Stephan Glunk ist eine Institution in der Singener Fasnacht. Das sieht nicht nur die Poppele-Zunft so, die den scheidenden Zunftmeister in der Mitgliederversammlung zum Ehrenzunftmeister ernannt hat, sondern auch die Stadt Singen. Denn Oberbürgermeister Bernd Häusler hat Glunk die Bürgermedaille verliehen. Auf der Agenda standen an diesem Abend die Vorfreude auf die Eröffnung der Scheffelhalle, aber auch die Sorge um steigende Kosten für die Umsetzung der Fasnachtsveranstaltungen.
Es war ein emotionaler Abend für Stephan Glunk, der die Mitgliederversammlung der Poppele-Zunft zum letzten Mal in der Funktion des Zunftmeisters geleitet hat. Seit 1969 ist er bei den Poppele, die Rolle des Zunftmeisters hatte er seit 1992 inne. Ihm liege die Fasnet sehr am Herzen, machte er in seinen Abschiedsworten deutlich, und er werde sich weiterhin dafür stark machen, die Tradition weiterzutragen. Die Zunft wiederum zollte Glunk ihren Tribut: Die Narren haben Stephan Glunk zum Ehrenzunftmeister ernannt.
„Stephan Glunk ist für die Poppele-Zunft sehr prägend“, sagte auch Oberbürgermeister Bernd Häusler. Er habe das Brauchtum stets hochgehalten und die Fasnet in Schulen und Kindergärten getragen. Das sei ihm immer wichtig gewesen. „Und wenn man sich anschaut, wie die Kinder die Fasnet erleben, dann fällt sein Engagement auf fruchtbaren Boden“, so der OB.
Auch für die Stadt Singen habe Glunk viel getan. Er war nicht nur Lehrer und Konrektor sowie Schulleiter an der Hohentwiel-Gewerbeschule, sondern habe Führungen für Schüler aus den Partnerstädten gegeben, fürs städtische Jahrbuch geschrieben und die Sportlerehrung moderiert. Für OB und Gemeinderat viele Gründe, um Stephan Glunk eine besondere Ehrung zuteil kommen zu lassen. Der OB überreichte ihm die Bürgermedaille der Stadt Singen.
Laut OB wird die Bürgermedaille seit 25 Jahren verliehen. Träger sind unter anderem der inzwischen verstorbene Josef Bölle (als Urheber für die Städtepartnerschaft mit Pomezia), Alfred Gruber (Betriebsratsvorsitzender bei Maggi), Gabriela Unbehaun-Maier und Hermann Maier (Museum Art and Cars) oder Heinrich Holl (Betriebsratsvorsitzender bei Constellium).
Timo Heckel wird Zunftmeister
Doch wo ein Zunftmeister sein Amt niederlegt, muss auch ein Nachfolger gefunden werden. Schon länger ist bekannt, dass Poppele Timo Heckel für das Amt kandidieren wollte. Er war auch der Einzige, der sich an diesem Abend aufstellen ließ – und wurde von den Mitgliedern eindeutig als neuer Zunftmeister gewählt. „Ich bin seit 19 Jahren in der Zunft, seit 17 Jahren bin ich der Poppele-Zunft. Mir macht das richtig Freude“, sagte Heckel.
Die Zunft habe ihn geprägt und er wolle Glunks Fußstapfen mit Herz, Respekt und Energie ausfüllen. „Ich will die Tradition erhalten, die Gemeinschaft fördern und die Zukunft mit euch weiter gestalten“, so Heckel. Die Rolle des Poppele wolle er weiterführen, bis hierfür ein Nachfolger gefunden sei.

Neben der Wahl des Zunftmeisters mussten auch neue Kassenprüfer gewählt werden. Für Markus Pfoser ist Elvira Ettl neu gewählt worden, Heike Osann wurde indes wiedergewählt. Melina Tachtalis (Schellehansele) und Barbara Waibel (Rebwieber) wurden als stellvertretende Gruppenführerinnen bestätigt.
Sicherheit kostet immer mehr Geld und Personal
An diesem Abend ließ Stephan Glunk auch die vergangene Fasnet Revue passieren. So seien die Umzüge, Bälle und der Narrenspiegel ein voller Erfolg gewesen. Allerdings mache der Zunft das Thema Sicherheit bei den Freiluftveranstaltungen aus finanzieller und personeller Sicht Sorgen: Denn es brauche immer mehr Geld und mehr Leute.
Das von den Poppele erarbeitete Sicherheitskonzept mit der Stadt, der Sicherheitsfirma und der Polizei habe zu einer ausgelassenen Fasnet beigetragen. So wurden die Zufahrtsstraßen an den großen Umzügen am Schmutzigen Dunschtig und am Fasnet-Samschtig mit schweren städtischen Baustellenfahrzeugen gesichert. „Wir sind der Stadt dankbar, dass die Fahrzeuge und vor allem die städtischen Mitarbeiter die Umzüge möglich gemacht haben“, so Glunk.
Mitgliederbeiträge steigen deutlich
Doch um weiterhin die Fasnet in diesem Ausmaß stemmen zu können, müsse es auch finanziell stimmen. Daher hat die Zunft nun eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge für Aktive von 18 auf 25 Euro einstimmig beschlossen. Ab 2028 sollen die Mitglieder 28 Euro zahlen. Denn wie Säckelmeister Holger Marxer in seinem Bericht deutlich machte, werde sich die finanzielle Situation künftig verschlechtern. So habe man bei den Zunftbällen im Top10 keine Gema oder Hallenkosten zahlen müssen. Das werde mit der Verlegung zurück in die Scheffelhalle anders sein.
Die Dekoration für die Scheffelhalle müsse komplett neu beschafft werden und auch auch die Reserven in der Zeugmeisterei an Stoffen, Häsern und Orden sei sehr dünn. Hinzu kommen die Erhaltungskosten für die Zunftschüür, denn auch diese würden laut Säckelmeister steigen. Auch die Fahrten zu Narrentreffen mit Bussen und Übernachtungen würden zunehmend teurer werden. „Da müssen wir uns überlegen, ob wir in Zukunft eventuell auf das ein oder andere Narrentreffen verzichten“, so Marxer.
Trotz mancher Sorgen sei die Fasnet gut verlaufen. Die Zunftbälle seien gut angenommen worden und auch der Jahrmarkt sei ein Erfolg gewesen, sodass die Poppele für das Geschäftsjahr einen Gewinn von rund 32.000 Euro verzeichnen konnten.
Timo Heckel gab als neuer Zunftmeister einen ersten Ausblick auf das kommende Jahr. Zunächst stehe am 19. September mit der Eröffnung der neuen Scheffelhalle ein großes Ereignis bevor, worauf sich die Poppele ganz besonders freuen. Auch die erste Feier für die Poppele in der Halle steht schon fest: Am 22. November feiert der Fanfaren-Zug dort sein 70. Jubiläum. Und am 17. und 18. Januar ist die Zunft beim Narrentreffen in Ehingen zu Gast.