Der perfekte Mix aus ein wenig grün und ein bisschen modern: Ein autonomer Bus wirkt oft wie ein Aushängeschild für eine zukunftssichere Fortbewegung. Viele Orte am Bodensee nehmen deswegen schon länger Kurs auf die selbstfahrenden Verkehrsmittel.
So findet in Friedrichshafen zurzeit ein Forschungsprojekt mit einem Kleinbus statt, der eher wie ein verglastes Wohnmobil aussieht. Zwar fährt dort noch eine Aufsichtsperson mit, dafür sind bis zu 60 Kilometer pro Stunde anvisiert. Das klingt nicht nach Spitzengeschwindigkeit, ist aber für den autonomen Nahverkehr in Deutschland so etwas wie die Königsklasse.

Schweizer lernen aus Fehlern
Die Schweizer Stadt Schaffhausen schmückt sich seit 2018 mit autonomen Bussen, wovon einer bis Herbst 2019 die Serpentinen zum Rheinfall entlang fuhr. Nachdem der Bus aber eine Fahrradfahrerin rammte und später nur defekt in der Garage stand, wurde er ausgemustert.
Nun ist in der Stadt am Hochrhein wieder ein autonomes Gefährt unterwegs, welches im Gegensatz zu seinem Vorgänger eher wie eine große Familienkutsche aussieht und auf flacher Strecke verkehrt. Eines ist dennoch gleich geblieben: Auch der neue Bus benötigt eine Aufsichtsperson, die im Notfall eingreifen könnte.

Dass ein autonomer Bus nicht immer funktioniert, zeigt das Bolu-Train-Projekt der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen. Dieser Bus sollte mit elektrischen Triebwagen und anhängbaren Fahrgastkabinen bis zu 144 Mitfahrende pro Stunde transportieren können.
Geklappt hat das leider nie: Zwar lagen die Pläne der Bimmelbahn schon auf dem Tisch, das Vorhaben scheiterte jedoch an der Finanzierung im Gemeinderat. Statt heutzutage die Bewohner durch den Ort zu kutschieren, ziehen diese heute das gescheiterte Projekt durch den Kakao.
Und was macht Konstanz?
Die Euphorie fürs autonome Fahren ist noch nicht nach Konstanz geschwappt. Hier geht es derzeit eher um praktische Themen des Stadtbusverkehrs: So wurde kürzlich über die teilweise Streichung der Linie 11 und einen ausgedünnten Fahrplan für Linie 1 diskutiert – und dann ein Kompromiss gefunden. Außerdem steigt die Stadt seit Frühjahr 2022 sukzessive auf elektrische Busse um.
Diese neuen Verkehrsmittel haben ihren Preis. Ob da noch Geld für ein autonomes Gefährt übrig ist, kann bezweifelt werden. Dazu kommt, dass es technisch nicht möglich ist, Elektrobusse zu autonomen Gefährten umzurüsten. So sagt es zumindest die Kreuzlinger Stadtverwaltung in Bezug auf ihre Busse.
Dass die Schweizer Nachbarkommune an einem autonomen Konstanzer Stadtbusverkehr interessiert ist, macht die Stadt seit 2018 klar. Gemeinsam mit Konstanz wurde damals von einem grenzüberschreitenden, autonomen Busverkehr geträumt.
Auf Nachfrage gibt die Pressestelle der Stadt Kreuzlingen jedoch bekannt, dass beide Städte aufgrund technischer und finanzieller Überlegungen entschieden haben, ein solches Projekt vorerst nicht zu forcieren. Ganz vom Tisch sei die Idee für die Kreuzlinger zwar noch nicht, zurzeit beobachte man aber ein anderes autonomes Busprojekt im Schweizer Arbon, so Caroline Leuch von der Stadtverwaltung.
Während Kreuzlingen nach Arbon schaut, blickt Konstanz nach Ehningen unweit von Stuttgart. Dort gibt es ebenfalls ein Projekt zum autonomen Fahren, das sich der Konstanzer Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter schon angeschaut hat.
Das Projekt befindet sich gerade in der dritten Phase, bei der es nach Angaben der Verantwortlichen darum geht, einen autonomen Bus in die Stadtentwicklung zu integrieren. Gut möglich, dass Norbert Reuter dort manche Ideen für Konstanz mitnehmen konnte.
Auf einen baldigen Einsatz autonomer Verkehrsmittel machen die Stadtwerke jedoch wenig Hoffnung: Viele Hersteller seien entweder insolvent gegangen oder stellten ihre Entwicklung ein, so Stadtwerke-Pressesprecher Christopher Pape. Das Unternehmen sei vor allem daran interessiert, wo ein solches Fahrzeug zu kaufen sei und was es koste, sagt Pape weiter.

Dass Konstanz also selbst den Einsatz autonomer Busse vorantreibt, ist unwahrscheinlich. Bis ein Roter Arnold ohne Fahrer die Gäste sicher zum Ziel bringt, wird es noch dauern.