Die Veranstaltungsreihe mit dem Namen Konstanzer Sommerwiese ist beendet. Die Veranstalter hingegen haben noch Arbeit vor sich, schließlich müssen noch einige Rechnungen bezahlt werden. Die vorläufige Bilanz: „Wir hatten fast 10.000 Besucher bei insgesamt 15 öffentlichen Veranstaltungen“, so Jürgen Nägele, der gemeinsam mit Christian Widmann und Kay Brüggemann zum zweiten Mal die Veranstaltung im Bodensee-Stadion ausgerichtet hat.

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Noch habe er nicht alle Rechnungen erhalten, aber Nägele geht davon aus, dass das Großprojekt, für das er etwa 200.000 Euro veranschlagt hat, mit einer schwarzen Null abgeschlossen werden kann. Auch wenn das Trio damit keinen wirtschaftlichen Erfolg erzielen konnte, so setzen sie alles daran, die Sommerwiese in die Zukunft zu führen. „Ich habe schon beim Amt für Bildung und Sport wegen eines Termins im Jahr 2022 im Stadion angefragt“, so Nägele.

Fanfarenzug und Fahnenschwinger der Niederburg eröffneten beide Weinfestabende in der Reihe Sommerwiese im Bodenseestadion.
Fanfarenzug und Fahnenschwinger der Niederburg eröffneten beide Weinfestabende in der Reihe Sommerwiese im Bodenseestadion. | Bild: Scherrer, Aurelia

Warum stecken die drei Veranstalter viel Zeit und Arbeit in ein Projekt, das sich letztlich nicht in klingender Münze auszahlt? „Ein gesundes Maß an Idealismus gehört dazu“, meint Jürgen Nägele. Mit einer großen Portion Realismus in Zeiten der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Einschränkungen ergänzt er: „Wenn man eine Firma hat, kann man nicht ein Jahr lang nichts tun, sonst hat man keine Firma mehr. Und es geht darum, eine Perspektive zu bieten. Außerdem will man ja etwas bewegen.“

Ohne Unterstützung, das steht außer Frage, hätten die Organisatoren die Veranstaltungsreihe nicht realisieren können. „Es ging nur, weil wir im Rahmen von Neustart Kultur gefördert wurden, Sponsoren hatten, das Stadion zu einem reduzierten Preis bekamen und die Lieferanten uns mit den Konditionen entgegengekommen sind“, erläutert Jürgen Nägele.

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Gleichwohl spricht er von einem Erfolg. Denn das Format, das Kulturveranstaltungen unterschiedlichster Genres – vom philharmonischen Konzert bis Open-Air-Kino – unter einer Marke vereint, „wurde von den Besuchern gut angenommen“, sagt Jürgen Nägele.

Was ihn besonders freut: „Es gab nicht ein einziges Mal Ärger auf dem Platz. Keine Schubserei, keine Rangelei, gar nichts. Das kenne ich auch anders“, sagt er aus Erfahrung. Als möglichen Grund für das friedliche Verhalten nennt er die große Freifläche und die den Corona-Auflagen geschuldeten Abstandsregelungen. Wenn es eng werde, dann sei eher Ärger vorprogrammiert.

Kann sich die Sommerwiese etablieren?

Auch die Bühnenakteure selbst hätten großes Interesse, dass die Sommerwiese sich fest im Veranstaltungskalender etabliert. „Wir wurden schon von vielen Seiten gefragt und die Vereine sind bereits mit weiteren Ideen an uns herangetreten“, sagt Jürgen Nägele.

Insa Pijanka, Intendantin der Südwestdeutschen Philharmonie, hatte überdies die Reihe im Rahmen eines Sommerwiese-Konzerts öffentlich laudiert. Das freut die Veranstalter natürlich, denn die Philharmonie ist ein wertvoller Bestandteil ihres Konzepts.

Eine musikalische Zeitreise in die 1980er Jahre unternahm die Südwestdeutsche Philharmonie bei der Sommerwiese im Bodensee-Stadion.
Eine musikalische Zeitreise in die 1980er Jahre unternahm die Südwestdeutsche Philharmonie bei der Sommerwiese im Bodensee-Stadion. | Bild: Scherrer, Aurelia

Mit der Operngala im vergangenen Jahr, dem Gemeinschaftskonzert mit der Musikschule Konstanz und mit dem 80er-Abend vor wenigen Wochen ist das Profi-Orchester auf gute Resonanz gestoßen. „Unsere Philharmonie im Stadion: Das macht einfach Spaß“, bekundet Jürgen Nägele.

Zum einen kämen auch Klassik-Begeisterte, zum anderen würden auch Nicht-Philharmonie-Besucher angesprochen. „Ich kenne einige, die mit Klassik-Orchestern nichts anfangen können, aber auf das 80er-Format angesprungen sind und begeistert waren“, sagt Nägele.

Viele weitere Ideen für künftige Formate

Für das Veranstalter-Trio steht fest: Sie wollen das Sommerwiese-Format etablieren. Allerdings: „Das hängt davon ab, ob die Stadt mitzieht und wie die Rahmenbedingungen sind“, gibt Jürgen Nägele zu bedenken. Denn: „Es geht nur gemeinsam, wenn man es dauerhaft beibehalten will“, so Nägele weiter. Die Terminanfrage hat er aber schon gestellt und die Ideenschmiede von Jürgen Nägele, Kay Brüggemann und Daniel Widmann läuft auf Hochtouren.

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Allerdings hänge die Gestaltung des Programms vom Zeitraum der Veranstaltung ab, erklärt Jürgen Nägele. „Es kommt darauf an, ob wir zweimal vier Tage oder insgesamt vier Wochen zur Verfügung haben werden.“ Denn Generalproben, wie beispielsweise von der Philharmonie, müssten ebenfalls in diese Zeitfenster auf dem Platz einkalkuliert werden.

Er persönlich würde sich für die Veranstaltungsreihe einen längeren Zeitraum wünschen. Und er könnte sich zusätzlich auch eine Theateraufführung gut im Stadion vorstellen. „Ein Freilufttheater hat immer etwas“, findet er. Eine Laiendarstelleraufführung wäre beispielsweise denkbar.

Mischt das Theater Konstanz bald auch mit?

Aber auch mit Karin Becker, Intendantin des Konstanzer Stadttheaters, will er noch Kontakt aufnehmen. Zum einen will er keine Konkurrenz zum Freilufttheater auf dem Münsterplatz aufbauen, zum anderen, glaubt er, hätte vielleicht das Theater Lust, sich bei der Sommerwiese mit einer ausgefallenen Idee einzubringen.

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„Auch Musical und Tanz, aber auch Blasmusik – wir haben viele tolle Kapellen hier im Umkreis – kann ich mir gut vorstellen. Ich bin grundsätzlich offen. Aber es muss spannend sein und zu Konstanz passen“, sagt Jürgen Nägele. Sein Grundsatz: „Wichtig ist ein schlüssiges Gesamtkonzept, wo jeder etwas nach seinem Geschmack findet, aber nicht ins Beliebige abdriftet. Das ist ein Spagat.“