Das Projekt Coklimax, an dem auch Forschende der HTWG Konstanz beteiligt sind, will große Datenmengen für Kommunen nutzbar machen. Damit sollen diese für die Folgen des Klimawandels gerüstet sein. Wie die Hochschule in einer Mitteilung bekannt gab, erhält das Projekt eine Förderung des Bundesforschungsministeriums in Höhe von einer Million Euro, auf die HTWG entfallen von der Fördersumme ungefähr 330.000 Euro, auf die Stadt Konstanz 216.000 Euro.

Neben der HTWG beteiligen sich auch Forschende der Universität Stuttgart, der Technischen Universität München, des Climate Service Centers Germany, des Helmholtz-Zentrums Hereon und auch die Stadt Konstanz wirkt an dem Projekt mit. Der Gemeinderat hat das Projekt einstimmig angenommen.

Bisher fehlen die Werkzeuge

Ausgangpunkt des Projekts wird das Erdbeobachtungsprogramm „Copernicus“, so heißt es in der Mitteilung. Der Copernicus-Dienst stellt in Echtzeit Daten von Satelliten und Messsystemen in Wasser, Erde und Luft kostenlos und offen zugänglich zur Verfügung. Darunter sind nicht nur Daten von offiziellen Messstationen, auch Privatleute stellen ihre Daten zur Verfügung. Bisher konnten Kommunen diese Daten aber nicht nutzen, weil die passenden Werkzeuge dafür fehlten.

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Das soll sich im Rahmen des Projekts am Beispiel der Konzilstadt ändern. Bis jetzt müssen Städte wie Konstanz Aufträge vergeben, um Informationen für klimarelevante Projekte zu erhalten. Das braucht Kapazitäten und vor allem Zeit. Dass solch ein Prozess auch mal ein Jahr dauert, bis verwertbare Daten vorliegen, sei nicht unüblich, wie Michael Bühler, Initiator und Leiter des Forschungsprojekts, erklärt. „In der ersten Projektphase werden wir den Ist-Zustand und den städtischen Bedarf ermitteln, um dann im Anschluss geeignete digitale stadtplanerische Werkzeuge zu entwickeln“, sagt Bühler gegenüber dem SÜDKURIER.

Michael Bühler, Leiter des Projekts: „Städteplanung wird sich im Zuge der Digitalisierung grundlegend verändern.“
Michael Bühler, Leiter des Projekts: „Städteplanung wird sich im Zuge der Digitalisierung grundlegend verändern.“ | Bild: HTWG Konstanz

Die gesammelten Erkenntnisse sollen in die klimaresiliente Stadtplanung einfließen. Klimaresilienz bedeutet in diesem Fall, dass Städte sich an die Folgen des Klimawandels anpassen können. Der Fokus der Forschenden liegt dabei auf den Anwendungsbereichen Wärme, Wasser und Vegetation. So soll die Planung unter anderem von Grün- und Freiflächen oder Niederschlags- und Wassermanagement verbessert werden können.

Alle sollen von den Daten profitieren

Bühler macht deutlich, welchen Nutzen diese Daten haben. Ein Beispiel seien die Hochwasserkatastrophen in NRW, Rheinland-Pfalz und Bayern im Juli diesen Jahres. „Unzählige europäische Forscher haben schon Tage vor der Flutkatastrophe mehr als 25 Warnungen auf Basis von Copernicus-Satellitendaten an die deutschen Behörden gerichtet“, sagt Bühler. Durch das Forschungsprojekt hätten Kommunen in Zukunft die Möglichkeit, die Daten selbst lesen und auswerten zu können.

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Doch das ist nicht alles. Einen Schritt weiter zu gehen, heißt für den Forscher, nicht an den Grenzen der kommunalen Verwaltung und beim Thema Klima haltzumachen. Die Daten sollen nämlich für alle Bürger zur Verfügung gestellt werden. Vom Segler auf dem Bodensee bis hin zum Immobilienmakler. Jeder Konstanzer könnte aus diesem Projekt also seinen Nutzen ziehen. Und später auch jeder Bürger des Landes.

Damit aber alle die Erkenntnisse der Forschung nutzen können, sollen die Daten für jede Kommune in Deutschland zugänglich gemacht werden. Das Forschungsprojekt ist vorerst für zweieinhalb Jahre angesetzt.

Anmerkung: Zuvor stand in diesem Text, dass das Forschungsprojekt Coklimax von der HTWG Konstanz und von der Stadt mit 333.000 beziehungsweise 216.000 Euro unterstützt wird. Dies ist nicht korrekt. Das Forschungsprojekt wird mit einer Million Euro durch das Bundesforschungsministerium unterstützt. Die HTWG und die Stadt unterstützen das Projekt aber nicht zusätzlich, sondern erhalten die genannten sechsstelligen Beträge aus der Förderung. Wir bitten Sie, diesen Fehler und die entstandenen Unklarheiten zu entschuldigen.