstruktur macht sich auf dem Wohnungsmarkt bemerkbar. Singles und Familien mit Kindern konkurrieren um die wenigen freien Wohnungen, die es in der Stadt gibt. Hinzu kommen Paare ohne Kinder, die ebenfalls ein Dach über dem Kopf suchen. So kommt es gewissermaßen zu einer Pattsituation: Singles, Paare mit und Paare ohne Kinder teilen sich die Wohnungen, die die passende Größe für eine Familie haben, untereinander auf.

Viele kleine Wohnungen

Als wäre die Konkurrenz aus Sicht der Familien nicht ohnehin schon problematisch, ergibt sich ein weiteres Problem aus dem Angebot auf dem Wohnungsmarkt. Es gibt nur wenige, die für Familien geeignet wären, fast 60 Prozent sind kleiner als 80 Quadratmeter. Nur etwa ein Viertel aller Wohnungen ist zwischen 80 und 120 Quadratmeter groß.

Konstanz ist mit dem Problem aber nicht alleine. Der Wohnungsmarkt der vergleichbar großen Unistadt Tübingen ist ähnlich strukturiert. Auch in Großstädten wie Stuttgart und Mannheim ist die Mehrzahl der Wohnungen vergleichsweise klein.

Konkurrenz wirkt auf die Mieten

In einer Sache aber unterscheidet sich Konstanz vom Großteil der anderen Städte im Land.

Es dürfte wohl kaum daran liegen, dass Familien in Konstanz besonders wohlhabend sind. Vielmehr dürfte es sich um einen Marktmechanismus handeln. Wo viele Familien eine Wohnung suchen, es aber nur wenige gibt, steigen die Preise. Wir sehen das an der Entwicklung der Mietangebote.

Die Lösung ist, entweder in den sauren Apfel zu beißen und zu bezahlen – oder die Stadt zu verlassen. Das haben in der Vergangenheit vor allem 25- bis 35-Jährige getan – also genau die Menschen, die im passenden Alter sind, um eine Familie zu gründen.

Anmerkung: In einer früheren Version waren die letzten Absätze missverständlich formuliert. Wir haben den Text präzisiert.