Da half auch das Zusammenlegen der Sitzungstermine nichts: Für die Ortschaftsräte aus Dettingen-Wallhausen und Dingelsdorf wurde das Thema Radweg zwischen Dettingen und Dingelsdorf einmal mehr zum Frusterlebnis.
Für ihre gemeinsame Sitzung im Dettinger Bürgersaal hatten sie den städtischen Radverkehrsbeauftragten Gregor Gaffga und Vertreter der Straßenverkehrsbehörde eingeladen. 2016 war die Hoffnung noch groß gewesen. Eine Studie hatte ergeben, dass ein südlich der damaligen Kreisstraße – sie ist seit 2023 nur noch eine Gemeindestraße – verlaufender Radweg machbar sei.
Planungen stehen nicht bevor
Ortsvorsteherin Sarah Seidel (CDU, Wallhausen) erinnerte daran, dass vor einigen Jahren bereits Mittel für den Radweg im Haushalt eingestellt worden seien. Derzeit ist in der mittelfristigen Planung nichts davon zu sehen. Seidel betonte die schwierigen Sichtverhältnisse durch die kurvenreiche Verkehrsführung. Touristen, Familien und junge Mitglieder der Fußball-Spielgemeinschaft nutzten die Straße.
Ortsvorsteher Horst Böttinger-Thyssen (SLWD, Dettingen) hob die „für Radfahrer sehr gefährliche Strecke“ hervor. Er verwies darauf, dass der Radweg zum Wild- und Freizeitpark Allensbach mit 90 Prozent bezuschusst werden solle. „Das gibt uns zu denken“, sagte er und fragte, warum diese Gelder nicht auch für den Radweg nach Dingelsdorf beantragt worden seien. Noch bevor die Diskussion eröffnet wurde, gab er Hoffnungen einen gehörigen Dämpfer. Seine Tour durch die Ämter habe ergeben, dass es keine Planungskapazitäten und keine Gelder für einen Radweg gebe.
Dies bestätigte Gregor Gaffga. „Ich schätze, dass sie nicht so schnell wieder reinkommen“, betonte er. Er berichtete, dass es seit mehreren Jahren keine Unfälle mit Radlern mehr gegeben habe. Noch in diesem Jahr sollen Zählungen für die Strecke Dingelsdorf, Dettingen, Hegne folgen, um eine Grundlage für Planungen zu erhalten.
Neu in die Betrachtungen aufgenommen wurde der zweite Streckenabschnitt. Dieser werde unter anderem von Schülern des Marianums genutzt, sagt Gaffga. Beide Abschnitte seien in das Projekt Modellstädte für Leichtigkeit im Bus-, Rad- und Fußverkehr des Landesverkehrsministeriums aufgenommen worden. Dabei dürfe zwar kein straßenbegleitender Radweg gebaut werden, aber eine unterstützende Bemalung und Beschilderung mit Hinweis auf den Radverkehr. Eine Möglichkeit sei auch die Einrichtung einer Fahrradstraße, so Gregor Gaffga.
Sperrung für Autos kommt nicht infrage
Eine Sperrung für Autos zwischen Dettingen und Dingelsdorf komme nicht infrage, da sich die Ortschaftsräte bereits dagegen ausgesprochen hätten. Dies sei aber für die Strecke nach Hegne nicht ausgeschlossen, erläuterte er. Unbekannt ist aber, wie die Gemeinde Allensbach dazu steht, denn etwa die Hälfte der Straße verläuft auf deren Gemarkung.
Vorschläge wie Radfahrstreifen, Schutzstreifen, Geschwindigkeitsbegrenzung, Tonnage-Beschränkung oder Überholverbot ließen sich aus rechtlichen Gründen nicht umsetzen, erläuterte Gaffga. Stephan Fuchs von der Straßenverkehrsbehörde merkte an: „Wir verstehen es auch nicht.“ Eine Geschwindigkeitsbeschränkung sei ausschließlich zur Gefahrenabwehr machbar. Patricia Oberbeck (SPD, Wallhausen) folgerte: „Es muss erst einmal etwas passieren.“
Erwin Riede (SLWD, Dettingen) platzte schließlich der Kragen. „Seit 2004 höre ich dieses Gesülze. Ich kann es nicht mehr hören“, schimpfte er. „Ich verstehe die Unzufriedenheit, aber ich kann es jetzt nicht auflösen“, versuchte Gaffga zu beschwichtigen. Lore Dizinger (SPD, Wallhausen) äußerte sich verwundert über die Vorgehensweise beim Projekt Modellstädte. „Ich finde es erstaunlich, dass der Ortschaftsrat so wenig einbezogen wurde. Ich finde das nicht in Ordnung.“
Eine ähnliche Einschätzung teilte Andreas Schwabedissen (Freie Wähler, Wallhausen): „Viel schlauer bin ich nicht. Das sind alles Phrasen. Der Frust ist bei allen gleich. Wir werden immer hingehalten. Themen werden am Gremium vorbei behandelt“, schimpfte der Ortschaftsrat aus Wallhausen. Für Blumenkübel sei Geld da, aber nicht für einen sicheren Schulweg. Er forderte den straßenbegleitenden Radweg nach Dingelsdorf zuerst zu bauen und in einem zweiten Schritt jenen nach Hegne.
Horst Scheu (SLWD, Dettingen) zweifelte an der Methodik der Fahrradzählung. Diese hatte im Jahr 2020 durchschnittlich etwa 170 am Tag ergeben. Nicht erfasst würden diejenigen, die auf die Nutzung verzichteten, weil ihnen die Straße zu gefährlich ist, argumentierte er.
Fahrradstraße würde Verkehr verlagern
Alfred Reichle (SPD) äußerte Bedenken wegen einer Radstraße nach Dingelsdorf. „Die Straße nach Wallhausen würde extrem belastet“, mahnte er. „Man muss Kompromisse finden. Eine Radstraße läuft auf eine Sperrung der Straße für Autos hinaus.“ Gregor Gaffga hatte zuvor ausgeführt, dass dort Kraftfahrzeuge fahren dürften und eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometer pro Stunde festgeschrieben würde. Da sich damit die Fahrzeiten verlängerten, sei mit einer teilweisen Verlagerung des Verkehrs zu rechnen, erläuterte Gaffga.
Abschließend stimmten alle Räte dem Antrag von Andreas Schwabedissen zu, dass die Stadt die Planungen für einen straßenbegleitenden Radweg Dettingen – Dingelsdorf weiter verfolgen soll. Den Antrag von Patricia Oberbeck, wonach optische Maßnahmen oder der Umbau zur Radstraße weiter vorangetrieben werden sollen, lehnte nur Alfred Reichle ab. Christoph Müller (Freie Wähler, Wallhausen) und Andreas Schwabedissen enthielten sich.