Ob auf dem Weg zur Arbeit, zur Universität oder in die Stadt: In Konstanz sind täglich tausende Fahrradfahrer unterwegs. Was wäre, wenn Unternehmen diese alltäglichen Fahrten nutzen könnten, um auf sich aufmerksam zu machen – und die Radfahrer dabei nebenbei noch Geld verdienen? Diese Idee hatten die Gründer von Colorad.

Janosch Brase (35) hat schon lange eine Leidenschaft fürs Fahrradfahren.
Janosch Brase (35) hat schon lange eine Leidenschaft fürs Fahrradfahren. | Bild: Sabrina Morenz

Sie verwandeln Radfahrer in mobile Werbeträger und verbinden so umweltfreundliches Fahren mit einer neuen Werbemöglichkeit für Unternehmen. Aber wie funktioniert das Konzept genau und wie gut kommt es an?

Drei Zugezogene gründen in Konstanz

„Die Gegend hier ist richtig schön“, findet Janosch Brase. Der 35-Jährige kommt ursprünglich aus Lüneburg, hat sich aber 2018 für Konstanz als neue Wahlheimat entschieden. In der Stadt am Bodensee lernte er Frank Bauer (37) und Matthias Schneider (38) kennen, die ebenfalls zugezogen sind. „Wir fühlen uns hier inzwischen heimisch“, sagt Brase.

Die drei Freunde verbinde nicht nur ihre Begeisterung fürs Fahrradfahren, sondern auch ihr Interesse an Innovationen. 2022 gründeten sie ihr Start-up „Colorad“. Die Idee kam den Gründern passenderweise beim gemeinsamen Fahrradfahren.

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Sie stellten sich die Frage: Wie kann man Radfahren attraktiver machen und gleichzeitig nachhaltige Werbeflächen für Unternehmen schaffen? Daraus entwickelten sie ihre Werbescheiben für Fahrräder. „Wir glauben, dass Firmen authentisch grüne Werbung machen wollen,“ sagt Gründer Janosch Brase. Konstanz eigne sich gut für ihre Geschäftsidee: „Die Stadt ist sehr fahrradfreundlich“, so Brase. Und es gebe viele Studierende, die eventuell auf der Suche nach Nebeneinkünften seien.

Wie funktioniert das Konzept?

Das Geschäftsmodell basiere auf zwei Standbeinen. Eines davon sind Werbekampagnen: Unternehmen können bei Colorad Werbeflächen buchen, um ihre Marke sichtbar zu machen. Das Start-up fragt dann seine registrierten Fahrer, ob sie die bedruckten Werbescheiben an ihren Rädern anbringen möchten. Wer zusagt, fährt für einen bestimmten Zeitraum mit der Werbung durch die Stadt.

Unterwegs mit Fahrradwerbung Video: Sabrina Morenz

„Wir haben hier ein Abo-Modell“, erklärt Brase. Die Firmen können die Werbeflächen aktuell für mindestens einen Monat und maximal ein Jahr buchen. Wie viel die Fahrradfahrer für ihren Einsatz erhalten, hänge davon ab, wie oft sie unterwegs sind und in welchem Bereich von Konstanz sie fahren. Momentan erhalten sie zwischen 30 und 50 Euro pro Monat.

Damit die Unternehmen sicher sein können, dass ihre Werbung auch wirklich in der Stadt unterwegs ist, sind die Räder während der Kampagne mit einem Tracker ausgestattet. Das diene auch der Sicherheit, falls ein Rad gestohlen wird, wie Brase erklärt. Allerdings erhalten die Unternehmen nur eine zusammengefasste Übersicht über die Fahrten verschiedener Fahrer und keine Einzelverfolgungen.

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Wer sich bei Colorad als Fahrer registrieren möchte, sollte regelmäßig mit dem Rad unterwegs sein. „So drei bis fünf Mal die Woche“, sagt Brase. Zudem sollte das Fahrrad nicht in einem Schuppen oder Keller stehen, sondern gut sichtbar im öffentlichen Raum abgestellt werden. Aktuell seien etwa 30 Fahrer im Konstanzer Raum beim Start-up registriert.

Das zweite Standbein sei ein Onlineshop, in dem sie sowohl einzelne Werbeplatten als auch komplett mit Werbeflächen ausgestattete Fahrräder an Unternehmen verkaufen. „Dann können zum Beispiel die Angestellten mit den Rädern fahren“, sagt der 35-jährige Gründer.

Die Gründer haben Lust auf mehr

Wie gut läuft das Geschäft? „Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg“, so Brase. Seit 2022 sei die Firma jedes Jahr um 100 Prozent im Umsatz gewachsen. „Das stimmt uns positiv, aber wir haben Lust auf mehr.“ Das Motto der Gründer laute: Dran bleiben. „Wir sind noch zu dritt, aber das könnten wir in Zukunft auch ausdehnen“, sagt Brase.

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Die größte Herausforderung sei es, neue Kunden für Kampagnen zu gewinnen: „Der Markt ist kompetitiv. Es ist schwer, große Marken für sich zu begeistern,“ sagt Brase. Aktuell haben sie keine große Kampagne. Der Gründer hat einen Traum: „Unser Produkt wäre genial für Guerilla-Marketing. Wenn beispielsweise 100 Fahrräder mit der gleichen Werbung herumfahren würden, wäre das witzig und eindrucksvoll.“