Mit der Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Straße im Wohngebiet Altbohl ist jetzt eine lange Geschichte beendet worden, die für viel Gesprächsstoff gesorgt hatte. Ab sofort heißt die Straße im Altbohl Magnolienstraße.
Damit ist der Name des erwiesenen Kriegsverbrechers von der Radolfzeller Straßenkarte gestrichen. Am Freitag wurde der Akt der Umbenennung durch Bürgermeisterin Monika Laule vollzogen. Sie bezeichnete den Vorgang als einen „historischen Tag für Radolfzell“.
Nur noch vier Städte mit umstrittenem Straßenname
Damit wurde in Radolfzell nach vielen Jahren der Diskussion ein Schritt vollzogen, der so bereits in vielen anderen Städten Deutschlands stattgefunden hat. Mittlerweile gibt es nur noch vier deutsche Städte (Cuxhaven, Delmenhorst, Kaiserslautern und Völklingen), die eine Straße mit diesem Namen haben.
In Radolfzell tat man sich in der Vergangenheit schwer, sich von dem historisch belasteten Namen zu trennen. Ganze neun Jahre nach dem ersten Anlauf, die Straße umzubenennen, konnte man sich endlich im Februar dazu durchringen, diese in Magnolienstraße umzutaufen.
Einer stemmte sich gegen Umbenennung
Lediglich Thilo Sindlinger von der Freien Grünen Liste hielt bis zuletzt mit einem befremdlichen Vorschlag – er stellte den Antrag die Straße in „Tra-la-la-Weg“ umzubennenen – indirekt an einem Beibehalten des Namens fest. Er hatte sich in früherer Zeit für ein Festhalten an dem Straßennamen ausgesprochen, weil eine Änderung aus seiner Sicht einer Geschichtskorrektur gleichkäme.
Dabei hatte die Historikern Heike Kempe in zwei Gutachten, die sie für die Stadt Radolfzell angefertigt hatte, auf die Zweifelhaftigkeit des Namens hingewiesen. Für die historische Einordnung wird eine Tafel vor Ort über das Leben von Lettow-Vorbeck informieren. Er wurde einst von den Nationalsozialisten als Kriegsheld geführt.
Anwohnerin hat mit ihrer Idee überzeugt
Auf den Namen Magnolienstraße konnten sich die meisten Anwohner einigen, die in die Namensfindung eingebunden waren. Den Vorschlag lieferte die Altbohl-Bewohnerin Erika Kronhäuser. Die Gemeinderat hatte sich im Vorfeld darauf geeinigt, dass die Straße den Namen eines Baumes, Strauchs oder einer Pflanze tragen sollte.
Als Dank an die betroffenen Anwohner einigte sich der Gemeinderat jüngst auf eine Aufwandsentschädigung. Jeder Erwachsene erhält 50 Euro. Für die Bewohner der Straße solle es keine Nachteile durch die Umbenennung geben. Sollten Kosten entstehen, die die Aufwandsentschädigung übersteigen, würden diese ebenfalls erstattet.
Bürgermeisterin Monika Laule lobte die Anwohner für ihr Mitwirken und Verständnis. Der neue Straßenname wurde zusätzlich unterstrichen, indem ein Magnolienbaum an der Ecke Magnolienstraße/Altbohlstraße gepflanzt wurde.
Das Ende eines unrühmlichen Kapitels
Damit geht das unrühmliche Kapitel um den einstigen Kriegsverbrecher Paul von Lettow-Vorbeck in Radolfzell endgültig zu Ende. Zwei Anläufe und neun Jahre einer immer wieder aufkeimenden Diskussion im Rat und der Bürgerschaft waren notwendig, um den Namen aus dem Erscheinungsbild zu tilgen.

Für viele Anwohner war der Vollzug der Umbenennung ein Glas Sekt zur Feier des Tages wert. Sie stießen direkt vor Ort an, um den neuen Namen ihrer Straße gebührend zu feiern.