Eine Stadtführung der ganz eigenen Art bietet Egon Schwär an. Er läuft verkleidet durch die Konstanzer Gassen und gibt dabei sein Programm zum Besten. Es ist eine Mischung aus Kabarett und Theater. Als Nachtwächter, Henker oder Landsknecht gibt er ganz andere Einblicke in die Stadtgeschichte.

Unter dem Motto „Die Sau rauslassen mit dem Landsknecht“ erzählt er vom Alltag der Menschen – und erklärt, wo so manches Sprichwort herkommt. Dabei ist die Verkleidung bis ins kleinste Detail geplant: Von den Stiefeln bis zur Waffe ist alles sorgsam ausgesucht.

Viele Teile bestelle er über das Internet, andere historische Stücke habe er auf einem Markt oder im Urlaub im Elsass entdeckt. Die Waffen können dabei mitunter zum Problem werden, so Schwär: „Mich wollte schon mal ein Busfahrer rausschmeißen, weil er mich für gefährlich hielt.“ Waffen in der Öffentlichkeit mitzuführen, ist verboten, außer bei theatralischen Veranstaltungen.

Das könnte Sie auch interessieren

Stadtführung mal anders

Nicht zuletzt deshalb versucht Schwär stets, in seiner Rolle aufzugehen. Dabei helfe ihm seine schauspielerische Erfahrung aus dem Bauerntheater im Schwarzwald. Dort ist der 53-Jährige aufgewachsen. Er ist gelernter Schreiner und kam für das Bauingenieurstudium nach Konstanz. Obwohl die Stadtführungen nur ein Hobby sind, haben sie auch seine Berufswahl beeinflusst. Die Liebe zum Erklären hat er nun zu seinem Hauptberuf gemacht: Als Technikredakteur verfasst er Bedienungsanleitungen.

Da er sich außerdem mit Ahnenforschung beschäftigte, kam Ulrich Büttner auf ihn zu. Gemeinsam entwickelten sie die Stadtführungen im Gewand. Schwär sagt von sich, dass er Mühe habe, sich Namen und Zahlen zu merken. Doch in seiner Rolle macht er daraus einen Vorteil: Als einfacher Mann, etwa als Nachtwächter, könne er das nicht wissen.

Das könnte Sie auch interessieren

Dafür sei er der einzige Stadtführer, der singt. Zu jedem Gewand gibt es das passende Lied – beim Landsknecht eines, das bereits fünfhundert Jahre alt ist. Ihm gehe es darum, die Menschen abzuholen. Seine Geschichten basieren dabei oft auf Legenden.

Seine Lieblingsgeschichte? Die vom nackten Ärschchen in der Niederburg

Wie etwa jener vom nackten Ärschchen. Viele Häuser in der Altstadt haben einen Spruch oder ein Symbol an der Wand. So etwas wollte der Besitzer eines Hauses in der St.-Johann-Gasse vor rund 35 Jahren auch haben. Als er mit dem Münstersteinmetz am Stammtisch zusammensaß, habe er sich von ihm das Dekolleté eines holden Weibes gewünscht. „Daraus wurde dann aber ein nacktes Ärschchen“, erzählt Schwär.

Wie Egon Schwär versuchen unzählige Menschen das nackte Ärschchen zu küssen. Insbesondere an Fastnacht – denn dann soll das Glück in der ...
Wie Egon Schwär versuchen unzählige Menschen das nackte Ärschchen zu küssen. Insbesondere an Fastnacht – denn dann soll das Glück in der Liebe ein Leben lang halten. | Bild: Lara Wiegandt

Aber – so die Konstanzer Legende – es Glück soll in der Liebe bringen, das steinerne Hinterteil über der Tür in der Niederburg zu küssen. Während seiner Lebzeiten habe sich der Eigentümer oft zu Schwär dazu gestellt, wenn er mit einer Gruppe während deiner Stadtführung vor dem Haus Halt machte. „Der Hausherr hat dann eine Geschichte zum nackten Ärschchen erzählt. Aber es war immer eine andere“, erinnert sich Schwär schmunzelnd.