Dass der Gemeinderat die Sanierung und Erweiterung von Schulen in Konstanz immer weiter aufgeschoben hat, scheint sich zu rächen. Denn Konstanz steht vor einem millionenschweren Sanierungsstau, der sich so schnell nicht auflösen wird, wie in dieser Woche die Debatte im Bildungsausschuss zeigte.
Weil nun noch die Herausforderungen des Klimaschutzes und das Recht auf eine Ganztagesbetreuung in Grundschulen ab dem Schuljahr 2026/27 sowie knappe Geldmittel im Haushalt hinzukommen, türmen sich riesige unerledigte Aufgaben. Sogar vom Aufstellen von Schul-Containern wird mittlerweile wieder gesprochen. Der Bildungsausschuss sprach sich deshalb einstimmig für eine Sondersitzung des Gemeinderats zum Thema im Herbst aus.
Die Lage stellt sich dramatisch dar, schnelle Lösungen zeichnen sich nicht ab. Und jetzt noch die Flüchtlinge aus der Ukraine. Wenn tatsächlich 1000 Menschen kommen, darunter 500 Kinder und Jugendliche, würden sowieso alle Pläne über den Haufen geworfen, sagte Stadtrat Achim Schächtle (FDP) im Ausschuss. Dieser klammerte das Thema Flüchtlinge erst einmal aus und befasste sich mit dem Stand bei den Schulneubauten.
„Das sind die Auswirkungen, wenn wir mit den Schülerzahlen nicht Schritt halten“, sagte Frank Schädler, Leiter des städtischen Amts für Bildung. Bildungsbürgermeister Andreas Osner wertete es positiv, dass im Mai 2020 zumindest die politische Diskussion abgeschlossen wurde, welche Schulen erhalten und ausgebaut werden sollen.
Die Vorschläge der Stadträte: Achim Schächtle: Leichtbauhallen aufstellen, etwa auf der Wiese am früheren Telekomgebäude. Alfred Reichle: Für acht Millionen Euro die Halle in Dettingen bauen. Abriss der Halle an der Theodor-Heuss-Realschule erst, wenn die am Suso-Gymnasium steht.
Im Grundsatz seien auch die notwendigen Beschlüsse gefasst, doch Einsprüche von Nachbarn, Auflagen der Feuerwehr, Umweltprobleme und eigene Beschlüsse zum Klimaschutz verzögerten das Vorankommen. CDU-Stadtrat Wolfgang Müller-Fehrenbach brachte es auf den Punkt: „Wo man anfängt, klemmt es“.
SPD-Rat Alfred Reichle stellte ebenfalls fest: „Es ist schwierig und dramatisch“. Weiter sagte er: „Der Streit ums Geld wird heftiger werden.“ Till Seiler (Freie Grüne Liste) sieht Konstanz in einer Umbruchsituation, auch weil das dreigliedrige Schulsystem an sein Ende gekommen sei. Für die Werkrealschule meldeten sich nur noch 1,8 Prozent der Schüler an.
- Grundschule Wollmatingen: Rechtliche Einsprüche verzögern die Erweiterung auf drei Züge. Die Stadt kann noch keine Baugenehmigung erteilen und deshalb auch die Gewerke nicht ausschreiben. Nach aktueller Prognose ist mit dem Baustart im Frühjahr 2023 zu rechnen. Die Bauzeit betrage gut zwei Jahre. Weil es keine Raumkapazitäten mehr gibt, müssen wohl Container aufgestellt werden. Sie sollen auf dem früheren Bolzplatzgelände an der Schwaketenstraße stehen. Die Kosten für die Erweiterung in Höhe von 5,1 Millionen Euro sind in der mittelfristigen Finanzplanung veranschlagt.
- Grundschule Allmannsdorf: Die Erweiterung hatte 2012 als kleines Projekt mit der Schaffung zweier neuer Räume und dem Bau neuer Fluchtwege begonnen. Für ursprünglich zwei Millionen Euro. Inzwischen ist daraus eine Generalsanierung mit neuen Anforderungen an den Brandschutz geworden, der voraussichtlich acht Millionen Euro verschlingen wird. Die genaue Kostenermittlung steht ebenso in den Sternen wie der Baubeginn.
- Geschwister-Scholl-Schule: Im Jahr 2018 begann die mehrstufige Sanierung. Einiges wurde umgesetzt, doch dann stockte das Verfahren. Es kam zu Schwierigkeiten bei der Ausschreibung, rechtlichen Auseinandersetzungen und einer Umplanung. Die zunächst anvisierte Erweiterung im Süden wurde fallen gelassen zugunsten eines Neubaus im Norden. Dort soll der Baumbestand „nicht wertvoll“ sein, wie es in den Unterlagen für den Ausschuss heißt. Das höchste aller Ziele für dieses Jahr, in dem 500.000 Euro für die Planung zur Verfügung stehen: ein Planungsbeschluss mit der neuen Kostenschätzung. Als „Hausnummer“ gibt die Stadtverwaltung schon mal zwischen 13 und 15 Millionen Euro an.
- Suso-Gymnasium: Hier ist die Erweiterung mit dem Neubau einer Dreifachhalle geplant. Beides sei auf dem bestehenden Sportplatz machbar, stellt eine Studie fest. Doch schon bei der Bauvoranfrage gingen zahlreiche Einwände ein. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass es ein bis zwei Jahre dauert, bis überhaupt ein Wettbewerb gestartet werden kann. Noch stehen nicht mal detaillierte Raumplanung und Kostenberechnung fest. Erst dann können die Mittel dafür in den Haushalt eingestellt werden. Bis dann alles beraten und vergeben ist, vergeht wieder Zeit. Die Stadtverwaltung geht jetzt von einem Baubeginn nicht vor dem Sommer 2025 aus.