Als Eberhard Baier, Leiter des Amts für Digitalisierung, Ende letzten Jahres im Gemeinderat über Smart City sprach, blickte er zumeist in ratlose Gesichter. Kaum einer konnte irgendetwas mit dem rätselhaften Begriff, geschweige denn mit den ausschweifenden Formulierungen anfangen, die der Erklärung dienlich sein sollten.

Und nun? Jetzt heißt das Projekt statt Smart City nun Smart Green City (SGC), stellt Hannah Horstmann, die eine 50-Prozent-Stelle für die SGC-Öffentlichkeitsarbeit innehat, fest und fügt an: „Gemeinderatsbeschluss.“ Zwischenzeitlich gibt es noch einen Zusatz-Slogan: „Konstanz vernetzt gestalten.“ Damit wäre ja alles geklärt, oder?

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Darum geht es

Es gehe um Stadtentwicklung, Technologie und Innovation sowie die Vernetzung bestehender Projekte der Stadt, der Forschungseinrichtungen, der Gewerbetreibenden und der Bürger, beschreibt Hannah Horstmann. „Eine Vision ist beispielsweise soziale Teilhabe. Das Ziel: das Miteinander. Eine klare Definition gibt es nicht“, sagt sie. „Aktuell sind wir in der Strategiephase, die noch bis etwa Juni 2023 dauern und mit konkreten Maßnahmen gefüllt wird. Und die Beteiligungsverfahren starten am 12. Oktober.“ Und: „Es läuft schon was“, so Horstmann.

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„Das Projekt CoKLIMAx läuft schon“, sagt Hannah Horstmann. Die Stadt Konstanz arbeite mit der Hochschule Konstanz – Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) bei der Entwicklung von digitalen Lösungen für eine klimagerechte Stadtplanung zusammen. „Das Forschungsprojekt CoKLIMAx wird in Kooperation mit anderen Experten, einem Konsortium aus Forschern von HTWG, Universität Stuttgart, Technischer Universität München, Climate Service Center Germany (GERICS), Helmholtz-Zentrum Hereon GmbH unter der Konsortialleitung der Stadt Konstanz durchgeführt“, erläutert HTWG-Pressesprecher Adrian Ciupuliga.

Dieses Forscherkonsortium leiste am Beispiel der Stadt Konstanz Unterstützung dabei, datenbasiert in Bezug auf Wasser, Wärme und Vegetation Schlüsse für eine klimaresiliente Stadtplanung zu ziehen, heißt es auf der HTWG-Homepage. Maßnahmen sollen dank der Aufbereitung von Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus getroffen werden.

Was bedeutet das für Konstanz?

Die Forscher sammelten Klimadaten und werteten diese für Konstanz aus. Diese Daten würden der Stadt zur Verfügung gestellt, sodass die entsprechenden Ämter – hier vor allem das Amt für Stadtplanung und Umwelt – auf dieser Grundlage Handlungsoptionen ausmachen könne, beschreibt Hannah Horstmann.

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Was für Handlungsoptionen? Aufgrund der Datenlage könnte die Verwaltung dann überlegen, „wo müssen Flächen entsiegelt werden oder wo braucht es Schatten?“, so Horstmann. Maßnahmen seien schon definiert, beispielsweise: „Die Klimadaten sollen in fünf Jahren auf einer urbanen Datenplattform gebündelt und jedem zugänglich sein“, sagt sie.

Die Bürger sollen eingebunden werden

„Das Beteiligungsverfahren startet am 12. Oktober. Wir wollen von den Bürgern wissen: Was ist euch wichtig?“, kündigt Hannah Horstmann an. Digital oder analog könnten Bürger Projektideen einreichen, die dann auf Machbarkeit geprüft und priorisiert würden. Der Gemeinderat würde im Mai oder Juni 2023 beschließen, welche Projekte umgesetzt würden.

Was für Projekte wären denn im Sinne des Erfinders? Horstmann spricht das Thema Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, wie zum Beispiel Schattenplätze, an. Was sie von der Idee, auf dem Augustinerplatz einen begrünten Laubengang zu realisieren, hält? Sie schüttelt den Kopf und meint: „Ein Projekt muss viele Kriterien erfüllen.“ Ein Laubengang könnte jedoch viele Funktionen haben: Schatten, Verbesserung des Mikroklimas, Förderung der Biodiversität als Habitat von Insekten und damit Nahrungs- und Versteckplatz für Spatzen.

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Auch das würde noch nicht ganz ausreichen. Horstmann spinnt die Idee jedoch weiter: „Man könnte dazu naturwissenschaftliche Führungen anbieten.“ Dann kommt sie wieder auf den Kern von Smart Green City zu sprechen, denn durch die Projekte solle eine Wertschöpfungskette in Gang gesetzt werden, „die sich in sämtliche Fachbereiche auswirkt, um für viele Zielgruppen etwas zu erreichen“.

SGC ist mittlerweile auch mitten in der Innenstadt verortet. Das Ladenlokal in der Hussenstraße 13 – in dieser städtischen Immobilie befand sich zuvor ein Schreibwarengeschäft – wurde frei „und wir haben die Chance genutzt“, sagt Hannah Horstmann. „Mit etwa 55 Quadratmeter hat es die richtige Größe, ist in 1a-Lage, quasi direkt ans Rathaus angegliedert“, schwärmt sie und fügt an: „Der direkte Zugang zu den Bürgern ist uns wichtig.“ Das Schaufenster würde mit Informationen zu SGC bestückt und in dem Raum werde es drei Arbeitsplätze geben. „Wir sind ein siebenköpfiges Team hier“, erläutert sie weiter. Es soll Ansprechpartner für die interessierten Bürger sein. Voraussichtlich werde die SGC-Anlaufstelle Ende Oktober eröffnen.