Thomas Traber begann in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats seinen Zwischenstandsbericht zur aktuellen Corona-Lage in Konstanz mit einer guten Nachricht. In der Stadtverwaltung, in der er die Personalabteilung leitet, lässt sich aufgrund der neuerdings in Unternehmen geltenden 3G-Vorschrift die Zahl der Geimpften und Genesenen sowie der Ungeimpften genau beziffern. Wie er mitteilte, sind 92 Prozent der Beschäftigten geimpft oder genesen. Ihr Anteil liegt damit deutlich über dem bundesdeutschen und landesweiten Durchschnitt.
Danach allerdings präsentierte er Botschaften, die den Räten die Dramatik der vierten Welle verdeutlichen sollte. Seinen Angaben zufolge wurden im Landkreis Konstanz insgesamt bis zum 25. November 17.345 Infektionen registriert, von denen bis zu diesem Zeitpunkt 317 im Zusammenhang mit der Pandemie starben. Bei Zugrundelegung der aktuellen Zahlen von 1298 Infizierten und einer Letalitätsrate von 1,82 Prozent sei somit von „weiteren 23 Menschen auszugehen, die wir in Folge von Corona in nächster Zeit verlieren werden“.
Gegenüber dem SÜDKURIER relativierte er später diese Zahl, da von den derzeit bekannten Infektionen einige Menschen geimpft seien. Da bei diesen die Infektion in den meisten Fällen wahrscheinlich weniger dramatisch und äußerst selten tödlich verlaufen wird, sei mit weniger Todesfällen zu rechnen. Aber selbst auf der Basis der vom Robert-Koch-Institut aktuellen angenommenen Sterbequote von 0,8 Prozent, komme man noch auf eine Zahl von zehn Corona-Toten.

Dabei allerdings wird es nach der Prognose von Thomas Traber angesichts der steigenden Infektionszahlen nicht bleiben. Übers Wochenende geht er kurzfristig von den üblicherweise sinkenden Infektionszahlen aus, ab Mittwoch nächster Woche könnte dann allerdings die Inzidenz-Marke von 500 im Landkreis Konstanz erreicht werde.
Nach zwei Tagen auf diesem Niveau sind dann alle Nicht-Geimpften und Nicht-Genesenen vom Lockdown betroffen. Für sie bedeutet das unter anderem eine nächtliche Ausgangssperre von 21 bis 5 Uhr und einkaufen dürfen sie dann nur noch nur noch in Lebensmittelgeschäften.
Auswirkungen auf die allgemeine medizinische Versorgung
Neben den direkten Folgen der Pandemie-Entwicklung weist Thomas Traber auf die mittelbaren Auswirkungen auf das Gesundheitswesen hin. Nach seiner Einschätzung sei zum Beispiel mit der Verschiebung auch wichtiger Operationen zu rechnen.
Durch die Kleeblatt-Struktur der Kliniken im Landkreis könne man vielleicht etwas flexibler reagieren als in anderen Regionen, was jedoch nichts an der generellen Überlastung und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Versorgung ändere.
In dieser von Thomas Traber als dramatisch bezeichneten Situation müssten die Voraussetzungen für Massenimpfungen geschaffen werden. Fünf Impfstützpunkte seien im Landkreis vorgesehen, einer davon im Bodenseeforum in Konstanz. Wenig Verständnis zeigt er dabei für den Abbau funktionierender Strukturen im Sommer, zumal außerdem die Zuständigkeit auf den Klinikverbund verlagert wurde.
Doch selbst wenn die Impfstutzpunkte eingerichtet sind, hegt er Zweifel am reibungslosen Funktionieren angesichts des zu erwartenden Impfbedarfs. Zur Versorgung der bisher ungeimpften Erwachsenen kommen die Booster-Impfungen sowie die Impfungen von Kindern. Selbst bei hoher Beteiligung durch Arztpraxen rechnet er in den nächsten Monaten mit Problemen.
Bisher verschont geblieben ist Konstanz immerhin von einer Debatte, die bundesweit unter den Ärzteverbänden geführt wird. Dabei wird über haftungs- und standesrechtliche Bedenken wegen der Einbindung von pensionierten Ärzten, Tier- und Zahnärzten sowie durch Apothekern in die Impfkampagne diskutiert. Thomas Traber ist in Konstanz diesbezüglich bislang kein Fall bekannt, und er wünscht sich, dass das so bleibt. „Mann und Maus muss jetzt impfen“, sagte er im Gemeinderat.
800 Impfungen in den nächsten beiden Wochen
Derweil wird der zur Verfügung gestellte Impfstoff so schnell wie möglich gespritzt. In den nächsten beiden Wochen werden in Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst 800 Impfungen im Bürgersaal am Stephansplatz 17 vorgenommen (montags, mittwochs, freitags, jeweils von 17 bis 21 Uhr).
Sie erfolgen nach Vereinbarung, die Termine waren nach Angabe von Thomas Traber allerdings bereits am Freitag so gut wie vollständig vergeben. Sein Glück kann man natürlich immer versuchen – es gibt immer Fälle, in denen ein Impftermin nicht wahrgenommen wird.