Auch wenn es bundesweit nicht gerade gut läuft für die SPD – im Konstanzer Gemeinderat wollen sie ihre fünf Sitze nicht nur halten, sondern bei der Wahl am 9. Juni sogar Boden zurückgewinnen. Das sagte Fraktionsvorsitzender Jürgen Ruff kurz vor seiner Wahl zum Spitzenkandidaten am Samstag. Sozialdemokratische Ideale seien für das solidarische Zusammenleben in der Stadt von essentieller Bedeutung, betonten auch viele weitere Kandidatinnen und Kandidaten.

SPD-Sptzenkandidat: Jürgen Ruff, Listenplatz 1
SPD-Sptzenkandidat: Jürgen Ruff, Listenplatz 1 | Bild: Rau, Jörg-Peter
Co-Spitzenkandidatin: Stadträtin Zahide Sarikas, Listenplatz 2
Co-Spitzenkandidatin: Stadträtin Zahide Sarikas, Listenplatz 2 | Bild: Rau, Jörg-Peter

Auf Platz 2 – die geraden Listenplätze sind bei der SPD Konstanz Frauen vorbehalten – tritt die Stadträtin Zahide Sarikas an. Bei der Aufstellung des Tableaus von Kandidatinnen und Kandidaten gab es einige bemerkenswerte Momente, denn die Basis war nicht mit allem einverstanden, was die Vorstände der Ortsverbände Konstanz und Dettingen-Wallhausen sich so vorgestellt hatten.

Ortolf oder Welsch? Ringen um Platz 3 beginnt

Die erste Überraschung gab es gleich an Position drei. Jan Welsch (36), profilierter Stadtrat, war eigentlich auf Platz 5 vorgesehen. Viele im Saal verstanden nicht, dass die vorbereitende Kommission den prestige- und möglicherweise auch chancenträchtigeren Platz 3 dem Konstanzer Ortsvorsitzenden Frank Ortolf (43) zugedacht hatte. Ortolf ist relativ neu an herausgehobener Position bei der SPD und bisher nicht im Gemeinderat. Welsch trat nicht selbst zur Kampfabstimmung an, sondern überließ es anderen, ihn vorzuschlagen. Mit 34 zu 28 Stimmen verdrängte er Frank Ortolf.

Nach demokratischer Abstimmung: Ortsvorsitzender Frank Ortolf (links) drückt Stadtrat Jan Welsch die Hand, der ihm Listenplatz 3 ...
Nach demokratischer Abstimmung: Ortsvorsitzender Frank Ortolf (links) drückt Stadtrat Jan Welsch die Hand, der ihm Listenplatz 3 abspenstig gemacht hatte. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Mieterbund-Chef scheitert mit einer Kampfkandidatur

Als Platz 5 zu vergeben war, trat Ortolf erneut an. Alt-Stadtrat Herbert Weber schlug seinen Nachfolger beim Mieterbrund, Winfried Kropp (60) vor. Kropp ist seit Jahrzehnten in der SPD aktiv und sagte in seiner Bewerbung, im Gemeinderat mit einem aussichtsreichen Listenplatz neben den Mieterinteressen auch das Thema Verkehr besetzen zu können.

„Fehlende und zu teure Wohnungen gefährden den Zusammenhalt in Konstanz“, so Kropp. Er unterlag mit 29 zu 34 Stimmen gegen Ortolf und zeigte sich bitter enttäuscht. Auf dem ihm zugedachten Platz 13 wurde Kropp schließlich gewählt, nachdem er kurzfristig überlegt hatte, gar nicht mehr anzutreten.

Ein schwerer Moment für Winfried Kropp (links): Er gratuliert Frank Ortolf nach knapp verlorener Kampfkandidatur um Listenplatz 5.
Ein schwerer Moment für Winfried Kropp (links): Er gratuliert Frank Ortolf nach knapp verlorener Kampfkandidatur um Listenplatz 5. | Bild: Rau, Jörg-Peter

19-jähriger Khaled Badawi holt eines der besten Ergebnisse

Je nach Rechenweise das zweit- oder drittbeste Ergebnis erzielte Khaled Badawi (19). Er kam erst 2016 als Flüchtling aus Syrien. Er sei aus einer Diktatur in die Demokratie gekommen und wolle gemeinsam mit seiner Generation für sie kämpfen.

Badawi ist noch Schüler und gehört schon seit einiger Zeit dem Jugendgemeinderat an. Er konnte für Platz 7 überzeugen. Auch wenn er den gleichen Nachnamen wie der Konstanzer FGL-Politiker Mohamed Badawi hat: Die beiden sind nicht miteinander verwandt.

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Andreas Hennemann lässt sich eine OB-Kandidatur 2028 offen

Ohne eine einzige Nein-Stimme errang Andreas Hennemann (43) Platz 11 auf der Liste, was als bestes Ergebnis unter den ersten 15 gewählten Kandidatinnen und Kandidaten gelten kann. Er machte deutlich, dass er nicht innerhalb der Partei um einen guten Listenplatz kämpfen wolle, sondern dass die Energie im politischen Streit besser aufgehoben sei.

Hennemann war 2020 für die SPD bei der Oberbürgermeisterwahl angetreten. Er ließ eine erneute Kandidatur um das Spitzenamt im Rathaus ausdrücklich offen. Bis 2028 wolle er aber nicht damit warten, in der Kommunalpolitik Verantwortung zu übernehmen.

Kämpft lieber um Wählerstimmen als um einen besseren Listenplatz: Andreas Hennemann, Listenplatz 11
Kämpft lieber um Wählerstimmen als um einen besseren Listenplatz: Andreas Hennemann, Listenplatz 11 | Bild: Rau, Jörg-Peter

Nicht alle Bewerberinnen und Bewerber sind überhaupt SPD-Mitglieder

Ein SPD-Parteibuch ist keine zwingende Voraussetzung, um auf der SPD-Liste für den Gemeinderat anzutreten. So werden sich einige Namen auf dem Stimmzettel finden, die in der Stadt bekannt sind, aber bisher eher weniger mit der SPD in Verbindung gebracht werden. Fünf Kandidaten sind auch gar nicht Mitglied bei den Sozialdemokraten. Zu ihnen gehört die in der Flüchtlingshilfe engagierte Marion Mallmann-Biehler und der Betriebsrat Marc-Peter Schambach.

Da der Gemeinderat 40 Sitze hat, kann eine zur Wahl antretende Partei oder Gruppierung auch 40 Listenplätze vergeben. Bei der SPD waren 19 der Bewerberinnen und Bewerber vor fünf Jahren nicht dabei, und 16 stehen sogar zum ersten Mal überhaupt auf einer Liste. Zu diesen neuen Namen gehören Iris Wohlhüter (Platz 6), Susanne Trunk-Dietrich (Platz 10) und Daniela Schweitzer (Platz 14).

Neues Gesicht in der Konstanzer Politik: Iris Wohlhüter, Listenplatz 6
Neues Gesicht in der Konstanzer Politik: Iris Wohlhüter, Listenplatz 6 | Bild: Rau, Jörg-Peter

Frauen bekommen genau die Hälfte der Plätze – um diese Kandidaturen gab es, anders als bei machen Männer-Plätzen, kaum Diskussionen. Neun Kandidierende sind unter 35 Jahre alt, der Kreisvorsitzende der Jugend-Parteiorganisation Jusos, Marc Vo Van, steht auf Listenplatz 21. Das Durchschnittsalter beträgt 48 Jahre, wie die Parteivorsitzenden Frank Ortolf (Konstanz) und Lore Ditzinger (Dettingen-Wallhausen) berichteten.