Sie klopfen keine Sprüche, sondern sie tun was. Und zwar erfolgreich. Seit 2018 existiert die private Kunstschule von Luise Merle (50) und Corinna Palz (47) in Konstanz. Sie ist seither kreative Heimat für 160 Menschen, die wöchentlich dort ein- und ausgehen.
Obwohl beide positive und optimistische Frauen sind, hätten sie sich das bei ihrem ersten Zusammentreffen nicht ausgemalt. Das war zufällig und endete nach kurzer Zeit in der Erkenntnis, sich zusammenzutun und eine Kunstschule zu gründen.
Luise Merle erinnert sich: „Ich war schon immer aktiv, aber auch immer gern mit anderen zusammen.“ Als sie 2005 nach Konstanz kam, unterrichtete Merle zunächst Kunst und Englisch in mehreren Schulen, mit einem mobilen Atelier gab sie Malkurse und hielt Ausschau nach einem Atelier in Konstanz.
Raumsicherheit für die Zukunft
Parallel suchte Corinna Palz, die seit 2009 in Konstanz wohnt, für ihre Tochter eine Malschule und wurde in den ehemaligen Rieter-Werken bei der „kleinen Malschule“ fündig. „Die Schule lief gut, und ich plante, sie zu übernehmen, denn die Inhaberin wollte sie aufgeben“, erzählt die studierte Museumskundlerin. Hier fanden beide Frauen zusammen.
Schnell einigte man sich auf den Namen Kunstschule. Etwas Glück und gute Kontakte in Konstanz geben ihnen vor fünf Jahren in der Blarerstraße ein vorübergehendes Atelier. „Eine Raumsicherheit für die Zukunft wäre schon schön“, sagen beide mit Zuversicht.
„Der Renner sind die Akt-Kurse“
Das Gefühl, dass die Idee mit der Gründung einer Kunstschule richtig ist, hatten beide von Beginn an, auch weil sie sich so gut ergänzen. „Ich bin das front office“, so Merle mit einem Lachen und Palz ergänzt: „Gern arbeite ich im Hintergrund.“ Auch die Altersgruppen und Arbeitsbereiche greifen gut ineinander, denn während Palz sich eher auf die kleinen Kinder konzentriert, liegt der Fokus bei Merle auf den Teenagern und Erwachsenen.
„Der Renner sind die Akt-Kurse“, sagen beide. Erklären können sie das Phänomen nicht, wohl aber die Begeisterung an der Beschäftigung mit Kunst im Allgemeinen. „Man kommt über das Tun zu sich selbst“, betonen beide. Man sei gemeinsam in einem Raum mit den anderen verbunden und doch zugleich ganz bei sich und der eigenen Arbeit. Diese Zeit, die man sich für sich nimmt, sei unglaublich wertvoll.“
Freundschaften über Altersgrenzen hinweg
Zudem entstünden hier Freundschaften über Altersgrenzen hinweg, das sei schön zu sehen. „Es geht hier nicht um richtig oder falsch“, ergänzt Palz. „Jeder hat seine eigene Art von Kreativität, so wie jeder seine individuelle Handschrift hat.“ Merle ergänzt: „Es geht uns hier immer ums Tun, und nicht ums Ergebnis.“
Die Künstlerinnen sind im Atelier auch selbst kreativ. Hier können sie sich auf sich selbst besinnen und abschalten. Das ist aus ihrer Sicht das Wunderbare an Bildender Kunst, denn diese Art von aktiver Selbstfürsorge sei wie ein Akt des Krafttankens und funktioniere wie ein Akku-Aufladen. „Mit und in unserer Kunstschule möchten wir so vielen Kindern wie möglich die Möglichkeit geben, sich künstlerisch weiterzuentwickeln.“
Warum sie das tun? „Kunst hilft Kindern dabei, ihre Fantasie und Ausdruckskraft zu stärken. Sie lernen wichtige Werte wie Offenheit, Geduld und Selbstvertrauen, die ihnen im Leben weiterhelfen“, erklären beide. Ihr Ziel ist es, Kinder auf ihrem Weg ins Leben zu unterstützen und sie für eine positive, kreative Zukunft vorzubereiten. Dafür bieten sie verschiedene kreative Kurse, Workshops und Projekte an, die Kinder spielerisch an Kunst heranführen und ihre oft noch versteckten Talente ans Licht bringen.