Lea Hungerhoff hat seit einer guten Stunde Dienst im Mainau-Erlebniswald. Die Hochseilgarten-Sicherheitstrainerin wacht vom Boden oder vom Steg aus über die Kletterer. Plötzlich hört sie den Hilferuf einer jungen Frau, die im Flying Fox, einer Seilbahn, im Seil hängt. Nach einer Schrecksekunde handelt Lea Hungerhoff und steigt in den Parcours ein.
Wenig später erreicht sie die Frau, die über Rückenschmerzen klagt und kein Gefühl mehr in den Beinen hat. „Ich habe sie gekannt. Sie war mal eine Kollegin hier“, erzählt sie später. „Dann habe ich die Verletzte auf die nächste Plattform gezogen“, schildert Hungerhoff die nächste Maßnahme. Anschließend veranlasst sie, dass ein Mitarbeiter am Boden die Leitstelle über den Unfall informiert.
Diese entsendet die Höhenrettungsgruppe der Freiwilligen Feuerwehr Allensbach. Einsatzleiter Christian Kopp schickt zwei Retter über den Parcours zur Verletzen, um erste medizinische Hilfe zu leisten. Zur Stabilisierung legen sie der Patientin auch eine Halskrause an. Derweil bereiten am Boden die anderen Feuerwehrangehörigen alles für das Abseilen vor.

Alles „nur“ eine Übung
„Plötzlich sagt Paulina, du kannst mir die Halskrause jetzt abmachen. Erst da habe ich gemerkt, dass das eine Übung war. Ich habe das alles geglaubt“, berichtet Lea Hungerhoff. „Dass du so ruhig bleiben kannst“, sagt Paulina Kukofka bewundernd, nachdem sie abgeseilt worden und aus der Schleifkorbtrage gestiegen war. „Ich habe schon ein bisschen gezittert“, gibt Hungerhoff zu. „Aber das hat man dir nicht angemerkt“, lobt Kukofka, die im zurückliegenden Jahr im Erlebniswald als Guide gearbeitet hatte.

Einige Mitarbeiter der integrierten Leitstelle in Radolfzell hatten sich zur Übung ebenfalls eingefunden. Sie nahmen die Gelegenheit wahr, sich über Anfahrtswege und die Örtlichkeit zu informieren, erläuterte deren Leiter Uwe Rudolf. Darüber hinaus würden sie noch eine weitere Erkenntnis mitnehmen. „Über WLAN-Telefonie kann kein Notruf 112 abgesetzt werden“, erklärt er.
Bei WLAN-Telefonie können Mobiltelefone über WLAN und dem dahinterliegenden Internetzugang Telefonate führen. Dies ist im Erlebniswald Mainau ein Mehrgewinn für die Mitarbeiter, da die Netzversorgung der Mobilfunkbetreiber dort und im angrenzenden Biergarten Sankt Katharina unzureichend ist. Darüber hinaus gibt es einen Festnetzanschluss mit mehreren Schnurlostelefonen. Um die Kommunikation mit der Leitstelle sicherer zu machen, regt Uwe Rudolf an, dass der Erlebniswald eine priorisierte, also bevorzugt zu behandelnde, und geheime Rufnummer für Notrufe einrichten könnte.
Weitere Probeläufe stehen an
Anschließend gab es eine weitere Übung, bei der eine Person mit einer vermeintlichen Verletzung an einem Sprunggelenk aus dem Nestbaumhaus gerettet werden musste. „Da zeigte es sich, dass der Eingang zu eng und der Boden innen zu uneben wäre, um mit der Schleifkorbtrage arbeiten zu können“, erklärt Mattis Cramer vom Erlebniswald-Marketing.
Schließlich ließ Einsatzleiter Sebastian Kopp, Bruder von Christian Kopp, die „verletzte Person“ mittels eines Rettungsdreiecktuchs aus dem Nestbaumhaus transportieren und abseilen. Zum Abschluss ließen sich die Höhenretter zeigen, wie Baumkletterer arbeiten und sich gegenseitig retten können.