Eine Abbruchquote von 97 Prozent. Diese Zahl steht in der Vorlage, mit der Joachim Helff von der Finanzwirtschaft im Gemeinderat um Starthilfe für den Konstanzer Klimafonds warb. Sie bezieht sich auf den CO2-Rechner, der Interessierten eine Geldsumme errechnet, die sie zum Ausgleich ihrer persönlichen CO2-Bilanz an den Klimafonds spenden können.

Dieser Online-Rechner der Stadt Konstanz ist allerdings derzeit so kompliziert, dass nur drei Prozent der Menschen bis zu seinem Ende durchdringen. Und somit fallen die Spenden von Bürgern als Beitrag zum Klimaschutz bislang gering aus. Von Oktober vergangenen Jahres bis Ende 2022 kamen rund 20.000 Euro zusammen.

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Damit der Klimafonds der Stadt Konstanz sichtbarer wird, hat der Gemeinderat dem Projekt nun eine Anschubfinanzierung von 100.000 Euro bewilligt. Das Geld soll aus Restmitteln aus dem vergangenen Jahr ins Haushaltsjahr 2023 übertragen werden. Der Klimafonds habe sich abseits der fehlenden Spenden bislang gut entwickelt, sagte Helff im Gemeinderat.

Seit vergangenem Jahr gibt es etwa die von Birgit Zauner besetzte Fundraising-Stelle, über die Gelder eingeworben werden. Außerdem ist der Spendenprozess vereinfacht worden. Dennoch müssten nun erste konkrete Maßnahmen aus dem Klimafonds heraus umgesetzt werden, um Bürgern und Unternehmen zu zeigen, dass ihre Spenden zielführend verwendet werden, so Joachim Helff.

Im Hockgraben soll ein Solar-Schulacker entstehen

Über drei erste Projekte wurde diskutiert. Unter dem Motto „Jedes Konstanzer Kind soll eine Karotte säen, ernten und vespern“ soll ein Solar-Schulacker eingerichtet werden. Im Hockgraben wurde dafür eine Fläche ins Auge gefasst, auf der Schüler einerseits Landwirtschaft erleben können. Andererseits soll die Fläche zu einem Schaugarten für PV-Module werden, deren Stromertrag bei der Kostendeckung des Projekts helfen soll. Der Solar-Schulacker erhielt von den Gemeinderäten großen Zuspruch, da er junge Leute in die Natur bringen könne.

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Manche Gemeinderäte äußerten sich allerdings kritisch zu einem weiteren Projekt: Jürgen Ruff (SPD) sah keinen Zusammenhang zwischen der Einrichtung einer „Bibliothek der alten Sorten“ und dem Klimaschutz. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Sammlung von Pflanzensamen in der Stadtbibliothek. „Keine Vermischung mit Projekten bitte, die nur am Rand mit Klimaschutz zu tun haben“, so Ruff über die Maßnahme.

Klimabäume bringen nichts? „Das finde ich fatal“

Das dritte vorgestellte Projekt namens „Klimabäume für Vereine“ fällt für Ruff ebenso unter eine solche Vermischung. Vereine sollen darüber bei der Bepflanzung ihrer Gelände unterstützt werden. „Ein Baum hat für den Klimaschutz sehr geringe Auswirkungen“, so Ruff.

Zuspruch bekam der SPD-Rat von Verena Vögt vom Jungen Forum Konstanz, während Jürgen Faden von den Freien Wählern die Gegenposition einnahm. „Die Behauptung, Klimabäume bringen nichts, finde ich fatal“, sagte Faden. Man müsse nach außen das Signal senden, dass der Klimafonds eine gute Sache sei.

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Trotz der vorgebrachten Kritik passierte die Beschlussvorlage in Gänze, also mit allen drei dargelegten Projekten, den Gemeinderat. Bewilligt wurde weiterhin eine Beschleunigung des Spendenverfahrens. Spenden unter 2500 Euro sollen künftig also nicht mehr dem Gemeinderat zur Zustimmung vorgelegt werden und Spendenbescheinigungen schneller ausgestellt werden.