„Vor circa 15 Jahren sah die Einzelhandels- und Buchhandelssituation noch besser aus“, sagt Osiander-Geschäftsführer Heinrich Riethmüller auf die Frage des SÜDKURIER, warum das Buchhandelsunternehmen 2008 unweit seiner Filiale in der Kanzleistraße eine weitere in der Rosgartenstraße eröffnet hat. Doch zwischenzeitlich hat sich das Blatt gewendet.

Heinrich Riethmüller, Osiander-Geschäftsführer aus Tübingen
Heinrich Riethmüller, Osiander-Geschäftsführer aus Tübingen | Bild: Steffen Sixt/blind21

Osiander will die kleinere seiner beiden Filialen schließen. Wann genau, stehe noch nicht fest, betont der Geschäftsführer: „Die Schließung erfolgt erst, wenn ein neuer Mieter gefunden wurde.“ Der Mietvertrag für das rund 900 Quadratmeter große Ladenlokal läuft 2023 aus. Riethmüller ist optimistisch, dass alle zehn Mitarbeiter entweder in der Kanzleistraße oder einer anderen Filiale der Region weiterarbeiten können.

Warum gibt Osiander diese Filiale in Konstanz auf?

„Wir haben schon seit einigen Jahren in dieser Buchhandlung stagnierende und leicht zurückgehende Umsätze sowie eine sehr hohe Mietbelastung“, erklärt Riethmüller. Die Corona-Pandemie und das Ausbleiben der Schweizer Kunden hätten die Situation zusätzlich verschärft. „Wir haben aktuell extreme Umsatzverluste.“

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Riethmüller rechnet auch nicht damit, dass sich die Gesamtsituation im Einzelhandel mittelfristig grundlegend verbessern wird. Zudem hätten sich viele Kunden an das Bücher-Bestellen im Internet gewöhnt. Und, so der Geschäftsführer weiter: „Heute reicht in einer Stadt wie Konstanz eine große Buchhandlung – neben mehreren kleinen Buchhandlungen.“

Wie steht es um diese kleinen Buchhandlungen?

„Die Situation ist nicht toll“, sagt Florian Opitz, der mit seiner Frau den Laden Buchkultur Opitz beim St.-Stephans-Platz führt. Ihre einzige Mitarbeiterin ist derzeit in Kurzarbeit. Sie hätten zwar bereits vor Corona einen Online-Shop gehabt, doch dieser sei kein vollständiger Ersatz für den stationären Verkauf, so Opitz.

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Eine positivere Bilanz zieht Daniel Widmaier von Homburger und Hepp am Münsterplatz: „Wir können uns gar nicht beklagen.“ Sowohl das Click-and-Collect-Angebot als auch der Online-Shop der Buchhandlung liefen gut, sagt der Geschäftsführer. Einbußen seien geringer als erwartet.

Genug Arbeit hat auch Joachim Söhnen vom Bücherschiff in der Paradiesstraße. Der Grund: Die Verlagerung vom stationären hin zum Online-Laden des Bücherschiffs. „Wir kamen bisher gut durch die Krise“, resümiert Söhnen. Dennoch sagt auch er: „Es ist schon belastend, weil man immer das Gefühl hat, man kämpft.“

Joachim Söhnen, Geschäftsführer des Konstanzer Bücherschiffs
Joachim Söhnen, Geschäftsführer des Konstanzer Bücherschiffs | Bild: Marcel Jud

Was alle Buchhändler freuen dürfte, ist der Gesetzesentwurf der Regierung für eine bundesweit verbindliche Notbremse ab einer Inzidenz von 100. Dieser sieht vor, dass Buchhandlungen wieder zu den Geschäften des täglichen Bedarfs gezählt werden, die unabhängig von der Inzidenz offen bleiben dürfen.

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