Er lebte sehr zurückgezogen und ist in der Öffentlichkeit nicht aufgetreten. So beschreibt die Crescere Stiftung Bodensee ihren Gründer Thomas Seger, der im Februar verstorben ist. Da er keine Familie hatte, vermachte er sein Vermögen der von ihm selbst in den letzten Monaten seines Lebens gegründeten Stiftung.

Bei dem Nachlass handelt es sich laut dem Vorsitzenden der Stiftung, dem Konstanzer Anwalt Wolfgang Münst, um einen zweistelligen Millionenbetrag, bestehend auch aus Immobilien und Wertpapieren. Er soll dazu genutzt werden, die Themen, die Seger im Leben wichtig waren, in seinem Sinne fortzuführen und zu fördern.

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Thomas Seger war Konstanz stets verbunden

Ein hohes Einkommen, eine bescheidene Lebensweise und ein hohes Interesse für den Börsenhandel – diese Kombination führte zu dem Vermögen, das Thomas Seger über die Jahre aufgebaut hat. Viel ausgeben oder gar sein Geld zur Schau stellen hätte er aber nie gewollt.

Mit Konstanz sei Seger immer sehr verbunden gewesen. Geboren wurde er in Friedrichshafen, mit fünf Jahren zog die Familie in die Konzilstadt, sein Vater war Baurat am damaligen Staatstechnikum – heute HTWG – in Konstanz. Er besuchte die Grundschule Allmannsdorf und machte im Januar 1967 sein Abitur am Heinrich-Suso-Gymnasium. Später studierte er Elektrotechnik an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich und arbeitete in der Schweiz, bis er 1988 wieder zurück nach Deutschland kam.

Thomas Seger wollte nicht, dass seine Stiftung unter seinem Namen läuft. Er wählte eine andere Bezeichnung.
Thomas Seger wollte nicht, dass seine Stiftung unter seinem Namen läuft. Er wählte eine andere Bezeichnung. | Bild: privat/Crescere Stiftung Bodensee

Trotz Berufstätigkeit pflegte er beide Elternteile in ihrem Zuhause. Sein Elternhaus in Konstanz war bis zuletzt auch sein Wohnsitz. Im Jahr 2020 erlitt er einen Herzanfall. Nach einem Krankenhausaufenthalt entschloss Seger sich, die Crescere Stiftung Bodensee zu gründen. Im Jahr 2018 hatte er bereits die Crescere Stiftung Thurgau mit Sitz in Frauenfeld gegründet.

Seinen eigenen Namen sollte die Stiftung nicht tragen, dafür sei er zu bescheiden gewesen. Nach der Gründung der deutschen Stiftung im September 2021, so formuliert es der heutige Vorstand, sah er sein Leben und Wirken als vollendet an. Weiteren Operationen wollte er sich nicht unterziehen. Im vergangenen Februar verstarb Thomas Seger an den Folgen seines Herzleidens.

Wer sind die Menschen hinter der Crescere Stiftung?

Den Vorsitz der Stiftung haben die beiden Rechtsanwälte Wolfgang Münst und Stephan Tögel inne. Beide waren mit Seger befreundet. Im Kuratorium sind unter anderem Hiltrud Schneider-Cimbal, ehemalige Dekanin der evangelischen Kirche, Sabine Rein, Präsidentin der HTWG Konstanz, und der Bürgermeister für Soziales, Bildung und Kultur der Stadt Konstanz, Andreas Osner.

Wolfgang Münst und Stephan Tögel bilden den Vorstand der Crescere-Stiftung Bodensee. Beide kannten den Stifter Thomas Seger persönlich.
Wolfgang Münst und Stephan Tögel bilden den Vorstand der Crescere-Stiftung Bodensee. Beide kannten den Stifter Thomas Seger persönlich. | Bild: Simon Wöhrle

Über die Mitglieder des Kuratoriums kommen auch die geförderten Projekte und Initiativen zustande, wie Vorstand Münst im Gespräch erklärt. „Wir haben Menschen ins Kuratorium geholt, die Kontakte haben zu Initiativen“, sagt er. „Es ist schön zu sehen, dass das funktioniert.“

Tafeln im Landkreis Konstanz werden unterstützt

Anträge auf Förderung durch die Crescere Stiftung Bodensee sind nicht möglich. Vorstand und Kuratorium suchen selbst oder entwickeln längerfristig eigene Projekte. Gemäß dem Namen der Stiftung soll sich die Förderung nicht nur auf die Stadt Konstanz beschränken. „Wichtig ist, dass es greifbar ist“, sagt Stiftungsvorsitzender Stephan Tögel. Ein Beispiel dafür sind die Tafeln im Landkreis Konstanz.

Udo Engelhardt (Tafel Singen), Anita Hoffmann (Tafel Konstanz), Wolfgang Münst und Stephan Tögel (beide Vorstand Crescere-Stifung ...
Udo Engelhardt (Tafel Singen), Anita Hoffmann (Tafel Konstanz), Wolfgang Münst und Stephan Tögel (beide Vorstand Crescere-Stifung Bodensee) sprechen über die Förderung der Tafeln im Landkreis. | Bild: Simon Wöhrle

Diese Förderung kam über mehrere Kontakte und schlussendlich über das Kuratorium zustande. Mit 18.400 Euro unterstützt die Crescere Stiftung die Tafeln im Kreis. 10.000 Euro davon sind für den Einkauf von Lebensmitteln gedacht, mit dem Rest soll eine Arbeitskraft auf 450 Euro Basis zur Unterstützung der Helfer eingestellt werden können.

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