Bei den Grünen wird es erneut zu einer Kampfabstimmung darüber kommen, wen die Partei als Kandidatin für Konstanz in den Landtagswahlkampf schickt. Überraschend hat die Konstanzer Stadträtin Lisa Kreitmeier (26) am Wochenende angekündigt, sich um die Nominierung bewerben zu wollen. Damit macht sie der amtierenden Landtagsabgeordneten Nese Erikli diesen Platz streitig. Erikli war 2015 selbst durch eine Kampfkandidatur auf den Stimmzettel und im Folgejahr letztlich in den Landtag gelangt.

Sie setzt auf Nähe und Bodenständigkeit

Kreitmeier bestätigte ihre Absichten gegenüber dem SÜDKURIER und erklärt, sie wolle mehr Nähe und Bodenständigkeit in die Politik bringen. Als Stadträtin und Landwirtin wolle sie den ländlichen und den städtischen Raum gleichermaßen vertreten. „Eine Menge Kommunalpolitik wird in Stuttgart gemacht“, sagt sie. Ihr Engagement im Konstanzer Gemeinderat wolle sie nach Möglichkeit auch als Landtagsabgeordnete weiterführen.

Nese Erikli, die das Mandat seit 2016 innehat, reagierte wegen einer Erkrankung nur knapp auf die Frage, wie sie die Tatsache bewertet, dass ihr nun Konkurrenz erwachsen ist: „Ich freue mich über das Engagement junger Kandidatinnen. Die Grünen sind seit jeher eine basisdemokratische Partei, in der sich jeder und jede um politische Mandate bewerben kann. Das gilt auch in diesem Fall.“

Kann sie ihr Landtagsmandat verteidigen? Die erste Entscheidung über die politische Zukunft der Abgeordneten Nese Erikli treffen die ...
Kann sie ihr Landtagsmandat verteidigen? Die erste Entscheidung über die politische Zukunft der Abgeordneten Nese Erikli treffen die Grünen-Mitglieder am 14. März in Allensbach. | Bild: Hanser, Oliver | SK-Archiv

Dass sie gegen eine amtierende Landtagsabgeordnete antritt, die gerne weitermachen würde, sei ein normaler demokratischer Vorgang, betont auch Kreitmeier: „Ich finde das absolut nicht illoyal.“ Sie habe den Rückhalt der Grünen Jugend im Land, aber auch aus der Region habe sie „sehr viel positiven Zuspruch“ erhalten. Auf Instagram waren es zunächst vor allem jüngere Grünen-Mitglieder und -Politiker, die sie beglückwünschten.

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Entscheiden werden die Grünen-Mitglieder

Nominiert wird am 14. März im Pfarrheim in Allensbach. Die grüne Parteibasis muss dann entscheiden, wem sie die besseren Erfolgschancen auf die Verteidigung des Wahlkreises zutraut. Wen die anderen Parteien ins Rennen schicken, steht noch nicht fest. Insbesondere die CDU dürfte alles daransetzen, dieses Mal wieder eine Mehrheit zu gewinnen.

Bei den Grünen könnten sich damit ausgerechnet am gleichen Schauplatz Vorgänge von vor knapp zehn Jahren wiederholen: Im Juli 2015 hatte Nese Erikli in Allensbach dem damaligen Landtagsabgeordneten Siegfried Lehmann die Nominierung abgenommen. Lehmann, dem es 2011 erstmals gelungen war, der CDU den Wahlkreis Konstanz abzunehmen, reagierte damals bitter enttäuscht, und die Grünen blieben nach dem Ergebnis von 53 zu 43 Stimmen als gespaltene Partei zurück.

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Der Riss in der Partei ist seit 2015 nicht geheilt

Noch am Abend der Nominierungsversammlung waren damals Vorwürfe laut geworden, Erikli habe die Abstimmung nur gewonnen, weil zahlreiche ganz frisch eingetretene Parteimitglieder mitgestimmt hätten. Die damals vorgesehene Zweitkandidatin, Charlotte Biskup, zog in der Folge ihre Kandidatur ganz zurück. Grünen-Politiker beider Lager sagen, die Risse seien bis heute zu spüren.

Für eine neuerliche Kampfabstimmung sei sie gut gerüstet, sagt Lisa Kreitmeier dazu, und verweist auf einen großen Rückhalt bei den Parteimitgliedern. Kreitmeier ist eine von vier Personen, die die Grüne Jugend Baden-Württemberg ausdrücklich bei der Landtagswahl 2026 unterstützen. Als sogenannte Votenträgerin erhält sie damit besondere Hilfe aus dem Landesverband bei Wahlkampfaufgaben.

Bei der Gemeinderatswahl war sie Stimmenkönigin

Zudem kann sie einen Wahlerfolg vorweisen: Bei der Gemeinderatswahl in Konstanz am 9. Juni 2024 hatte sie mit 24.770 Stimmen als komplette Neueinsteigerin das mit Abstand beste Ergebnis erzielt. Sie überrundete damit nicht nur alle anderen Kandidierenden, sondern auch alle amtierenden Stadträte. Lediglich Manfred Hölzl von der CDU gelang es, ebenfalls auf über 20.000 Stimmen zu kommen.

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Falls die Grünen tatsächlich Lisa Kreitmeier als Landtagskandidatin aufstellen, müsste sie den Wahlkreis vermutlich mit Stimmenmehrheit direkt gewinnen, um tatsächlich einen Sitz im Landtag zu erhalten. Zwar wird 2026 erstmals mit einer Erst- und Zweistimme gewählt, aber damit Grünen-Bewerber über die Zweitstimme in den Landtag einziehen können, müssten diese vermutlich einen sehr guten Listenplatz haben. Kreitmeier sagt, sie strebe das Direktmandat an, gehe aber auch von einem Platz auf der Landesliste aus. Entscheidungen dazu haben die Landes-Grünen noch nicht getroffen.