17 Frauen und Männer, die bisher im Gemeinderat Verantwortung übernommen haben, sind nach den Wahlen nicht mehr dabei. Wohl für sie alle gilt, was Oberbürgermeister Uli Burchardt zu ihrem Engagement sagte: „Sie haben gestaltet und wurden selbst geprägt“ – durch ihr Mandat haben sie die Stadt verändert und zugleich hat die ehrenamtliche Arbeit (für zuletzt 700 Euro monatliche Entschädigung) Spuren bei ihnen hinterlassen.
„Sie haben“, so der OB zu den ausscheidenden Stadträtinnen und Stadträten, „die Geschichte des gemeinsamen Ringens um das Wohl unserer Stadt mitgeschrieben“. Worauf es dabei ankam? Kompromissbereitschaft und die Bereitschaft, auch schwierige Entscheidungen zu treffen, so der OB.
Sie wurden mit dem Ehrenring ausgezeichnet
Wer sich besonders lang, zumeist mehrere Jahrzehnte, für die Stadt und ihre Bürger eingesetzt hat, kann mit dem Ehrenring der Stadt ausgezeichnet werden. Der Gemeinderat nahm fünf weitere Personen in diesen Kreis auf, dem bisher nur etwa 50 Männer und Frauen angehören:
- Günter Beyer-Köhler (FGL, 2004-2023, posthum) wurde durch seinen unerwarteten Tod auch aus dem Gemeinderat gerissen. Seine Witwe Monika nahm die Ehrung bewegt und dankbar entgegen, denn ihr Mann war ganz sicher eine „Person, die sich um die Stadt besonders verdient gemacht haben“, wie es in den Voraussetzungen für den Ehrenring heißt. Die 20 Jahre im Mandat, ebenfalls ein Kriterium, hätte er erfüllt.
- Heinrich Fuchs (CDU, 15 Jahre plus Ortschaftsrat Dingelsdorf, 2009-2024, nicht mehr angetreten) zieht so Bilanz: „Es war eine sehr lebendige Zeit“. Es sei schön gewesen, die „ganze Bandbreite“ von Themen der Stadt und Stadtgesellschaft kennenlernen und mitgestalten zu können. Seine Fraktionskollegin Heike Rawitzer würdigte ihn als uneitel und immer gut geerdet. Heinrich Fuchs sei immer seinem eigenen Anspruch treu geblieben, der geheißen habe: „Wenn Du redest, muss es besser sein, als wenn Du geschwiegen hättest“.
- Heinrich Everke (FDP, 25 Jahre, 1999-2024, nicht mehr angetreten) hat das Amt trotz all der damit verbundenen Mühen nach eigenen Angaben immer gern ausgeübt. Gemeinsam mit Horst Frank und seinem Arztkollegen Ewald Weisschedel war er Mitbegründer des Hospizvereins. Sozial-, Gesundheits- und Kulturpolitik waren ihm immer besonders wichtig. Einen Bruch in der FDP nahm er in Kauf, als er persönlich 2004 den Grünen Horst Frank als OB-Kandidaten unterstützte.
- Kurt Demmler (CDU, 27 Jahre, 1998-2024, nicht mehr angetreten) bekannte zum Ausscheiden: „Es war nicht mein Jugendtraum, Stadtrat zu werden“, doch am Mandat, das er zunächst als Nachrücker erhielt, fand er Freude und trat fünfmal wieder mit Erfolg an. In den Ortschaftsrat von Dettingen war er sogar schon 1980 gewählt worden.
- Ewald Weisschedel (Freie Wähler, 35 Jahre, 1989-2024, nicht mehr angetreten) findet es „auch ganz schön“, jetzt von der Last des Amtes entbunden zu sein. „Beinahe die Hälfte meines Lebens“ habe er in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, sagte er zum Abschied. Es sei eine „unruhige, manchmal ärgerliche, aber auch sehr erfüllende Zeit“ gewesen – kein Wunder, engagierte er sich doch vor allem beim so schwierigen Thema Klinikum.
- Peter Müller-Neff (FGL, 44 Jahre, 1980-2024, nicht wiedergewählt) war 20 Jahre für die CDU und 24 weitere Jahre für die Freie Grüne Liste im Gemeinderat. Nach dem Zerwürfnis mit der CDU trat er keiner Partei mehr bei und legte auch immer Wert darauf, in einer gewissen Unabhängigkeit der Freien Grünen Liste anzugehören. Auch darin, würdigt ihn seine wiedergewählte Fraktionskollegin Gisela Kusche, sei er „sich immer treu geblieben“.
Auch sie wurden verabschiedet
Noch nicht ganz so lange dabei wie die neuen Ehrenring-Träger, aber ebenfalls verdiente Persönlichkeiten, die im Gemeinderat viel Freizeit, Wissen, Talent und bisweilen auch Nerven eingebracht haben:
- Till Seiler (FGL, 2008-2011 sowie 2016-2024, nicht wiedergewählt) wird vor allem als Bildungs- und Umweltpolitiker vom eher linken Flügel der Grünen in Erinnerung bleiben. 2008 erstmals gewählt, schied er 2011 aus, weil er kurzfristig ein Nachrücker-Mandat im Deutschen Bundestag übernahm, dieses aber nach einem halben Jahr wieder abgab. 2016 rückte er in den Gemeinderat nach und wurde 2019 im Amt bestätigt.
- Christine Finke (Junges Forum, 2014-2024, nicht wiedergewählt) hat sich zehn Jahre lang vor allem für Familien- und Frauenthemen starkgemacht und ihre eigenen Erfahrungen als alleinerziehende Mutter in die politische Arbeit eingebracht. Auf diesem Feld bleibt sie politisch aktiv.
- Matthias Schäfer (Junges Forum, 2014-2024, nicht wiedergewählt) gehörte zu denen, die das Junge Forum Konstanz aus der Taufe hoben. Digitalisierung, Bürokratieabbau und gesellschaftlicher Wandel mit mehr Teilhabe gehörten zu seinen Kernthemen.
- Alfred Reichle (SPD, 2015-2024, nicht wiedergewählt) hat sich immer sehr für die Belange des Sports und der Vereine engagiert. Die Belange der Teilorte, insbesondere seines heimatlichen Dettingen-Wallhausen, waren ihm ein Herzensanliegen.
- Verena Vögt (Junges Forum, 2019-2024, nicht wiedergewählt) vertrat häufig die Anliegen der jungen Generationen, forderte Reformen und mehr politische Teilhabe ein und kämpfte für eine gerechte Stadt und eine gesunde Umwelt. Im Kreistag gestaltet sie weiter die Geschicke der Region mit.
- Tanja Rebmann (SPD, 2019-2024, nicht wiedergewählt) engagierte sich auf vielen Ebenen für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliche Solidarität – gerade auch in der Schul- und Kitapolitik, aber auch beim Klimaschutz und anderen generationenübergreifenden Fragen.
- Daniel Groß (CDU, 2019-2024, nicht mehr angetreten) war eine starke Stimme für sein heimatliches Wollmatingen, aber auch für das historische Erbe der Stadt. Wenn es hier eine Einordnung brauchte, war dem Historiker in aller Regel die letzte Autorität zugestanden.
- Marvin Pfister (FGL, 2019-2024, nicht mehr angetreten) erwarb sich schnell über alle Fraktionsgrenzen hinweg einen Ruf als junger, sachorientierter Stadtrat, der sich klug vernetzt und bei gegensätzlichen Positionen vermittelt, unter anderem in der Umwelt- und Bildungspolitik.
- Mohamed Badawi (FGL, 2019-2024, nicht mehr angetreten) war vor fünf Jahren Stimmenkönig. Im Gemeinderat setzte er sich für soziale Themen ein, insbesondere die Integration, aber auch für die Kultur. Aus dem gewaltigen Vertrauensvorschuss von über 25.000 Stimmen konnte er aber weniger politische Gestaltungsmacht ziehen, als viele erwartet hatten.
- Christel Thorbecke (FGL, 2020-2024, nicht mehr angetreten) kam als Nachrückerin in den Gemeinderat. Bekannt geworden war sie durch den Kampf um die Pappeln im Tägermoos. Umwelt- und Naturschutzthemen bleiben ihr großes Anliegen.
- Almut Gerhardt (FGL, 2023-2024, nicht mehr angetreten) rückte für den verstorbenen Günter Beyer-Köhler in den Gemeinderat nach. Sie gehörte dem Gremium nur ein knappes halbes Jahr an, das überdies vom Wahlkampf gekennzeichnet war.