Es tut sich etwas im schwelenden Konflikt zwischen Mountainbikern, Naturschützern und Stadtverwaltung. Nachdem zuletzt auf einem Trail im Uni-Wald sogar Bretter mit verrosteten Nägeln ausgelegt wurden und nur durch Glück und Zufall niemand verletzt wurde, beraumte die Stadt am Montagabend einen virtuellen Runden Tisch an.

Jens Weimer zeigt die Stelle, an der das Nagelbrett ausgelegt war.
Jens Weimer zeigt die Stelle, an der das Nagelbrett ausgelegt war. | Bild: Schuler, Andreas

Der war eigentlich schon vor mehr als einem Jahr geplant, doch die Pandemie machte dem Ansinnen damals einen dicken Strich durch die Rechnung.

Dominik Kreische springt im Mainauwald Video: Schuler, Andreas

Mountainbikern wird vorgeworfen, sie würden den Wald für ihre Zwecke vereinnahmen und illegale Trails bauen. „Wir beobachten seit Beginn der Pandemie eine deutliche Zunahme der Biker und der Trails im Waldgebiet zwischen Litzelstetten, Egg und St. Katharinen“, sagt Mandy Krüger vom Pressebüro der Stadt. „Ein Problem: Die Waldflächen teilen sich auf drei unterschiedliche Besitzer auf: die Stadt Konstanz, das Land Baden-Württemberg und die Mainau.“

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Eberhard Klein vom Naturschutzbund beobachtet seit Beginn der Corona-Pandemie „eine enorme Zunahme des Drucks auf die Natur, mit dem unser Ökosystem überfordert ist. Das ist längst jenseits des Ertragbaren“.

Jens Weimer im Mainauwald Video: Schuler, Andreas

Besonders ärgert es ihn, wenn er Mountainbike-Strecken mitten durch unberührte Natur oder sogar Naturschutzgebiete sieht, die dort illegal gebaut wurden. „Wir als Naturschützer stehen machtlos und staunend daneben. Wir werden dieser Dinge nicht mehr Herr.“

Eberhard Klein vom Nabu.
Eberhard Klein vom Nabu. | Bild: Marinovic, Laura

Er versucht, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen die Problematik zu vermitteln. „Aber ich sehe auch hier ein Gewaltpotenzial, wenn Schilder einfach weggerissen oder beschmiert werden“, sagt Eberhard Klein. Der Runde Tisch ist in seinen Augen ein guter Ansatz, „denn es geht nur, wenn wir miteinander ins Gespräch kommen und Werte vermitteln“.

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Grundsätzlich ist das Fahren mit dem Mountainbike im Wald nur unter gewissen Umständen erlaubt. Das Waldgesetz Baden-Württemberg von 1995 regelt dies strikt.

Der städtische Pressesprecher Walter Rügert: „In Baden-Württemberg ist das Befahren von Wegen unter zwei Metern Breite, worunter Mountainbike-Trails fallen, im Wald nicht erlaubt. Die Deutsche Initiative Mountainbiken, mit der wir in Kontakt stehen, versucht seit Jahren, diese Regelung über die Landespolitik zu kippen. Allerdings noch ohne Erfolg.“

Dominik Kreische bei einem Sprung.
Dominik Kreische bei einem Sprung. | Bild: Schuler, Andreas

Daher sei das Befahren der Trails grundsätzlich verboten – also illegal. „Zumal die Trails bei uns überwiegend von den Bikern geschaffen wurden und nicht nur bereits vorhandene Wege befahren werden“, so Walter Rügert. Rund um St. Katharinen finden sich mehrere solche illegaler Strecken, die bisher von der Stadt toleriert wurden.

Jens Weimer bei einem Sprung im Mainauwald.
Jens Weimer bei einem Sprung im Mainauwald. | Bild: Schuler, Andreas

„Das ist bemerkenswert, und dafür sind wir dankbar“, sagt Biker Jens Weimer. Auch er ist überzeugt, dass es nur miteinander geht – und dass der Runde Tisch der erste Schritt Richtung Waldfrieden ist. „Jedem steht die Nutzung des Waldes zu“, sagt er.

Jens Weimer springt im Mainauwald Video: Schuler, Andreas

„Die Waldfläche ist hier ja beschränkt, und ich finde es in Ordnung, dass wir nicht alle zwei Meter einen Trail bauen. Ich habe auch nicht den Eindruck, als wäre jemand grundsätzlich gegen Mountainbiker.“

Dominik Kreische springt hoch hinaus.
Dominik Kreische springt hoch hinaus. | Bild: Schuler, Andreas

Mainauwald-Försterin Thea Straub geht davon aus, „dass die Natur nicht mehr viel verträgt. Wilde Parcours sind nicht gut und bringen Konflikte. Wir müssen weiterhin alle hören, einen Konsens finden und aneinander vorbeikommen. Allen ist bewusst, dass die Fläche knapp ist“.

Mainau-Revierförster Theo Straub.
Mainau-Revierförster Theo Straub. | Bild: Zoch, Thomas

Einer der nächsten Schritt soll eine Vereinsgründung oder eine Eingliederung der Mountainbiker in einen bestehenden Verein sein. „Damit hat die Stadt feste Ansprechpartner“, sagt Jens Weimer, der sich gerne einbringen möchte.