Das Campus-Festival, der grenzüberschreitende Flohmarkt und die Heim-EM haben ihn eingeläutet, das Gute-Zeit-Festival und ein verkaufsoffener Sonntag im Oktober werden ihn abschließen: den Konstanzer Veranstaltungssommer. Wie jedes Jahr freuen sich viele Bürgerinnen und Bürger darauf. Wieso auch nicht, schließlich ist ja fast für jeden Geschmack und für jedes Alter etwas Passendes im Kulturangebot dabei. Das ist schön und macht unsere Stadt lebenswert.
Klar ist aber auch: Was des einen Freud ist, ist des anderen Leid. Gerade Anwohner und ältere Menschen, die viele der Veranstaltungen vielleicht gar nicht besuchen wollen – oder einfach nicht mehr können – leiden jedes Jahr unter den vielen Events. Das ist nachvollziehbar, gibt es doch kaum ein Wochenende in den Sommermonaten, das ohne größere Veranstaltungen auskommt. Und die sind für manchen zu laut, zu dreckig, zu stressig.
Deshalb ist die Frage durchaus berechtigt: Haben solche Ereignisse in der warmen Jahreszeit Überhand genommen? Und sind die Veranstaltungen ohnehin nichts mehr für Konstanzerinnen und Konstanzer, sondern nur mehr Ausverkauf der Heimat und schon längst keine lokale, bodenständige Kultur mehr? Vielleicht ja, vielleicht nein. Das liegt wohl im Auge des Betrachters und der Gäste, die diese Veranstaltungen eben deshalb (nicht) besuchen.
Die Devise ist gegenseitige Rücksicht
Wie man das persönlich sieht, ist das eine. Wie eine Stadtgesellschaft mit der hohen Ereignisdichte umgeht, das andere. Und da gibt es nur einen Weg: gegenseitiges Verständnis. Es ist die Grundlage dafür, dass alle Interessengruppen – Feierbiester und Ruhebedürftige, Veranstalter und Anwohner, Alte und Junge – gleichermaßen Rücksicht nehmen.
Wer seine Ruhe haben will, muss im Rahmen der geltenden Regeln auch mal etwas ertragen. Und wer feiern will, muss sich an diese Regeln halten. Das klappt leider nicht immer. Hier jedoch die Veranstaltungen als solche zu verteufeln, geht fehl. Nicht sie sind schuld, sondern jene Personen, die keinerlei Rücksicht auf ihre Umwelt nehmen.
Das gilt auch andersherum. Gerade junge Menschen mussten in den vergangenen Jahren auf vieles verzichten. Viele haben sich aktiv für Konstanz als ihre Heimat entschieden, eben weil hier einiges geboten ist. Und manche besuchen uns in ihrem Urlaub gerne wegen der Events.
Alle diese haben auch Rücksichtnahme auf ihre Bedürfnisse verdient. Ihnen sollten wir das Feiern nicht vermiesen. Wäre es nicht viel schöner, wenn alle gemeinsam an einem Tisch Platz nehmen und den Veranstaltungssommer gemeinsam feiern würden?