Der zunehmende Kampf mit seiner Gesundheit hat wohl viele ahnen lassen, dass Papst Franziskus nicht mehr lange zu leben hat. Doch der plötzliche Tod am Morgen des Ostermontags, 21. April, kam doch überraschend. So auch für Michael Teipel, Leitender Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Konstanz Altstadt und Dekan in Konstanz. Er war gerade mittendrin in der Messe in der Stephanskirche, als ihn die Nachricht vom Tod des Papstes erreichte.
„Das war ein totaler Schockmoment“, berichtet er dem SÜDKURIER. „Mein erster Gedanke war: Was mache ich jetzt eigentlich?“ Er habe nicht damit gerechnet, da man den Papst am Tag zuvor noch gesehen hatte. Die Lesung und das Evangelium habe Teipel erstmal so wie im Programm vorgesehen belassen. Doch dann brachte er einen spontanen Nachruf ein und sprach über das, was ihm in den Kopf kam, wenn er an Papst Franziskus dachte.

Eine direkte Art und voller Hoffnung
Das war laut Teipel vor allem seine menschliche Art und die Nähe zu den Armen, die er pflegte. Der Papst wusch am Gründonnerstag Menschen im Gefängnis die Füße und trauerte um die Ertrinkenden auf der Insel Lampedusa. „Er hat immer für Frieden gekämpft. Dabei besaß er eine enorme Hartnäckigkeit“, meint Teipel. Viele seiner Sätze seien auf den ersten Blick eine Zumutung gewesen. „Er hat einem einige Sachen um die Ohren geworfen, aber letztendlich trat immer seine Absicht dahinter hervor“, so Teipel.
Ihm fallen da Sätze ein wie: „Diese Wirtschaft tötet“. Doch auch andere Zitate bleiben in Erinnerung. „Wenn jemand schwul ist, und er den Herrn sucht und guten Willen zeigt, wer bin ich, das zu verurteilen“, ist beispielsweise eines davon. „Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit genommen zu weinen“, ein anderes. Der Dekan ist sich sicher, dass ihm noch unzählige solcher ausdrucksstarken Zitate einfallen würden, je länger er darüber nachdenkt.
Der gebürtige Argentinier habe den Mächtigen immer den Spiegel vorgehalten: „Papst Franziskus hat vieles angestoßen. Zugleich konnte er aber auch nicht alles umsetzen, was er – oder ich – mir gewünscht hätten.“ Doch durch sein Handeln habe er Menschen zu einer eigenen Entscheidung inspiriert. Außerdem sei er immer voller Hoffnung gewesen. Das trete auch in seinem Buch „Hoffe: Die Autobiografie“ immer wieder zum Vorschein, welches der Dekan selbst gerade liest.
Trauer auf den Straßen von Rom
Zurzeit befindet sich Michael Teipel an der Wirkungsstätte des Papstes. Die Reise nach Rom sei zwar schon länger geplant gewesen, doch nun gehe er jeden Abend auf den Petersplatz, um für den Papst zu beten. Zur Beisetzung am Samstag, 26. April, bleibe er aber nicht, denn am selben Tag findet in Konstanz die Erstkommunion statt. Das Leben gehe eben weiter. Und das sei auch gut so, so Dekan Michael Teipel.

Er selbst kehre am kommenden Donnerstag, den 24. April, nach Konstanz zurück. Am gleichen Tag findet um 19 Uhr ein Requiem für Papst Franziskus im Münster statt. Bereits um 18.25 Uhr wird ein Totenrosenkranz gebetet.