Das von der Konstanzer Stadtverwaltung ausgesprochene Verbot der für Sonntag geplanten Kundgebung auf Klein Venedig sorgt für Aufregung auf den digitalen Kanälen von „Querdenken 753“ und „Bürgerdialog – Konstanz e.V.“. Gerry Mayr zeichnet verantwortlich für den Inhalt der Facebook-Seiten der beiden Gruppen.
Das Verbot der geplanten Kundgebung ist für Mayr unter anderem ein Zeichen für den „langsamen Tod der Demokratie“, wie er auf der „Bürgerdialog“-Seite schreibt.
Und auf dem Kanal der Gruppe im Kurznachrichtendienst Telegram teilt Mayr mit: „Nachdem die Stadt uns das Demonstrationsrecht genommen hat, gehen wir Laufen (...) Wir bekommen schon eine Demo genehmigt.“
Mit dem „Lauf“ meint Mayr den von ihm mit initiierten und ebenfalls für Sonntag, 20. Dezember, geplanten „Lichterlauf„ von Dettingen über Wallhausen nach Konstanz.
Auf der Internetseite der Aktion heißt es, dass der Lauf von 14 bis 19 Uhr stattfinde, auf Facebook schreibt Mayr jedoch: „Wenn ab 13 Uhr die Sonne rausschaut, ist es am schönsten.“
Mayr und andere werben auf den Facebook- und Telegram-Kanälen von „Bürgerdialog“ und „Querdenken 753“ aktiv für die Aktion und fordern zum Spazierengehen auf. Auch die Gruppe „Freidenken Konstanz„ rührt die Werbetrommel.
Kommt es doch zu einer nicht bewilligten Demo? Wie sich die Polizei auf das Wochenende vorbereitet
Doch was bedeutet der Satz „Wir bekommen schon eine Demo genehmigt“ in Mayrs Beitrag? Wollen er und andere trotz Verbots eine Kundgebung abhalten? Und verstößt der „Lichterlauf„ nicht gegen die derzeitige Corona-Verordnung?
„Das Polizeipräsidium bereitet sich für alle möglichen Konstellationen auf das kommende Wochenende vor“, betont Polizeisprecher Dieter Popp auf SÜDKURIER-Nachfrage.
Wenn nötig werde die Polizei Versammlungsverbote und die aktuelle Corona-Verordnung „mit den geltenden Auflagen durch polizeiliche Maßnahmen entsprechend umsetzen“, so Popp.
Es werde konsequent eingeschritten, sollten Verstöße festgestellt werden, und diese würden auch geahndet. Zu polizeilichen Einzelmaßnahmen und der Anzahl Einsatzkräfte am Sonntag macht das Polizeipräsidium im Vorfeld keine Angaben.
Auf den Querdenker-Kanälen: Warnung vor „Toten auf den Straßen“ und Verhöhnung von Nazi-Opfern
Zumindest auf den digitalen Kanälen der Konstanzer Querdenker-Gruppen tummeln sich jedenfalls nicht nur harmlose „Lichtläufer“, wie einige Beiträge zeigen.
Der Administrator der Facebook-Seite von „Querdenken 753“ schreibt etwa: „Das unsinnige Testen muss sofort aufhören und die Pandemie beendet werden. Das sehr schnell, bevor es Tote auf den Straßen gibt.“
Und immer wieder tauchen Beiträge auf, in denen Vergleiche zum Nationalsozialismus gezogen werden. So verharmlost und verhöhnt ein Mitglied namens „Bergblume“ auf dem Telegram-Kanal von „Freidenken Konstanz„ die Verfolgung und Vernichtung jüdischen Lebens durch die Nationalsozialisten:
„Und jetzt soll noch einer sagen, es gibt keinen Vergleich zu 1933. Die Juden durften auch nicht überall einkaufen“, schreibt Bergblume, nachdem sie geschildert hat, wie sie in einem Laden angeschrien wurde, weil sie keinen Mund-Nasen-Schutz trug.