Am späten Dienstagabend erreichten den SÜDKURIER die ersten Hinweise, am Mittwochmorgen bestätigte das Landratsamt: Ja, es gibt mehrere neue Infektionen mit dem Coronavirus.
Über 100 Personen getestet
Es handelt sich um zwei Mitarbeiter des Seniorenzentrums Margarete Blarer und jeweils ein Kind in der Berchengrundschule, im Chérisy Kinderhaus und im Fußballverein SC Konstanz-Wollmatingen. Am Mittwoch war das Gesundheitsamt des Landkreises im Großeinsatz und testete mit Unterstützung von Ärzten und Kinderärzten über 100 Personen in den betroffenen Einrichtungen. Mit den Ergebnissen ist am Donnerstag zu rechnen. Hier geht es zu den Ergebnissen, Stand Donnerstagabend:
Große Sorge im Seniorenzentrum
„Die Tests laufen gerade, unser Corona-Arzt ist da“ sagte Einrichtungsleiterin Erika Fuchs auf Nachfrage des SÜDKURIER am Telefon. Abstriche werden von 25 Bewohnern und 22 Mitarbeitern genommen.
Ein kompletter Wohnbereich ist abgesperrt, die Einrichtung ist für Besucher geschlossen. „Die Bewohner sind sehr traurig, sie waren froh, dass sie sich wieder frei bewegen konnten“, sagte Fuchs. „Auch wir waren froh, aber blickten auch besorgt auf die Lockerungen und die vielen Menschen in der Stadt.“ Das Telefon stehe nicht still, Fuchs klingt erschöpft: „Wir haben so gekämpft gegen den Virus„, sagte sie.
Von den beiden infizierten Mitarbeitern sei eine Person seit über 14 Tagen im Urlaub. Eine Gefahr gehe wenn von der zweiten Infektion aus – der Mitarbeiter im Pflegebereich sei zuletzt am Freitag im Blarer-Haus gewesen. Übers Wochenende habe er Symptome bekommen, sei am Montag gleich zum Arzt gegangen. „Dann der Schock: Er war positiv.“
Chérisy Kinderhaus fühlt sich gut vom Gesundheitsamt betreut
Das Team der Kita und das Gesundheitsamt des Landkreises hatten am Mittwochmorgen alle Hände voll zu tun. Nämlich damit, Ärzte zu finden, die Mitarbeiter und Kinder testen. Am Ende klappte es doch noch. Die Ärzte nahmen Abstriche von 22 Kindern und etwa zehn Mitarbeitern, die mit dem infizierten Kind in Kontakt standen.
Per Bote gingen die ersten Proben kurz vor Mittag ins Labor. „Das Gesundheitsamt hat uns extrem gut unterstützt, auch die Eltern haben sehr besonnen reagiert“, sagte Chérisy-Geschäftsführer Andreas Maucher. Das betroffene Kind sei nur insgesamt zwei Tage infektiös gewesen.
Zwar ist die Gruppe des Kindes geschlossen, aber nicht die komplette Kita. Laut Maucher haben jedoch viele Eltern aus anderen Gruppen ihren Nachwuchs vorsorglich abgeholt. „Drücken Sie uns die Daumen, dass alles gut geht“, beendete er das Gespräch.
Neues Testverfahren in Berchenschule
Am frühen Mittwochmorgen richtete das Landratsamt Konstanz in der Turnhalle der Berchenschule eine Test-Zentrale ein. Das Gesundheitsamt mit drei Ärzten nahm dort die Proben von 21 Schülern aus der Klasse des betroffenen Kindes sowie drei Lehrern ab. Im Anschluss wurden die 24 Personen in häusliche Quarantäne geschickt, die Klasse ist geschlossen, der übrige Schulbetrieb läuft weiter.
Bei der Testung wendete das Gesundheitsamt Konstanz erstmals im Landkreis Konstanz ein neues Testverfahren an – das sogenannte Pooling. „Beim Pooling geht es darum, Proben zu sammeln und mehrere Proben gleichzeitig zu testen“, erklärt Marlene Pellhammer. Dieses Verfahren werde beispielsweise bei Blutspendern angewandt, indem mehrere Blutproben gleichzeitig getestet werden.
Fußballverein betroffen, keine weiteren Tests erforderlich
Auch ein Fußballverein in Konstanz ist betroffen. Laut Gesundheitsamt ist ein Spieler des SC Konstanz-Wollmatingen infiziert. Aus Kreisen des Vereins erfuhr SÜDKURIER, dass es sich um einen Jungen der E-Junioren handele. Dennoch wird auch das Spiel der Bezirksliga-Mannschaft gegen den FC 08 Villingen am Freitag nicht stattfinden. Ein Spieler der gegnerischen Mannschaft ist positiv auf Corona getestet worden.
In der betroffenen Mannschaft seien keine weiteren Tests vorgesehen, denn, so die Pressesprecherin, nach jetzigem Erkenntnisstand gebe es „keine engen Kontaktpersonen“.
Wo haben sich die Konstanzer angesteckt?
Wo haben sich die drei Kinder und zwei Erwachsenen angesteckt? Das muss das Gesundheitsamt des Landkreises nun herausfinden – und je nach Ergebnis weitere Tests anordnen.
Bisher sei kein Zusammenhang mit den Corona-Ausbrüchen an Friedrichshafener Schulen zu erkennen. Dort sind nach einer privaten Feier 23 Personen (Stand Mittwochabend) positiv auf den Erreger getestet worden.
Ein generelles Vorgehen bei Corona-Verdachtsfällen bei Kindern gibt es bisher laut Gesundheitsamt nicht. „Wir haben jetzt vor, die Kinderärzte einzuladen und das Vorgehen zu besprechen“, sagte Landrat Zeno Danner im Gespräch mit dem SÜDKURIER.