Es passiert am vergangenen Samstagabend gegen 18.15 Uhr. Das Thermometer zeigt knapp 20 Grad, der Bodensee ist ähnlich warm. Eine Seniorin will in der Schmugglerbucht in Konstanz schwimmen.

(Archivbild) Die Schmugglerbucht in Konstanz.
(Archivbild) Die Schmugglerbucht in Konstanz. | Bild: Robert Hahn Bauer | SK-Archiv

„Was dann passiert, ist unklar“, sagt Anika Strack, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Einsatz in Göppingen, welche die Rettungseinsätze auf dem Wasser koordinieren. Plötzlich treibt die 82-Jährige bäuchlings und leblos an der Wasseroberfläche.

Dann geht auf einmal alles ganz schnell. Nach Angaben der Polizei sieht eine Frau am Ufer die leblose Gestalt im Wasser. Sofort alarmiert sie über eine Notrufsäule der Björn-Steiger-Stiftung die Rettungskräfte.

(Archivbild) Franziska Reimann zeigt an der Notrufsäule auf dem Konstanzer Hörnle das Fach mit den beiden Restubes, die in Not geratenen ...
(Archivbild) Franziska Reimann zeigt an der Notrufsäule auf dem Konstanzer Hörnle das Fach mit den beiden Restubes, die in Not geratenen Schwimmern zugeworfen werden können und sich im Wasser selbst aufblasen. | Bild: Nikolaj Schutzbach | SK-Archiv

Ein Mann wird ebenfalls auf die gefährliche Situation aufmerksam. Er springt ins Wasser und zieht die Seniorin an Land. Sie atmet nicht mehr. Sofort beginnt der Mann mit den Maßnahmen zur Wiederbelebung. Das klappt. Die Frau atmet wieder bis die Rettungskräfte ankommen und übernehmen. „Wie es der Frau jetzt geht, kann ich Ihnen nicht sagen. Es wird noch ermittelt. Daher kann ich Ihnen aktuell keine Auskunft geben“, sagt Strack.

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Einer, der sich mit Badeunfällen auskennt ist Clemens Menge, Vorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Ortsverband Konstanz. Er kann aber auch nur vermuten, was der Frau passiert ist. „Oft überschätzen sich die Schwimmer oder unterschätzen ihren Kreislauf. Draußen ist es warm, das Wasser dagegen kalt“, sagt Menge. Da könne der Kreislauf schon mal versagen. „Gerade ältere Menschen unterschätzen das“, betont er.

Der DLRG-Vorsitzende Clemens Menge zeigt ein Restube – hier im aufgeblasenen Zustand. Ertrinkende oder Retter können sich im ...
Der DLRG-Vorsitzende Clemens Menge zeigt ein Restube – hier im aufgeblasenen Zustand. Ertrinkende oder Retter können sich im Wasser daran festhalten | Bild: Nikolaj Schutzbach

65-Jährige ertrinkt bei Berlingen

Nicht immer gehen solche Unglücke wie am Samstag, 21. Mai, daher gut aus. Denn nur wenige Kilometer weiter ertrinkt am gleichen Tag eine 65-jährige Frau. Das geht aus einer Polizeimeldung der Kantonspolizei Thurgau hervor.

Kurz nach 16 Uhr sei die 65-Jährige in Schweizer Berlingen (gegenüber der Insel Reichenau) beim Chloose-Park ins Wasser zum Baden gegangen. Plötzlich treibt die Frau regungslos im Wasser. Taucher können sie bergen, Reanimierungsversuche durch einen herbeigerufenen Rettungsdienst scheitern jedoch. Die Frau ist laut Polizeimeldung noch am Unfallort verstorben.

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Clemens Menge weiß, wie schnell so eine Situation tragisch enden kann. Umso mehr freut es ihn, dass die 82-jährige Schwimmerin aus der Konstanzer Schmugglerbucht gerettet werden konnte. „Die Ersthelfer haben goldrichtig reagiert“, sagt Menge und gibt Tipps, was Ersthelfer vor Ort machen können.

So können Helfer Leben retten

  1. Notruf absetzen: „Ganz wichtig ist es, dass ein Notruf abgesetzt wird. In Konstanz haben wir an 15 Orten die Notrufsäulen der Bernd-Steiger-Stiftung. Dort hat am Samstag auch die Frau einen Notruf abgesetzt“, sagt Menge. Das Praktische an den Säulen: Ortsangaben müssen die Retter nicht machen. Denn: Diese werden automatisch durch die entsprechende Notrufsäule an die Einsatzzentralen weitergeleitet, erklärt Andreas Mihm, Radolfzeller Projektleiter für die Notrufsäule bei der Björn-Steiger-Stiftung.
  2. Rettungspersonal einweisen: Nachdem der Notruf abgesetzt wurde, sollten die Ersthelfer vor Ort bleiben und die eintreffenden Rettungskräfte einweisen, was passiert ist. „Ist die Person untergegangen, sollten die Ersthelfer die Position so gut wie möglich beschreiben, so dass die Einsatzkräfte schnell tauchen können“, sagt Menge. Selbst ins Wasser gehen und die Person retten, so wie am Samstag, sollten nur gute Schwimmer, die fit sind. „Es ist nicht so einfach einen Ertrinkenden über Wasser zu halten“, sagt Menge. Sei die Person dazu auch noch bewusstlos, sei es noch schwerer. „Dann fehlt die Körperspannung“, erklärt er.
  3. Wiederbelebung einleiten: Haben Erstretter die ertrinkende Person an Land gebracht, diese ist aber bewusstlos, sollte man Wiederbelebungsversuche starten. „Da sollte man sich an seinen Erste-Hilfe-Kurs erinnern. Das heißt Beatmung, Herzmassage und Kopf überstrecken“, sagt Menge. Und nicht aufhören, bis die Rettungskräfte eintreffen. Angst haben, dass Erstretter etwas falsch machen, sollten sie nicht. „Das Schlimmste ist nichts tun“, sagt Menge. Hustet der Verunglückte Wasser aus, sollte man die Person die stabile Seitenlage bringen. Mit diesen Handgriffen könne man Leben retten.