Zwei Touristen schlendern durch die Konstanzer Innenstadt. Ihre Funktionskleidung und ihre schweifenden Blicke verraten sie. Sie stehen vor dem Konstanzer Münster und blicken verwundert Richtung Pfalzgarten. Kurz schauen sie sich an, zucken mit den Schultern und gehen weiter. Entdeckt haben sie gerade das Klimacamp, das schon seit einem Jahr neben dem Münster aufgestellt ist.
Camp verändert Stadtbild
Einer, der sich über das Klimacamp aufregt, ist Peter Schöner aus Konstanz. „Den Platz hätte ich schon lange räumen lassen. Sieht aus wie auf einer Müllhalde. Kein schöner Anblick für Konstanz“, findet er.
Schöner ist nicht der Einzige, der das Klimacamp kritisch betrachtet. Das ergibt eine Recherche des SÜDKURIER bei der Stadt Konstanz. „Vereinzelt gab es Beschwerden aus der Bürger- und der Nachbarschaft. Es ging insbesondere anfangs um Lärmbelästigungen und später eher um die dauerhafte Belegung des Platzes“, schreibt Elena Oliveira, Pressesprecherin der Stadt. Sie bestätigt den Eindruck vieler Konstanzer: Ja, das Camp habe das Stadtbild verändert.

Auch die Camper selbst wissen, dass sie nicht bei allen Stadtbewohnern auf Gegenliebe stoßen. Immerhin gab es auch schon mal einen Angriff auf das Lager. Die Camper haben trotzdem weitergemacht. Sie wollen Aufmerksamkeit für den Klimaschutz. Das Camp ist immerhin ein Zeichen des Dauerprotests – und bereits seit einem Jahr.
„Es gibt auch Begegnungen mit Kritikern. Aber wir unterhalten uns gerne mit ihnen. Auch wenn es manchmal anstrengend ist“, sagt Mau in einem Gespräch gegenüber dem SÜDKURIER. Die junge Frau gehört zu den Campern. Ihren vollständigen Namen gibt sie nicht preis. Aus Datenschutzgründen, wie die junge Frau mit den rot gefärbten Haaren behauptet.

Stadt duldet die Camper
Da der Pfalzgarten eine öffentliche Fläche und dem straßenrechtlichen Gemeingebrauch zugeordnet ist, sind die Camper von der Stadt dort nur geduldet. Die Camp-Erlaubnis könnte ihnen auch entzogen werden. Bislang habe es nur noch keinen Grund gegeben. Da aus Sicht des Bürgeramtes bislang keine Gefährdung für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung hervorginge, habe die Stadt die „versammlungsrechtliche Bestätigung für das Camp immer wieder verlängert“, schreibt Pressesprecherin Elena Oliveira.
Allerdings könnte sich das auch wieder ändern. „Wie an jedem zentral gelegenen öffentlichen Platz bestehen Nutzungskonkurrenzen. Das Klimacamp hat hier bislang davon profitiert, dass andere Nutzungen während Corona ohnehin nicht oder nur eingeschränkt stattgefunden haben“, erklärt die Oliveira. Es könne daher gut sein, dass der Pfalzgarten künftig auch wieder von anderen Nutzern gefordert werde. Dann müssten sich die Camper mit ihnen arrangieren.