Im Wald nahe der Jugendeinrichtung Ochelbaude in der Sächsischen Schweiz deutet aktuellen Bildern zufolge nichts mehr auf das Unglück hin, das sich hier Ende Mai 2023 ereignete. Damals war eine Gruppe des Ellenrieder-Gymnasiums auf Studienfahrt und nutzte unter anderem die Seilrutsche, die auf dem Rückweg von einem Klettersteig liegt.

Als sich ein damaliger Elftklässler in der Mitte über der Schlucht befand, riss das Stahlseil und der Schüler stürzte rückwärts acht Meter in die Tiefe. Obwohl ein TÜV-Sprecher dem SÜDKURIER erläutert hatte, dass die Ursache von gerissenen Stahlseilen oft schnell feststehe, weil die Muster von Seilversagen sich stark ähneln, liegt auch Monate nach dem Unglück noch kein Ermittlungsergebnis vor.

„Mit Blick auf die Gutachten nimmt der Prozess seine Zeit in Anspruch“, sagt ein Dresdner Polizeisprecher. Offenbar reicht das eine Gutachten, das beim Industrieservice des TÜV Süd in Auftrag gegeben wurde, nicht aus. Wie viele weitere Gutachten inzwischen bei wem angefordert wurden und was darin untersucht werden soll, wollte der Sprecher nicht beantworten. „Wir setzen alles daran, die Ursache für die Schwere der Verletzungen herauszufinden“, sagt er.
Die Dresdner Staatsanwaltschaft kann ebenfalls keine Auskünfte erteilen. „Das Verfahren ist noch nicht an uns abgegeben worden“, teilt Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt auf Nachfrage mit.
Polizei beschäftigt sich mit vielen Fragen
Laut Thomas Kunz, Pressereferent des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, war die Anlage im Wald nicht genehmigungspflichtig. Ob es trotzdem Pflicht ist, die Attraktion regelmäßig von externen Fachleuten überprüfen zu lassen, ob das im konkreten Fall geschehen ist und wenn ja, durch wen: Das alles sind Fragen, mit denen die Polizei sich weiterhin beschäftigt.

Außerdem wird ermittelt, ob das Personal des Kletterparks die Konstanzer Gäste bei der Übergabe der Ausrüstung ausdrücklich darauf hingewiesen hat, dass die Seilrutsche ohne Einweisung und ohne Seilrolle nicht benutzt werden darf. Für den Betreiber der Ochelbaude, René Hofmann, geht unterdessen der Arbeitsalltag weiter.
„Wir sind froh, dass nach wie vor Schulklassen zu uns kommen, denn ich arbeite seit 23 Jahren gern mit Jugendlichen“, sagt er dem SÜDKURIER. Von weiteren Ermittlungen weiß er nichts. „Niemand von den Behörden ist in letzter Zeit an mich herangetreten. Ich selbst war an dem Tag auch gar nicht vor Ort.“ Ein Gutachten habe er selbst jedenfalls nicht in Auftrag gegeben.

Zukunft der Seilrutsche fraglich
Ob er die Seilrutsche jemals wieder in Betrieb nimmt, weiß der 56-Jährige noch nicht. „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber für Erlebnispädagogik ist eine Seilrutsche nicht schlecht.“ René Hofmann freut sich zu hören, dass es dem damals schwer verletzten Schüler nun besser geht. Denn laut Ellenrieder-Schulleiterin Hanna Schönfeld besucht er den Unterricht und bereitet sich auf das Abitur vor.

Überlegt die Schule, künftig nicht mehr in die Ochelbaude zu fahren? „Grundsätzlich kann ich dazu nichts sagen, weil wir nicht wissen, wie es dort weitergeht“, sagt Hanna Schönfeld. „Die Sächsische Schweiz ist in diesem Schuljahr jedenfalls kein Ziel für Gruppen oder Klassen.“