Wenn am Aschermittwoch der Vorhang für die Fasnet 2025 fällt, wird ein Narr wahrscheinlich besonders traurig sein. Denn die bevorstehende Fasnet wird die letzte für Stephan Glunk sein. Natürlich nicht als Narr, denn wohl kaum ein Singener ist so sehr mit der fünften Jahreszeit verbunden wie der pensionierte Lehrer. Aber als Zunftmeister der Poppele ist im Sommer dann Schluss – und das nach mehr als drei Jahrzehnten an der Spitze der Singener Narrenzunft.
„Die Funktion des Zunftmeisters war nie eine Last für mich, sondern es war immer eine ganz besonders große Freude. Aber jetzt ist es an der Zeit, den Hut zu nehmen“, sagt Glunk beim Besuch in der Singener Lokalredaktion. Der Zeitpunkt sei nun der richtige, um wieder ein wenig mehr Freiheit für sich und seine Familie zu gewinnen. „Als Zunftmeister bist du zeitlich enorm gebunden“, so Glunk. Das gelte vor allem in der Zeit vom 11.11. bis zum Aschermittwoch. „Wahrscheinlich hat nur der OB einen noch volleren Kalender in dieser Zeit.“

Stephan Glunk kann man getrost als Ur-Singener bezeichnen. Er ist vor 66 Jahren in Singen geboren. Und wie es der Zufall so will, wird er zwei Tage vor dem Schmutzigen Dunschtig 67 Jahre alt. „Die Fasnet ist mir quasi in die Wiege gelegt worden“, scherzt er. Als Elfjähriger sei Glunk in die Zunft eingetreten, das war 1969. Sein erstes Lied beim Narrenspiegel habe er 1978 gesungen.
„Bis auf ein Jahr, als ich in England zum Studieren war, hatte ich immer einen Auftritt beim Narrenspiegel.“ Und wer den Narrenspiegel der Poppele kennt, der weiß, dass der Auftritt von Stephan Glunk an der Gitarre zur Fasnet dazu gehört. Unvergessen das Lied zum Wiederaufbau der Scheffelhalle „Die Scheffelhalle, die lieben wir alle!“, das von seinem Vater Karl Glunk im Jahr 1977 zum Erhalt der Scheffelhalle verfasst wurde.
Seit 1992 – und damit seit 33 Jahren – ist Glunk schon Zunftmeister der Poppele und das Amt des Zunftmeisters ist im Hause Glunk tief verwurzelt. Auch Glunks Vater, Karl Glunk, übte das Amt des Poppele-Chefs mehrere Jahre von 1969 bis 1980 aus.
Stephan Glunk ist in Singen aber nicht nur als Zunftmeister der Poppele bekannt. Er verbrachte fast sein ganzes Berufsleben an der Hohentwiel-Gewerbeschule. Von 1985 bis 2023 war er in verschiedensten Rollen an der HGS aktiv – als Lehrer, stellvertretender Schul-Chef und Schulleiter. Oft dabei war seine Gitarre. Im Sommer 2023 wurde er in den Ruhestand verabschiedet. „Die HGS ist deine Lebensleistung“, betonte Schulleiter Stefan Fehrenbach damals.
Und wie geht es nun bei den Poppele weiter?
Im Juli bei der Hauptversammlung wird Glunk sein Amt offiziell abgeben. Aber ein anderer Singener Kult-Narr steht schon bereit und könnte zu seinem Nachfolger gewählt werden. „Ich bin glücklich, dass sich Timo Heckel bereit erklärt hat, für das Amt des Zunftmeisters zu kandidieren“, so Glunk. Timo Heckel ist in der Fasnet kein Unbekannter, seit Jahren steckt er hinter der Traditionsfigur des Poppele.
Sollte Heckel im Juli bei der Hauptversammlung ins Amt des Zunftmeisters gewählt werden, werde er laut Glunk erst einmal interimsweise beide Funktionen ausüben: „Timo wird in Personalunion auch die Rolle des Poppele weiterführen, bis hierfür ein Nachfolger gefunden ist.“
Und wie geht es für Stephan Glunk weiter?
Eines steht für Stephan Glunk außer Frage: Er wird der Singener Fasnet treu bleiben. „Nicht mehr in erster Reihe, aber ich werde nach wie vor beim Narrenspiegel auftreten“, sagt Glunk. Und dann wäre da noch die Poppele-Chronik, diese wolle er fortführen. „Die Chronik ist handschriftlich und endet 1960. Das ist zwar ein ehrgeiziges Projekt, aber das würde mir echt Spaß machen.“ Zudem werde er weiter Musik machen mit der Gruppe Bagasch Blamasch.

Angesprochen darauf, mit welchen Gefühlen er nun in seine letzte Fasnet als Zunftmeister geht, macht Glunk keinen Hehl daraus, dass es wohl ein lachendes und ein weinendes Auge geben wird. Natürlich freue er sich auf eine Fasnet ohne Termindruck, aber er wisse, dass seine Poppele in guten Händen seien. „Ich hatte die gesamte Zeit immer tolle Menschen, auf die ich mich verlassen konnte“, sagt Glunk und nennt hier vor allem den Zunftkanzler und den Säckelmeister etwa der langjährige Zunftkanzler Ali Knoblauch, der jetzige Daniel Kech oder Säckelmeister Holger Marxer..
Die Verweildauer der Personen in den Ämtern würden dies bestätigen. „Wir waren ein tolles Team, nein wir sind ein tolles Team. Denn die Poppele sind viel mehr, als nur der Zunftmeister“, betont Glunk.