Seit Mai 2019 befasst sich ein Expertengremium damit, Ende 2022 steht nun wohl endlich die Entscheidung an: Im November oder Dezember entscheidet der Konstanzer Gemeinderat über die Umbenennung von sechs Straßen. Das sagte Stadtsprecher Walter Rügert auf Anfrage.
Die letzte Sitzung der Kommission dazu fand laut Rügert Anfang August unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Sie liefert den Räten nicht nur Argumente für die Streichung von Namen, sondern auch Vorschläge für die Neubenennung.
Bald wird der Gemeinderat entscheiden
Zur Disposition stehen in Konstanz sechs der 190 nach Menschen benannten Straßen. Sie tragen die Namen von Männern, die zu Lebzeiten allesamt den Nazis zu nahe gestanden beziehungsweise sie aktiv unterstützt haben sollen: Motorenerfinder Felix Wankel, der Kreuzlinger Bezirksstatthalter Otto Raggenbass, der Konstanzer Oberbürgermeister Frank Knapp, der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber, Reichspräsident Paul von Hindenburg und der Soziologe und Volkswirt Werner Sombart.

Ob die Nähe und die Zusammenarbeit eng genug waren, um auch die positiven Seiten im Leben eines Teils dieser Männer zu überstrahlen, darüber müssen nach den Experten nun die Gemeinderäte entscheiden. Denn nur deren Entscheidung gilt.
Nach wie vor ist es laut Rügert auch möglich, dass die entsprechenden Straßen mit einordnenden Info-Tafeln versehen werden und die Namen bleiben – wenn die Stadtpolitik das mehrheitlich so will.

Was kostet die mögliche Umbenennung?
Eine Umbenennung kostet die Stadt, also letztlich den Steuerzahler, etwa 200 Euro pro Straßenschild. Zudem müssen die Bewohner dieser Straßen wegen der Änderung der Adresse im Fahrzeugschein mit zwölf Euro pro Auto rechnen – dazu kommt der zeitliche Aufwand für die Benachrichtigung aller privaten Kontakte und die Aktualisierung des Personalausweises, die von der Stadtverwaltung gebührenfrei vorgenommen wird.
Firmen und Vereine leiden deutlich stärker unter den Namensänderungen, unter anderem wegen der nötigen Aktualisierung von Geschäftsunterlagen und Adressaufdrucken auf Fahrzeugen.
Einschlägige Suchdienste müssten die neuen Namen dagegen relativ schnell spitz kriegen. „Die Stadt übermittelt einmal wöchentlich die aktuellen Katasterdaten an das Landesvermessungsamt, das diese dann für verschiedene Anwender zur Verfügung stellt“, so Rügert. Darüber hinaus informiere die Stadt unter anderem die örtlichen Rettungsdienste, Polizeibehörden und die Post über die Änderungen.

Bereits 2014 hatte der Gemeinderat Richtlinien zur Umbenennung von Straßen und Plätzen erlassen. Nach diesen sollte kein öffentlicher Raum mehr nach einem Repräsentanten des Nationalsozialismus oder eines sonstigen Unrechtsregimes benannt sein. Knapp, Gröber und Hindenburg verloren später auch ihre Ehrenbürgerwürde.