Schüler müssen in den Container. Die Notnagellösung bei Raumnot ist für die Berchenschule, die Gemeinschaftsschule Gebhard und das Heinrich-Suso-Gymnasium vorgesehen. Die am finanziellen Krückstock gehende Kommune verschiebt Neubauten an Schulen immer wieder. Jetzt will sie fast 1,5 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre allein für Container aufwenden. Dazu kommen dringende Schulerweiterungen.

Sogar die Stadtverwaltung plädiert, sofort Gelder für Investitionen bereitzustellen, etwa die 1,4 Millionen Euro, welche die Grundschule Dingelsdorf braucht, um sich ins benachbarte alte Feuerwehrhaus zu erweitern. Für Gymnasien sind Neubauten erst in sieben bis acht Jahren anvisiert.

Neue Container ersetzen alte

An der Berchenschule stehen schon heute Container. In ihnen sind ein Aufenthaltsraum für den Ganztagsbetrieb der Werkrealschule und das Klassenzimmer einer Vorbereitungsklasse der Grundschule untergebracht. „Die sollte im Herzen der Schule sein“, sagt Rektor Oliver Fecht. Doch der Containerraum steht abseits vom Hauptgebäude. Zu diesem müssen Kinder laufen, wenn sie eine Toilette benötigen.

Dann gibt es noch Container, die stinken grässlich. An ihnen zeigt sich das ganze Drama an Konstanzer Schulen. Denn sie sind Überbleibsel der Schulsanierung aus dem Jahr 2023. Sie sollten nur für wenige Wochen Ersatz für die Klassenzimmer sein, in denen Handwerker arbeiteten. Die mobilen Räume sind so klein, dass sie nach Aussagen der Stadtverwaltung für den Regelbetrieb der Schule nicht infrage kommen.

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Wegen des Raummangels und den Anforderungen im Ganztagsbetrieb wurden sie aber nicht abgebaut. Ohne sie müssten sich 179 Grundschüler in einem Ganztagsraum drängen, und 186 Werkrealschüler in einem anderen Ganztagsraum, heißt es in den Sitzungsunterlagen für den Bildungsausschuss. Das macht keinen Sinn. Jetzt sollen wenigstens neue Container kommen. Der Berchenschule fehlen rund 1000 Quadratmeter an Fläche.

Die Stadtverwaltung empfiehlt dringend, die immer wieder aufgeschobene Erweiterung der Berchenschule in den Planungen für den Doppelhaushalt 2027/28 zu priorisieren. Oliver Fecht, Rektor der Berchenschule, fordert eine ehrliche Analyse und Perspektiven für Schulen. Wenn die Kommune nicht in der Lage sei, mehr Räume zu schaffen, könne seine Schule auch nicht alle Anforderungen erfüllen, etwa die einer Ganztagsschule. In dieser hielten sich Kinder von sieben bis 17 Uhr auf. Er fragt: „Wie muss die Umgebung aussehen, dass es allen gut geht?“

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2026 gilt der neue Rechtsanspruch

Aber würde eine Rückkehr zur Halbtagsschule Sinn machen? Ab 2026 setzt der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung ein. Diesen hat der Bund beschlossen. Die Kommunen aber müssen ihn umsetzen. Auch die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium im Land Baden-Württemberg und die neuen Juniorklassen verschärfen für Schulen die Schwierigkeiten mit den Räumen.

Heike Bierkandt, Sprecherin der Konstanzer Schulen, außer den Gymnasien, macht in der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses deutlich: „Wir Schulen fühlen uns im Regen stehen gelassen. Wir brauchen Ihre Unterstützung.“ Die Herausforderungen würden immer größer, weil Kinder mit schlechten Sprachkenntnissen kommen. Sie zeigt Bilder von überfüllten und untauglichen Materiallagern, von Brandschutztüren, die nicht funktionierten.

Heike Bierkandt sagt klar: „Wir Schulen fühlen uns im Regen stehen gelassen. Wir brauchen Ihre Unterstützung.“
Heike Bierkandt sagt klar: „Wir Schulen fühlen uns im Regen stehen gelassen. Wir brauchen Ihre Unterstützung.“ | Bild: Kirsten Astor | SK-Archiv

Patrick Hartleitner, Rektor des Suso-Gymnasiums, stellt fest: „Wir müssen irgendwo hin. Der Raumbedarf ist da. Punkt.“ Der Schulbau am geplanten Stadtviertel Hafner sei wichtig, löse aber nicht die Probleme der bestehenden Schulen. Auch er appelliert an die Stadträte, Haltung für die Schulen zu zeigen.

Patrick Hartleitner ist Rektor des Konstanzer Suso-Gymnasiums. Er erklärt: „Wir müssen irgendwo hin. Der Raumbedarf ist da. Punkt.“
Patrick Hartleitner ist Rektor des Konstanzer Suso-Gymnasiums. Er erklärt: „Wir müssen irgendwo hin. Der Raumbedarf ist da. Punkt.“ | Bild: Kirsten Astor | SK-Archiv

Im Bildungsausschuss betonen alle Fraktionen, das Geld müsse nun für die Schulen gebündelt werden. In der Vergangenheit wurde das bei Haushaltsberatungen immer wieder vergessen. „Der Zustand der Schulen ist desaströs“, stellt Marcus Nabholz, Stadtrat der CDU, fest. „Wir müssen Schulen an die erste Stelle der Finanzierung stellen.“ Er plädiert dafür, auf „Luxusinvestitionen“ wie die Umgestaltung des Stephansplatzes zu verzichten.

Marcus Nabholz meint: „Der Zustand der Schulen ist desaströs. Wir müssen Schulen an die erste Stelle der Finanzierung stellen.“
Marcus Nabholz meint: „Der Zustand der Schulen ist desaströs. Wir müssen Schulen an die erste Stelle der Finanzierung stellen.“ | Bild: Scherrer, Aurelia | SK-Archiv

Auch Manfred Hensler (FDP) wünscht sich weniger Investitionen in den Stephansplatz und in Smart Green City. Einer ruft „Bodenseeforum“ hinein, als Projekt, an dem die Stadt sparen könnte. Hensler sagt, er sei dankbar für die „ehrlichen und erschütternden“ Präsentationen der Schulleiter. Er hofft, dass sich Kooperationen mit der neuen Berufsschule ergeben, und so die Raumnot etwas gelindert werden kann.

Lokalpolitik sieht Bund in der Pflicht

Auch Anne Mühlhäußer (FGL&Grüne) stellt fest: „Wir müssen die Prioritäten im Haushalt anders setzen. Wir tun zu wenig für unsere Kinder.“ Bildung sei die Zukunft, der Bedarf an ihr werde steigen. Zahide Sarikas (SPD) betont, an Schulen dürfe nicht gespart werden. Diese seien weit weg von einer guten Ausstattung.

Anne Mühlhäuser merkt an: „Wir müssen die Prioritäten im Haushalt anders setzen. Wir tun zu wenig für unsere Kinder.“
Anne Mühlhäuser merkt an: „Wir müssen die Prioritäten im Haushalt anders setzen. Wir tun zu wenig für unsere Kinder.“ | Bild: SK

Susanne Heiß (Freie Wähler) sieht nur noch eine Lösung: Mehr Geld von Land und Bund für die Kommunen. Zuletzt mussten diese viele Millionen für den Brandschutz aufwenden. Mit solchen Auflagen seien die Aufgaben mit den vorhandenen Mitteln nicht mehr zu bewältigen, so ihr Fazit.

Auch Manfred Moßmann (Linke Liste) betrachtet es als notwendig, dass Kommune mehr Geld bekommt. „Die Zuweisungen müssen in die Höhe gehen.“ Er fordert die Parteien mit lokalen Abgeordneten auf, Einfluss zu nehmen.

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Die Wallgutschule könnte voraussichtlich Anfang 2027 Räume des Marienhauses nutzen. Zuvor allerdings müssen die Zimmer ausgestattet werden. Die Verwaltung schlägt dringend vor, die Mittel dafür im Haushalt 2026 bereitzustellen und sie nicht, wie bei den Haushaltsberatungen geschehen, ein Jahr zu verschieben. Es mache keinen Sinn, die Räume monatelang leer stehenzulassen, die die Wallgutschule so dringend braucht.