Für Marina Janka-Ramm, ihren Mann und ihre beiden Kinder könnte es bald eng werden. Die Familie wohnt in einer Drei-Zimmer-Wohnung in Konstanz-Petershausen: ein Kinderzimmer, ein Schlafzimmer und einen Ess- und Wohnbereich mit offener Küche. „Das ist völlig in Ordnung“, sagt Janka-Ramm und ergänzt: „Solange die Kinder noch keine eigenen Zimmer brauchen.“ Der Nachwuchs ist zwei und fünf Jahre alt. Und Janka-Ramm erwartet ihr drittes Kind.

Lock-in-Effekt trifft vor allem Familien

Es gibt einige Familien in Konstanz, die in einer ähnlichen Lage stecken, die über die Größe ihrer Wohnung herauswachsen und sich früher oder später nach geeignetem Wohnraum umsehen müssen. Sie seien besonders vom sogenannten Lock-In-Effekt betroffen, erklärt Winfried Kropp vom Deutschen Mieterbund Bodensee. „Das heißt, Mieter und auch Eigentümer sind mehr oder weniger in ihren Wohnungen gefangen“, sagt Kropp.

Laut Winfried Kropp, Pressesprecher beim Deutschen Mieterbund Bodensee, werden familiengerechte Wohnungen oft als Ferienunterkünfte oder ...
Laut Winfried Kropp, Pressesprecher beim Deutschen Mieterbund Bodensee, werden familiengerechte Wohnungen oft als Ferienunterkünfte oder an WGs vermietet. | Bild: Guido Kasper

Wachsende Familien hätten oft Probleme, Wohnungen in der passenden Größe zu finden. Das liegt an den Preisen, aber auch am Angebot auf dem Mietmarkt. Seit der letzten offiziellen Gebäudezählung von 2011 sind in Konstanz 3.500 Wohnungen entstanden.

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Groß genug, aber schlecht geschnitten

Marina Janka-Ramm und ihr Mann, beide arbeiten im IT-Bereich, kennen diese Probleme. Sie stoßen häufig auf Wohnungen, die zwar groß genug sind, deren Grundriss aber nicht für Familien geeignet ist. Wohnungen, die 140 Quadratmeter haben, aber nur drei Zimmer, nennt die Mutter als Beispiel. Sie ist davon überzeugt, dass es zwar passende Bleiben für ihre Familie gibt, „aber sie sind sehr selten.“

Bei der Stadt ist man sich dem Problem bewusst. „Für unsere städtische Wohnungsbaugesellschaft WOBAK steht die Versorgung der Familien mit Wohnraum mit im Vordergrund“, sagt Walter Rügert, Pressesprecher im Rathaus. In den vergangenen beiden Jahren seien 71 Dreizimmer-, 44 Vierzimmer- und 18 Fünfzimmerwohnungen entstanden.

Mietpreise erhöhen den Druck

Angesichts des angespannten Marktes scheint das ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Die wenigen familiengerechte Wohnungen, die in den einschlägigen Portalen angeboten werden, liegen bei einer Warmmiete von 2.000 Euro aufwärts.

Diese 4-Zimmer-Wohnung kostet jeden Monat 1750 Euro kalt – mit Nebenkosten liegt die Miete bei mehr als 2100 Euro. Viele Familien ...
Diese 4-Zimmer-Wohnung kostet jeden Monat 1750 Euro kalt – mit Nebenkosten liegt die Miete bei mehr als 2100 Euro. Viele Familien können sich das nicht leisten. | Bild: Screenshot/immobilienscout24.de

Marina Janka-Ramm und ihre Familie suchen nach einer größeren Wohnung, seitdem sie mit dem zweiten Kind schwanger war. Heute, drei Jahre später, erwarten sie das Dritte. Trotzdem: Als sonderlich dringend bezeichnet die Mutter die Wohnungssuche nicht. Die Vier wollen ihre aktuelle Wohnung nur gegen eine tauschen, die ihren Ansprüchen gerecht wird.

Aber eines erhöht den Druck auf die Familie nach und nach: „Dass die Mieten steigen, ist beunruhigend“, sagt Janka-Ramm. „Vor allem, wenn man sieht, dass unsere jetzige Wohnung wahrscheinlich gleich 300 € teurer werden würde, wenn wir ausziehen.“

Pensionäre und WGs treiben die Preise

Die Mieten für Wohnungen, die groß genug für Familien sind, werden in Konstanz immer häufiger an Wohngemeinschaften, Urlauber oder wohlhabende Pensionäre vermietet. Das sagt zumindest Winfried Kropp vom Mieterbund. „In diesen Bereichen kann viel mehr verlangen und das führt dann zur Preissteigerung.“ Man erkennt den Effekt deutlich an den Mieten in den Ausschreibungen.

Hohe Belastungen für Familien

Die Preise treffen Familien besonders hart, weiß Winfried Kropp. Sie seien speziellen finanziellen Belastungen ausgesetzt. Von der Windel bis zu den Kita-Kosten, „Kinder brauchen permanent irgendetwas“, sagt Kropp. „Familien müssen sich deshalb insgesamt mehr leisten. Selbst wenn beide Elternteile einer Erwerbstätigkeit nachgehen, haben Familien selbst bei sparsamer Wirtschaftsführung eine geringere Fähigkeit, hohe Mieten zu zahlen.“

Sie können deshalb nur schwer auf dem Konstanzer Wohnungsmarkt mithalten — zumal die Mieten für Wohnungen um die 100 Quadratmeter in den vergangenen zehn Jahren überdurchschnittlich gestiegen sind.

Nicht alle arbeiten in der Schweiz

Auch Marina Janka-Ramm fragt sich, wie Familien die Preise auf dem Wohnungsmarkt stemmen sollen. „Man sagt ja, dass die Miete höchstens etwa ein Drittel vom Nettogehalt betragen sollte. Die Vermieter müssen denken, alle würden nur in der Schweiz arbeiten. Anders geht‘s wohl bei einer Vierzimmerwohnung nicht.“

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Für ihre Familie ist Wegziehen aber keine Option. Sie und ihr Mann stammen aus Konstanz und wollen, dass ihre Kinder hier aufwachsen. „Das ist eine traumhafte Stadt für Kinder zum Aufwachsen. Überhaupt zum Leben.“

Einen großen Vorteil hat die Mutter allerdings: Ihre Eltern wohnen in Konstanz in einem Haus mit Garten. Wenn sie über lange Sicht keine geeignete Wohnung finden, spekuliert Marina Janka-Ramm, könnte die Familie mit ihren Eltern die Wohnungen tauschen. „Das nimmt natürlich den Druck aus unserer Wohnungssuche etwas heraus.“ Dieses Privileg haben aber wohl die wenigsten Familien in Konstanz.