„Exporto wurde vor knapp vier Jahren aus einem Keller heraus gegründet“, berichtet Julius Komp, Geschäftsführer und Mit-Gründer des Unternehmens, gerade dem baden-württembergischen Finanzminister Danyal Bayaz (Bündnis 90/Die Grünen) sowie Nese Erikli, der Grünen-Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Konstanz. Gemeinsam besichtigen sie am Mittwoch, 7. August, die Büroräume des Konstanzer Jungunternehmens in der Bücklestraße im Stadtteil Petershausen.
Der Finanzminister und die Abgeordnete sind gekommen, um sich einen Eindruck von der Arbeit in Konstanz zu verschaffen und um unter anderem zu erfahren, woran es Start-Ups und jungen Unternehmen in Südbaden fehlt. Im Rahmen seiner Sommertour besucht Bayaz dabei auch die Konstanzer Firma, die automatisierte Lösungen für Zollabwicklungen anbietet.
Angefangen haben Julius Komp, eigentlich gelernter Automobilkaufmann aus Stockach, und sein damaliger Freund und Mit-Gründer Pascal von Briel dabei vor allem mit dem Fokus auf die Schweiz. Mittlerweile hat das Unternehmen jedoch expandiert, unter anderem ins Vereinigte Königreich.
Gestartet war das Start-Up 2020 quasi mitten im Corona-Lockdown mit nur zwei Mitarbeitern. Mittlerweile gibt es knapp 120 Angestellte an sechs Standorten, auch in Großbritannien und der Schweiz. Als Geldgeber sind unter anderem auch zwei Privatinvestoren an Bord.
Mieten auch für Unternehmer ein Problem
Bei dem Gespräch wird auch klar, mit welchen Schwierigkeiten junge Unternehmen und Start-Ups in Konstanz teilweise kämpfen. Eine davon betrifft quasi jeden Konstanzer und jede Konstanzerin: Es gibt zu wenige Flächen. Und das eben nicht nur für Wohnraum, sondern auch für Gewerbe.
„Es ist schwierig, passende Mietflächen in Konstanz zu finden“, sagt Julius Komp. Bei der Suche fand man dann ein Objekt, dass zum Zeitpunkt des Bezuges eigentlich deutlich zu groß war. Dennoch entschieden sich die Verantwortlichen, die Fläche im alten Siemens-Areal anzumieten – auch aufgrund mangelnder passender Alternativen. Dort befinden sich nun die Büroräume, die Logistik des Unternehmens sitzt an der Max-Stromeyer-Straße.

Nese Erikli weiß um das Problem, das bekomme sie auch immer wieder von Unternehmern gespiegelt, berichtet sie. „In Konstanz ist es schwierig zu expandieren“, sagt sie. Denn die Konzilstadt sei eingepasst, sagt sie zu Danyal Bayaz: zwischen der Schweiz, dem See und Naturschutzgebieten.
Lage ist nicht optimal
Erikli erkundigt sich weiter nach den Herausforderungen, die Gründer in der Region haben. Dabei wird klar, dass aufgrund der Lage von Konstanz auch die Mitarbeitergewinnung durchaus eine Schwierigkeit darstelle. Und diese Mitarbeiter habe das Unternehmen von Anfang an auch aufgrund des schnellen Wachstums dringend benötigt, so Komp. „Es ist schwierig, Leute herzukriegen“, weiß auch Nese Erikli. „Das hört man ständig. Die Lage ist nicht optimal.“

Dabei kommen auch Themen auf wie eine fehlende Großstadt in der Nähe und nicht zuletzt die schlechte Anbindung an den ÖPNV, vor allem auf der Schiene. Eine Mitarbeiterin von Exporto, die aus Mitteldeutschland kommt, meint: Für einen Job hier herzukommen, „das muss man schon wollen“.
Julius Komp stellt dabei beispielsweise dar, dass er schneller mit dem Zug nach Zürich und dann mit dem Flugzeug zum Firmen-Standort nach Berlin fliege, wie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum anderen Standort in München zu gelangen. Vor allem die Bahnverbindung sei schlecht, der Fernbus eigentlich die einzige Option. Aus seiner Sicht sei das unverständlich.
Was man sich sonst für politischen Support wünsche, fragt Danyal Bayaz den jungen Geschäftsführer. In der Folge geht es um einen abgelehnten Förderantrag seitens des Landes. Die Begründung sei damals laut Julius Komp gewesen, dass die Firma bereits zu groß gewesen und in einem nicht so risikoreichen Bereich tätig sei, wie andere. Man wurde laut dem Geschäftsführer abgelehnt, die Begründung dafür sei nicht wirklich nachvollziehbar gewesen. Der Finanzminister verspricht, sich den Vorgang nochmals anzuschauen.
Es gibt auch Vorteile
Julius Komp stellt trotz mancher Probleme aber auch klar: „Das ist mein Zuhause hier und hier fühle ich mich wohl. Konstanz ist die schönste Stadt am Bodensee. Viele, die sich beschweren, dass man hier nicht gründen kann, haben nie gegründet.“ Und die geografische Lage habe durchaus auch Vorteile, bedenke man, dass man in direkter Umgebung drei Ländergrenzen habe. Das sagte zuvor auch bereits Danyal Bayaz: Der Weg hier her sei schwierig, aber „ist man erstmal hier, ist es sehr schön“.