Zigaretten, Benzin oder auch Schokolade: Wenn am Sonntag alles zu hat, kommen die Leute zu Daniela Klein und ihrem Team. Die stellvertretende Stationsleitung arbeitet nun seit 15 Jahren an Tankstellen – seit neun Jahren an der Aral-Tankstelle an der Bundesstraße 33 in Konstanz.
Die 43-Jährige stellvertretende Stationsleiterin hat in dieser Zeit viele Veränderungen erlebt. Darunter auch, dass ihre Gäste rücksichtloser werden. Klein ist dennoch gerne in ihrer Tankstation – und zwar vor allem wegen ihres Teams.
Pakete, Fahrerflucht und Beleidigungen
An Kleins Tankstelle gebe es öfter Ärger: an den Säulen fahren Kunden etwas kaputt oder ohne zu bezahlen davon und an der Kasse drängeln sie und werden lauter, da alles viel zu teuer sei. Zudem haben sie es oft ziemlich eilig. „Ich hab das Gefühl, die Leute werden unhöflicher und ungeduldiger“, sagt Klein.
Am Schlimmsten trete dieses Verhalten beim Abholen der Pakete in der Tankstelle zu Tage. Viele Besucher werden dazu benachrichtigt, bevor ihr Paket überhaupt da ist und Schweizer müssen ihren Reisepass dabei haben – was nicht immer der Fall ist. Werden oder können Pakete deswegen nicht rausgegeben werden, lande der Frust bei Daniela Klein und ihrem Team. „An Weihnachten sorgt ausschließlich das für mehr Stress, denn eigentlich sind die Feiertage ruhiger“, sagt Daniela Klein.
Mehr Service bedeutet auch mehr Zeit
Zusätzlich ist die Arbeit an Tankstellen in den vergangenen Jahren mehr geworden: Paketposten, Backwaren, Gerichte und Lounges sind heutzutage selbstverständlich. Für Kleins Team bedeutet das nicht selten mehr Kunden, mehr Arbeit und mehr Ärger.
Klein ist dennoch gerne bei der Arbeit. Und das, obwohl sie bereits um drei Uhr aufstehen muss und einen Zweitjob bei der ambulanten Pflege hat. „Man darf sich nicht hochheizen lassen. Mein Zweitjob erdet mich und zeigt mir, dass es Wichtigeres gibt“, sagt die 43-Jährige.
Trotzdem komme es auch vor, dass sie und ihre Kollegen sich zu einem Streit hinreißen lassen. Doch das Team halte sich gegenseitig den Rücken frei. Ist jemand von ihnen zu aufgebracht, um einen Streit zu schlichten, sagt der Mitarbeiter ein Codewort und wird sofort an der Kasse abgelöst. Doch Klein verzeihe auch schnell. „Wenn die Kunden dann wiederkommen ist das schon mal wie eine kleine Entschuldigung“, so die 43-Jährige.
Seit neun Jahren dasselbe Team
Letztendlich würden die positiven Erfahrungen an der Tankstelle überwiegen – viele mit Stammkunden von, die etwa 60 Prozent ausmachen. Darunter ein Handwerkerstammtisch, zu dem die Angestellten ein vertrautes Verhältnis habe. Hier müsse nicht auf den Ton geachtet werden, im Gegenteil: Auf ein „wo bleibt denn mein Kaffee“ entgegne Klein mit breitem Lächeln auch schon mal: „Der ist noch in Kolumbien“.
Vor allem wegen ihren Kollegen sei Daniela Klein aber gern auf der Arbeit: „Ich gebe gern damit an, dass wir seit neun Jahren dasselbe Team haben, bis auf wenige Ausnahmen.“ Das familiäre Verhältnis unter den Kollegen bestätigen Emily Hoffmann und Michael Lifka, die während des Gesprächs am Schalter sind.

Das Team mit einer gemeinsamen Schwäche für das Kartenspiel Uno sei dieses Jahr zum Betriebsausflug in die Niederlande gefahren. Um das zu ermöglichen haben sich vier Mitarbeiter aus der Nachtschicht bereit erklärt, die Tankstelle in dieser Zeit zu übernehmen. „Das hier ist was Besonderes“, sagt Daniela Klein. Durch die Kollegen würden Kundenkonflikte zwar erträglicher, aber leider nicht weniger. Daniela Klein wünscht sich deshalb mehr Geduld und Respekt. „Ich bin auch nicht stolz auf unsere Preise, aber die Leute wissen nicht zu schätzen, dass hier fast Alles beinahe rund um die Uhr da ist“, so Klein.
Zu Weihnachten bekommen sie immerhin gelegentlich kleine Aufmerksamkeiten, wie Süßigkeiten oder sogar Kuscheltiere. „Das ist nichts, worauf wir Wert legen. Aber es ist schön“, sagt Klein. Auch das Trinkgeld sei in diesen Tagen etwas mehr. Das sammelt das Team nämlich bereits für den nächsten Betriebsausflug nach Krakau.